Weltgrösste Automesse in Peking
Europa hat sich vom China-Schock erholt

Letztes Jahr versetzte das Autoland China die europäischen Hersteller an der Autoshow in Shanghai in Schockstarre. Am weltgrössten Branchentreff, der dieses Jahr in Peking stattfindet, sollte es nicht noch einmal so weit kommen. Was bietet Europa 2024?
Publiziert: 28.04.2024 um 07:26 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2024 um 17:24 Uhr
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Zugegeben: Die ganz grossen Reisser suchen Messegänger an der Auto China 2024 bei den deutschen Herstellern auch dieses Jahr vergeblich. So zeigt BMW neben dem dezent überarbeiteten i4 ...
Foto: Fabian Kirchbauer
Andreas Engel und Stefan Grundhoff

Ein Desaster wie 2023 sollte nicht noch einmal passieren – das hatten sich die Verantwortlichen in den Chefetagen von Audi, BMW, Mercedes und Volkswagen geschworen. Die deutschen Autobauer wurden an der letztes Jahr stattfindenden Auto China, die abwechselnd in den Millionenmetropolen Shanghai und Peking über die Bühne geht, geradezu überrollt. Die heimischen Anbieter – vom Newcomer bis zum Grosskonzern – schossen aus allen Rohren ihre zumeist elektrischen Neuheiten raus, während die Europäer in die Röhre guckten. Doch 2024 scheint der Schock verdaut – und Europa fährt zumindest etwas Glanz auf chinesischem Parkett vor.

Weltpremiere von Mini

Zugegeben: Die ganz grossen Reisser suchen Messegänger bei den deutschen Herstellern auch dieses Jahr vergeblich. So zeigt BMW neben dem dezent überarbeiteten i4 die bereits letzten Herbst vorgestellte Elektrolimousine namens Neue Klasse im 3er-Format. Auf der komplett neu entwickelten Elektro-Plattform will BMW ab 2025 eine ganz neue Produktfamilie aufziehen – schon vor dem 3er-Nachfolger soll ein Elektro-SUV im X3-Format starten.

Eine echte Weltpremiere gibts hingegen am Stand von BMW-Tochter Mini. Der Aceman (hier gehts zum ausführlichen Bericht) soll als drittes Modell die Produktpalette ab Herbst komplettieren und positioniert sich mit einer Länge von 4,07 Meter zwischen dem kleineren Mini Cooper und dem grösseren Mini Countryman. Zunächst startet der Aceman in zwei Leistungsstufen mit 184 PS (135 kW) sowie 218 PS (160 kW). Das Einstiegsmodell Aceman S mit 42,5 kWh grossem Akkupaket schafft trotz eines Normverbrauchs von unter 15 kWh/100 km nur 310 Kilometer Reichweite. Die stärkere SE-Variante mit 54-kWh-Batterie stromert dagegen rund 400 Kilometer weit.

Lambos Plug-in-Monster

Während Audi am Stand in Peking den neuen Elektro-SUV Q6 E-Tron in chinesischer Langversion zeigt und Porsche mit dem bereits vorher enthüllten Schwestermodell Macan vorfährt, rollt Mutterkonzern Volkswagen den ID. Code in die Messehallen. Der ist zwar nur eine 4,90 Meter lange Konzeptstudie, soll jedoch ein komplett neues Design einläuten und Lust auf kommende E-Autos aus Wolfsburg machen. Das Serienmodell des ID. Code dürfte zumindest in China noch dieses Jahr folgen.

Ganz auf Elektroantriebe kann auch die italienische Traumschmiede Lamborghini künftig nicht verzichten und prescht in der chinesischen Hauptstadt mit dem überarbeiteten Urus vor. Als Version SE bekommt Lambos Mega-SUV erstmals einen Plug-in-Hybrid-Antrieb eingesetzt: Dabei wird der bekannte V8-Biturbo von einer E-Maschine unterstützt, was in einer Systemleistung von gewaltigen 800 PS (588 kW) und 950 Nm Drehmoment mündet. Damit schiesst der 2,5 Tonnen schwere Teilzeitstromer (elektrische Reichweite über 60 km) in 3,4 Sekunden auf Tempo 100 und wird bis zu 312 km/h schnell. Der Start des Urus SE, den es auch weiter als reinen Verbrenner gibt, soll noch dieses Jahr erfolgen.

Ganz grosse (G-)Klasse

Das Highlight aus europäischer Sicht steht indes am Mercedes-Stand, wo neben dem Supersportler AMG GT 63 S E-Performance auch die lang angekündigte Elektroversion des Gelände-Urgesteins G-Klasse ihren grossen Auftritt hat. Der G 580 EQ (hier gehts zum ausführlichen Bericht), der sich optisch kaum vom weiterhin erhältlichen Verbrennermodell unterscheidet, glänzt mit einem 116 kWh grossen Akkupaket, das sicher geschützt im Leiterrahmen für elektrische Reichweiten von bis zu 473 Kilometern sorgen soll.

Vier E-Motoren, je einer pro Rad, kommen auf eine Spitzenleistung von 587 PS (432 kW) und gigantische 1164 Nm Drehmoment. Die einzeln ansteuerbaren Räder, dank der sich der G 580 EQ quasi auf der Stelle drehen kann, sollen die volle Geländegängigkeit des fast 3,1 Tonnen schweren Elektro-Kolosses sicherstellen. Doch auch der Preis zum Marktstart in der zweiten Jahreshälfte ist gewaltig und beträgt mindestens 162'900 Franken.

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