Nach Jahren des Wachstums gingen die Verkaufszahlen von Elektroautos 2024 in der Schweiz erstmals seit langer Zeit wieder zurück. Über die Gründe haben wir an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet. Häufig rührt die Skepsis aber auch von fehlendem Wissen oder falsch verbreiteten Behauptungen von E-Auto-Gegnern. Wir beantworten nachfolgend deshalb die 10 häufigsten Fragen rund um die E-Mobilität.
Wie weit kommen moderne Elektroautos tatsächlich?
Was bei Verbrennern der Tank ist bei E-Autos die Batterie. Bei modernen Stromern reicht die Kapazität von 40 bis über 100 Kilowattstunden (kWh) – umso grösser der Akku, desto teurer das Auto. In seiner Basisversion schafft etwa Renaults neuer R5 mit 40-kWh-Akku (ab 24'950 Fr.) laut Norm 312 Kilometer, Audis neuer A6 E-Tron mit 95-kWh-Akku (ab 84'350 Fr.) bis zu 720 Kilometer. In der Praxis muss aber mit bis zu 20 Prozent weniger Reichweite gerechnet werden.
Welche Einflüsse wirken sich negativ auf die Reichweite aus?
Nicht nur konstante Fahrten mit Geschwindigkeiten über 100 km/h (zum Beispiel auf der Autobahn) lassen die Reichweite schneller sinken, sondern auch tiefe Temperaturen. Ein grosser Wintertest des norwegischen Autofahrerverbands NAF mit 23 neuen E-Autos zeigte 2024, dass die Reichweite bei Minusgraden (im Test zwischen –2 und –10 Grad) je nach Modell um 12 bis 32 Prozent tiefer lag als im Prospekt angegeben. Im Schnitt muss mit 25 Prozent weniger Reichweite gerechnet werden.
Sind Elektroautos immer noch teurer als vergleichbare Verbrenner?
Die Preisunterschiede von Stromern zu Verbrennern werden immer geringer. Laut Experten könnten E-Autos dieses Jahr durchschnittlich erstmals günstiger werden als ihre Verbrenner-Pendants. So bietet Skoda den neuen Kompakt-SUV Elroq (400 km Reichweite, 204 PS) bereits ab 36'300 Franken an – der ähnlich grosse Karoq ist in quasi allen Versionen (ausser 115-PS-Basis) teurer. Viele Hersteller wie Citroën oder Renault bieten zudem neu vollwertige und günstige Elektro-Kleinwagen ab 25'000 Franken an.
Wie viel kosten 100 Kilometer mit dem Elektroauto?
Bei einem Strompreis von 32 Rappen pro kWh (CH-Schnitt 2024) und einem Verbrauch von 17 kWh/100 km (CH-Bestseller 2024: Tesla Model Y AWD) betragen die Stromkosten für 100 Kilometer 5.45 Franken. Beim durchschnittlichen Benziner (6,8 l/100 km) und einem Spritpreis von 1.74 Franken sind es 11.85 Fr./100 km. Während die Treibstoffkosten bei Verbrennern laut TCS mit rund 12 Prozent an den Gesamtkosten zu Buche schlagen, sind es bei Stromern nur 3,5 Prozent. Auch wenn die Energiepreise steigen, fahren E-Autos immer günstiger. Aber: Wer häufig unterwegs am DC-Schnelllader lädt, muss mit deutlich höheren Ladekosten (bis zu 1.00 Fr./kWh) rechnen.
Wie teuer ist die Installation einer Heimladestation?
Grossimporteur Amag bietet Heimladestationen inklusive Installation und Wallbox zum Fixpreis von rund 3400 Franken an – mit diesen Kosten können Eigenheimbesitzer auch bei anderen Firmen rechnen. Bei Mehrfamilienhäusern müssen die Gebäudeeigentümer zwischen 500 und 1000 Franken (je nach Anzahl Ladestationen) pro Parkplatz aufwenden, wenn der Netzanschluss genügend Leistung zur Verfügung stellt. Ansonsten sind die Investitionen hoch. Mieter können die Ladestationen häufig im Abomodell lösen und zahlen neben einer Grundgebühr (meist 50 Fr. pro Monat) lediglich den bezogenen Strom.
Brauche ich zwingend eine Heimladestation?
Nicht jeder E-Auto-Besitzer braucht eine heimische Wallbox. Im Schnitt legen Schweizer Autofahrerinnen 35 Kilometer pro Tag zurück. Die Batterie eines modernen Stromers muss somit höchstens ein Mal die Woche vollgeladen werden. Neben der Möglichkeit, das Auto am Arbeitsplatz zu laden, bieten auch viele Einkaufszentren mittlerweile Lademöglichkeiten an. Nur wer häufig weitere Strecken mit dem Auto zurücklegt, für den ist eine Lademöglichkeit zu Hause ratsam.
Gibt es genügend öffentliche Ladestationen?
Ende November 2024 zählte der Verband Swiss e-Mobility schweizweit über 19'000 Ladepunkte – mehr als 3500 davon mit DC-Schnellladeleistungen von über 50 Kilowatt. Damit verfügt die Schweiz über eines der dichtesten öffentlichen Ladenetze Europas. Während beim Laden mit Wechselstrom (AC, bis 22 kW) meist mehrere Stunden pro Vollladung nötig sind, dauert das Laden mit Gleichstrom (DC, bis zu 400 kW) bei modernen Stromern zwischen 20 und 40 Minuten, bis der Akku zu 80 Prozent gefüllt ist. Danach bricht die Ladekurve an DC-Schnellladern ein.
Haben wir überhaupt genügend Strom, um alle Autos zu elektrifizieren?
Der Strombedarf durch E-Autos wird überschätzt. Würden alle 4,5 Millionen Autos in der Schweiz elektrisch fahren, entspräche dies einem zusätzlichen Strombedarf von 12 bis 14 Terrawattstunden – gemessen am heutigen Verbrauch wären dies 15 bis 25 Prozent. Zum Vergleich: Industrie und Gewerbe brauchen 60 Prozent des Gesamtstroms. Technisch und ökonomisch ist der Mehrbedarf also problemlos zu leisten.
Wie lange hält eine E-Auto-Batterie?
Kritiker werfen Batterien in E-Autos stets mangelnde Haltbarkeit vor. Eine Analyse der Stuttgarter Tech-Beratungsfirma P3 von mehr als 7000 Elektroautos ergab nun, dass die Akkus selbst nach Hunderttausenden gefahrenen Kilometern im Schnitt noch eine Rest-Kapazität von 87 Prozent aufwiesen – die meisten Hersteller garantieren nach acht bis zehn Jahren (oder 160'000 bis 250'000 km) noch eine Kapazität von 70 Prozent. Nach dem Einsatz im «Second Life», etwa als stationärer Stromspeicher zu Hause, können E-Auto-Batterien mit modernen Verfahren zu über 95 Prozent recycelt werden.
Sind E-Autos tatsächlich «grüner» als Verbrenner?
Richtig ist: Wegen der Batterie schleppt ein E-Auto zu Beginn einen grösseren «CO₂-Rucksack» als ein vergleichbarer Verbrenner. Doch was bei der Produktion mehr an CO2 aufgewendet werden muss, holt der Stromer im Betrieb rasch auf. Beim Opel Corsa rechnet das Paul-Scherrer-Institut vor, dass die Elektro- die Benziner-Version nach rund 40'000 Kilometern in der Ökobilanz überholt. Schweizer E-Auto-Besitzer profitieren dabei auch von einem enorm hohen Anteil an erneuerbarer Energie im Strommix, der rund 80 Prozent beträgt.