In Nachbarländern längst verboten
Schweizer Autoversicherungen diskriminieren Männer

Während eine solche Geschlechter-Diskriminierung in der EU längst verboten ist, verlangen Schweizer Autoversicherer bis heute von Männern meistens mehr Geld – wie eine Comparis-Analyse zeigt.
Publiziert: 15.03.2022 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2022 um 17:15 Uhr
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Anderswo verboten, aber in der Schweiz der Standard: Männer bezahlen bei der Autoversicherung meist höhere Prämien als Frauen.
Foto: plainpicture/Westend61/Ramon Espelt
Timothy Pfannkuchen

Gendergerechtigkeit ist zurecht eines der grossen Themen unserer Zeit. Doch eine Studie des Schweizer Internet-Vergleichsportals Comparis.ch zeigt: Schweizer Autoversicherer verlangen von Männern höhere Prämien. In anderen Ländern ist Autoversicherungs-Diskriminierung nach Geschlecht ebenso längst verboten wie die in der Schweiz übliche Prämien-Ungleichbehandlung je nach Nationalität.

EU-weit zum Beispiel müssen die Prämien der Geschlechter bereits seit zehn Jahren gleich sein. Kein Wunder, kritisiert die Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer (35): «In Zeiten von Gleichberechtigungs-Debatten sind geschlechterbasierte Versicherungsprämien aus der Zeit gefallen». Zumal es derlei beispielsweise bei einer Rechtsschutz- oder der Krankenkassen-Grundversicherung nicht gebe.

Männer mal teurer, mal billiger

Die Comparis-Analyse rechnet Vollkasko für sechs Fahrzeuge für 50 Postleitzahlen und diverse Nutzerprofile bei zwölf Versicherern durch – 46'776 Online-Angebote. Ergebnis: Männer bezahlen mangels Unisex-Tarif bis zu knapp vier Prozent höhere Prämien. Im Schnitt plus 1,3 Prozent (Frauen 1128 Fr., Männer 1143 Fr. im Jahr). Marginal? Mag sein, aber das macht es nicht weniger sexistisch. Ginge es hier zum Beispiel um Löhne, würden wir die Differenz sofort als ungerechtfertigt empfinden.

Foto: Blick Grafik

Als Grund geben die Autoversicherer statistische Daten an, anhand derer das Risiko kalkuliert werde: «Ist ein Lenker unfallfrei, bezahlt er dennoch möglicherweise eine höhere Prämie», so Auer. Wie absurd das ist, zeigt sich auch daran, dass nicht alle in Männern mehr Risiko sehen: Bei Generali zahlen nicht Männer, sondern Frauen 0,3 Prozent mehr. Bei Simpego und Wefox zahlen alle gleich. Seitens Simpego heisst es dazu laut Auer, man erkenne «bezüglich Schadenskosten keine signifikanten Unterschiede».

Ab 50 Jahren gleichgestellt

Ein Blick auf einzelne Anbieter – siehe Tabelle – zeigt: Mit durchschnittlich gut vier Prozent sind die Unterschiede bei der Postfinance in der Beispielsrechnung mit rund 44 Franken am höchsten. Interessante Nebenerkenntnis der Analyse: Comparis hat verschiedene Alter (23, 33, 43, 53 und 63 Jahre alt) untersucht. Während die 23-jährigen Männer mit 3,3 Prozent den höchsten Zuschlag zahlen, sind die Tarife bei Ü50-Männern nicht mehr höher.

Zwar müsse die Autoversicherung mit dem höchsten Aufschlag für Männer nicht die generell teuerste sein, aber ganz generell lohne häufig ein Wechsel, betont Auer. Die Expertin hofft: «Es ist durchaus möglich, dass das Geschlecht als Tarifierungs-Faktor in naher Zukunft in der Schweiz verschwindet.» Im Digital-Zeitalter gebe es andere Möglichkeiten, das Risiko und somit die Prämie individuell zu kalkulieren.

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