Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. In der Schweiz waren im letzten Jahr 8,2 Prozent aller Neuwagen Stromer. Mit den Plug-in-Hybriden zusammen liessen sich 14,2 Prozent per Stecker aufladen. Fast so erfolgreich ist auch der Vormarsch der Steckermodelle in der EU auf 10,5 Prozent aller Neuwagen.
Allerdings unterscheiden sich die Verkaufszahlen gerade bei den reinen Elektroautos von Land zu Land äusserst stark, wie jetzt eine Analyse der Europäischen Vereinigung der Autohersteller (ACEA) zeigt. Der entscheidende Faktor ist – das Geld. Je ärmer ein Land, desto geringer der Elektro-Marktanteil.
Kaum E-Autos in armen Ländern
In zehn EU-Staaten haben Stromer weniger als drei Prozent Marktanteil. Diese haben eines gemeinsam: Im Durchschnitt beträgt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf unter 17'000 Euro. Gleichzeitig findet sich ein Marktanteil von über 15 Prozent, wo das BIP pro Kopf über 45'000 Euro liegt. Dies ergibt einen grossen Graben zwischen West- und Ost-, aber auch Nord- und Südeuropa.
Fast drei von vier Elektroautos (73 Prozent) werden in nur vier Ländern der EU verkauft: Schweden, die Niederlande, Finnland und Dänemark. Sie gehören nach BIP pro Kopf zu den reichsten Ländern der EU. Die restlichen 23 Mitgliedsstaaten teilen 27 Prozent aller verkauften Stromer unter sich auf.
Die fünf EU-Länder mit den wenigsten Stromern
| Land | Marktanteil E-Autos | BIP pro Person |
1. | Zypern | 0.5 Prozent | 23'580 Euro |
2. | Litauen | 1,1 Prozent | 17'460 Euro |
3. | Estland | 1,8 Prozent | 20'440 Euro |
4. | Kroatien | 1,9 Prozent | 12'130 Euro |
5. | Polen | 1,9 Prozent | 13'600 Euro |
Wären die Schweiz oder Norwegen in der EU, wäre die Schere zwischen Reich und Arm noch grösser. In der Schweiz kamen Stromer 2020 auf 8,2 Prozent Marktanteil, das BIP pro Kopf betrug 73'400 Euro (81'542 Fr.). In Norwegen kamen sie auf 54,3 Prozent, und das BIP pro Kopf liegt bei 56'800 Euro.
Die fünf EU-Länder mit den meisten Stromern
| Land | Marktanteil E-Autos | BIP pro Person |
1. | Schweden | 32,2 Prozent | 45'160 Euro |
2. | Niederlande | 25,0 Prozent | 45'790 Euro |
3. | Finnland | 18,1 Prozent | 42'940 Euro |
4. | Dänemark | 16,4 Prozent | 53'470 Euro |
5. | Deutschland | 13,5 Prozent | 40'070 Euro |
| Zum Vergleich Nicht-EU-Länder | | |
| Norwegen | 57,3 Prozent | 56'800 Euro |
| Schweiz | 8,2 Prozent | 73'400 Euro |
Politik gefordert
Der Absatz von Elektroautos hat sich zwischen 2019 und 2020 trotz Corona-Absatzkrise verdreifacht, der CO2-Ausstoss der Neuwagen ist um 12 Prozent gesunken. Damit der Fortschritt beibehalten wird, sehen die europäischen Autohersteller die EU in der Verantwortung. Sie müsse Rahmenbedingungen schaffen, damit E-Autos für alle erschwinglich würden und die armen Länder sowie Bürger nicht zurückblieben. Diese gelte es zu berücksichtigen, wenn beispielsweise die neue Abgasvorschrift Euro 7 beschlossen werde.
Nachholbedarf gibt es zum Beispiel auch bei der Förderung von öffentlichen Ladesäulen im Süden und Osten Europas. Denn in den fünf Ländern mit dem geringsten Stromer-Anteil befinden sich auch nur wenig öffentliche Lader. Jedes dieser Länder hat weniger als ein Prozent der Ladestationen in der EU. Ein weiteres Hindernis ist, dass mehr Bürger zur Miete wohnen und entsprechend weniger die Chance haben, eine eigene Ladestation zu installieren.