Auf einen Blick
- Neue Kindersitz-Norm UN ECE Reg. 129 gilt seit Oktober 2024
- Sitzerhöhungen ohne Seitenaufprallschutz erst ab 1,25 Metern erlaubt
- 17 Kindersitze getestet, 12 sehr empfehlenswert, 4 empfehlenswert
- Ein Sitz fiel durch: Formaldehyd über Grenzwert
- Jedes zweite Kind im Auto falsch gesichert
Kinder bis 12 Jahre beziehungsweise bis zu einer Grösse von 1,50 Meter müssen im Auto mit einer geeigneten Kinderrückhaltevorrichtung, also einer Sitzerhöhung mit oder ohne Rückenlehne, gesichert werden. Das ist inzwischen weitestgehend unter Eltern und Grosseltern bekannt.
Doch nun hat sich die zugrundeliegende Norm geändert. Orientierten sich die früheren Kindersitze nach Gewichtsklassen, richtet sich die neuste EU-Norm nach der Grösse des Kindes. Deshalb dürfen seit September 2024 Sitze nach der alten Norm UN ECE Reg. 44/01 und 44/02 europaweit nicht mehr eingesetzt werden.
Neue Norm in Kraft
Neu gilt die Norm UN ECE Reg. 129 für Kindersitze. Und das wiederum bedeutet: Sitzerhöhungen ohne Seitenaufprallschutz erhalten erst ab einer Körpergrösse von über 1,25 Metern eine offizielle Genehmigung. Ablesen lässt sich die Form, der ein Kindersitz entspricht, jeweils am angebrachten Prüfsiegel.
Nur logisch, prüfte der TCS nach einem ersten Test im Frühling dieses Jahres beim aktuellen Kindersitztest nur noch nach UN ECE Reg. 129 zugelassene Modelle. 17 verschiedene Kindersitze aller Grössen traten zum Test an und wurden auf die Hauptkriterien Sicherheit beim Front- und Seitenaufprall, Bedienung, Verarbeitung, Ergonomie und Schadstoffgehalt untersucht.
Die Ergebnisse sind erfreulich. Zwölf der getesteten Sitze erreichen die Empfehlung «sehr empfehlenswert». Zu den Testsiegern gehören die Modelle «Maple + Alfi Base» von Thule sowie «i + Doona i Isofix Base» von Doona. Vier Modelle erhalten ein «empfehlenswert». Diese 16 Sitze können bedenkenlos gekauft werden.
Nur ein Sitz fällt durch
Einzig der Sitz «Snuglite i-Size» von Graco fiel bei den TCS-Testern durch. Grund: Im Bezugsstoff wurde die krebserregende Chemikalie Formaldehyd in einer Menge nachgewiesen, die über dem erlaubten Grenzwert liegt. Eine mangelhafte Bewertung des Schadstoffgehalts kann auch durch gutes Abschneiden in anderen Kategorien nicht kompensiert werden und schlägt deshalb direkt auf die Gesamtnote durch.
Interessant: Die Ergebnisse der Crashtests zeigen, dass Kindersitze, in denen das Kind mit dem Rücken zur Fahrtrichtung transportiert wird, beim Frontalaufpralltest punkto Sicherheit am besten abschneiden. Grund: Diese Sitze stützen den gesamten Körper des Kindes, der beim Aufprall in die Schale gedrückt wird, und minimieren so die Belastungen für den Kopf und den Nacken.
Jedes zweite Kind falsch gesichert
Bedenklich stimmt dagegen die Erhebung der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) in Zusammenarbeit mit dem TCS aus dem letzten Jahr. Sie zeigt, dass bei jedem zweiten Kind der Kindersitz im Auto falsch genutzt wird. Die Fehler reichen dabei von der falschen Wahl des Kindersitzes über eine falsche Montage im Auto bis zu einer falschen Gurtführung beim gesicherten Kind.
Der TCS empfiehlt deshalb, beim Einbau die Bedienungsanleitungen des Sitzes und des Autos zu beachten. Ebenfalls sei es – gerade jetzt bei kälter werdenden Temperaturen – wichtig, die Winterjacke des zu sichernden Kindes auszuziehen, damit die Sicherheitsgurte so eng wie möglich am Körper des Kindes anliegen. Denn wie heisst es so schön: Ein Kindersitz nützt und schützt nur dann, wenn er auch richtig verwendet wird.