Vom Ur-Panda via Elettra zum Grande Panda
Die Geschichte eines grossen Kleinwagens

45 Jahre und kein bisschen müde: Im Gegenteil. Mit dem neuen Grande Panda führt Fiat sein legendäres Modell in die Zukunft. Wir blicken zurück auf die Geschichte eines grossen Kleinwagens.
Publiziert: 02.02.2025 um 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2025 um 11:54 Uhr
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Klein, aber oho. Der Fiat Panda wurde 1980 am Genfer Autosalon erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert.
Foto: zvg.

Auf einen Blick

  • Fiat Panda entwickelt sich vom italienischen Volkswagen zum modernen Stadtauto
  • Stardesigner Giugiaro bezeichnet den Panda als Haushaltsgerät auf Rädern
  • Über 7,5 Millionen Exemplare wurden bis 2020 produziert, erste E-Version schon 1990
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Streng geheim! Am 29. Februar 1980 zeigte Fiat-Boss Gianni Agnelli (1921–2003) dem damaligen italienischen Staatspräsidenten Sandro Pertini (1896–1990) zum allerersten Mal den Fiat Panda. Er sollte der neue italienische Volkswagen werden. Der Politiker zeigte sich verblüfft über die Form und die kompakten Abmessungen des Kleinwagens – wünschte dem Fiat-Chef aber viel Erfolg mit dem neuen Modell. Wenige Tage später, am 5. März 1980, wurde das Auto offiziell vor der internationalen Presse beim Genfer Autosalon präsentiert. Die Reaktionen waren mehrheitlich positiv.

Das neue, knapp 700 Kilogramm leichte Wägelchen mit der knuddeligen Bezeichnung Panda ist eine Kompaktlimousine mit Fliessheck, zwei Türen und Heckklappe sowie Vorderradantrieb und Zwei- oder Vierzylindermotörchen mit 30 oder 45 PS und einer Spitze von 115 beziehungsweise 140 km/h. Das Hauptaugenmerk des bewusst simpel gehaltenen Pandas liegt auf Funktionalität und maximaler Raumausnutzung. Innen lassen sich die Materialien abwaschen, aussen schützen grosse Plastikstossfänger vor Parkremplern.

Haushaltsgerät auf Rädern

Stardesigner Giorgio Giugiaro (86) blieb nicht viel Spielraum bei seiner 3,41 Meter kurzen Kreation. Er bezeichnete den Panda später denn auch mal wenig charmant als ein «Haushaltsgerät auf Rädern». Doch mit seinem Minimalismus fügte sich der Panda damals fast nahtlos in die Ahnenreihe von Fiat 500, Citroën 2CV Döschwo oder Renault R5 ein – und fand Gefallen beim Publikum. Allein die erste Baureihe wurde zwischen Anfang 1980 und Ende 2003 über vier Millionen Mal gebaut. Und bis 2020 waren es über 7,5 Millionen Exemplare. Mit den Jahren hat sich der Panda optisch und auch technisch von der einst eckig-kantigen Kultkiste zum rundlicheren Bärchen mit SUV-Anleihen entwickelt. Und so entfernte er sich aussen und innen immer mehr vom Minimalismus der allerersten Generation.

Der Panda übernahm gerne auch die Pionierrolle. So fand die ab 1983 in Österreich bei Steyr-Puch gebaute Version mit zuschaltbarem Allradantrieb viele Freunde, und der Panda 4x4 wurde schnell zum gefragten Günstig-Lifestyle-Freizeitabenteurer. Der kleine Allradler fuhr gar mehrmals an der Marathon-Rallye Paris–Dakar mit (siehe Box), wird aber auch heute noch gerne von Landwirten oder Zustelldiensten (Post) als günstiges, robustes und zuverlässiges Arbeitstier in den Bergen eingesetzt.

Fiat Panda an der Dakar-Rallye

2007 sollte der zweifache Rallye-Weltmeister Miki Biasion (67) mit einem vom Werk unterstützten Fiat Panda zur Dakar-Rallye antreten. Kollege Markku Alén (73) verzichtete dagegen darauf, das zweite Auto zu fahren, als er den Dakar-Panda zum ersten Mal sah. Eine weise Entscheidung. Denn Biasions kleiner Fiat wurde noch vor dem Start zur Rallye bei abschliessenden Tests von einer Sanddüne in Marokko verschluckt.

Besser lief es 2017. Der Italiener Giulio Verzeletti (67) und sein Copilot treten mit offizieller Hilfe von Fiat im Panda 4x4 Cross an. Sie durchqueren in ihrem auf 180 PS erstarkten PanDakar Argentinien, Bolivien und Paraguay über eine Distanz von knapp 9000 Kilometern, davon 4000 auf materialmordenden Wertungsprüfungen. Von 93 gestarteten Teams kommen nur 53 ins Ziel, darunter am Schluss auch Verzeletti. Und so ist der Fiat Panda das erste italienische Fahrzeug, das bei der Rallye Dakar ins Ziel kommt.

Fiat Panda: Keiner zu klein, bei der Rallye Paris-Dakar dabei zu sein.
zvg.

2007 sollte der zweifache Rallye-Weltmeister Miki Biasion (67) mit einem vom Werk unterstützten Fiat Panda zur Dakar-Rallye antreten. Kollege Markku Alén (73) verzichtete dagegen darauf, das zweite Auto zu fahren, als er den Dakar-Panda zum ersten Mal sah. Eine weise Entscheidung. Denn Biasions kleiner Fiat wurde noch vor dem Start zur Rallye bei abschliessenden Tests von einer Sanddüne in Marokko verschluckt.

Besser lief es 2017. Der Italiener Giulio Verzeletti (67) und sein Copilot treten mit offizieller Hilfe von Fiat im Panda 4x4 Cross an. Sie durchqueren in ihrem auf 180 PS erstarkten PanDakar Argentinien, Bolivien und Paraguay über eine Distanz von knapp 9000 Kilometern, davon 4000 auf materialmordenden Wertungsprüfungen. Von 93 gestarteten Teams kommen nur 53 ins Ziel, darunter am Schluss auch Verzeletti. Und so ist der Fiat Panda das erste italienische Fahrzeug, das bei der Rallye Dakar ins Ziel kommt.

1990 beschloss Fiat, den seit zehn Jahren erfolgreich gebauten Kleinwagen als reines Elektrofahrzeug herauszubringen. Das erste von einem globalen Grosshersteller serienmässig gebaute E-Auto, notabene. Der zusammen mit Steyr-Puch entwickelte Panda Elettra war eine echte Revolution. Sein Gleichstrom-Elektroantrieb leistete 9,2 kW (13 PS). Gespeist wurde er von zwei 6V-Bleibatterien im Motorraum und zehn weiteren Akkus anstelle der Rücksitze und im Kofferraum. Der über 1,2 Tonnen (!) schwere Panda Elettra fuhr maximal 70 km/h schnell, beschleunigte in 10 Sekunden von 0 auf 40 km/h und schaffte bei einem Durchschnittstempo von 50 km/h eine Reichweite von 100 Kilometern. Zwei Jahre später wurde der Elettra optimiert – sein E-Motor leistete jetzt 17,7 kW (24 PS), und die Bleibatterien wurden durch Nickel-Cadmium ersetzt. Der Elettra 2 wurde zwar noch bis 1998 gebaut, der kommerzielle Erfolg blieb allerdings überschaubar. Der elektrische Panda war seiner Zeit (noch) zu weit voraus.

Jetzt wird der Panda erwachsen

Das gilt für den jetzt zunächst als Elektroversion auf den Markt kommenden neuen Grande Panda natürlich nicht mehr. Das «Auto der Freude», wie Fiat es nennt, will weiterhin mit kompakten Abmessungen (4,00 m lang) zu fairen Preisen (ab 24’990 Franken) einen hohen Nutzwert bieten. Mit seiner 44-kWh-Batterie und 113 PS (83 kW) sowie einer Reichweite von 320 Kilometern und einer Spitze von 132 km/h ist er wie der Technikbruder Citroën ë-C3 vor allem für die City konzipiert. Optisch erinnert der Grande Panda mit seiner kantigen, dadurch aber übersichtlichen Karosserie wieder verstärkt an den Urahnen und bietet ein cleveres Detail: Ein integriertes, 4,50 Meter langes Ladekabel für Wechselstrom lässt sich, ähnlich wie bei einem Staubsauger, elegant aus der Front ziehen. Dass damit nur mit maximal 7,0 Kilowatt Strom gezapft werden kann und es somit mehr als sechs Stunden dauert, bis der kleine Akku komplett gefüllt ist, wird man dem Stadtauto gerne verzeihen.

Der Grande Panda soll später auch als Hybrid mit Dreizylinder-Motor – voraussichtlich ab rund 16’000 Franken – und als 4x4-Variante angeboten werden. Ob als Hybrid oder Elektro wollte Fiat-CEO Olivier François (63) allerdings noch nicht verraten. Doch auch wenn sich der Fiat Panda in den letzten 45 Jahren weit vom Minimalismus der allerersten Generation entfernt hat, steht er auch als Grande Panda für die ursprünglichen Tugenden und deckt die Grundbedürfnisse preisbewusster Kundinnen und Kunden ab.

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