«Die Preise sind so hoch wie noch nie»
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Tankwart zum Benzin-Schock:«Die Preise sind so hoch wie noch nie»

Spekulation, Steuern, Rohölpreise
Darum explodieren die Benzin-Preise

So viel wie diese Woche kostete Benzin und Diesel noch nie. Der Preis eines Liters Treibstoff hängt aber nicht nur vom aktuellen Rohöl-Kurs, sondern von mehreren Faktoren ab. Von den steigenden Preisen profitiert auch der Bund.
Publiziert: 12.03.2022 um 05:03 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2022 um 10:16 Uhr
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«Die hohen Preise sind doch reine Spekulation!» Nicht nur die Tessiner Tankwart-Legende Giuseppe Ripepi (87) ärgert sich über die aktuell horrenden Preise an Schweizer Zapfsäulen.
Foto: Myrte Müller
Andreas Engel

«Die hohen Preise sind doch reine Spekulation!» Nicht nur die Tessiner Tankwart-Legende Giuseppe Ripepi (87) ärgert sich über die aktuell horrenden Preise an Schweizer Zapfsäulen. Auch viele Leserinnen und Leser fragen sich, wie viel davon tatsächlich auf die gestiegenen Rohölpreise zurückgeht – und wie viel Spekulation hinter dem Preisschock steckt. Die Frage lautet: Werden Schweizer Autofahrer an der Tankstelle gar abgezockt?

Die Schweizer Treibstoff-Importeure würden jedenfalls nicht vom Preisanstieg profitieren, meint Roland Bilang, Geschäftsführer von Avenergy Suisse, der früheren Erdölvereinigung. «Die Marge des Treibstoffhandels in der Schweiz ist immer dieselbe, ob der Beschaffungspreis für den Treibstoff nun hoch oder tief ist.» Profiteur von hohen Beschaffungspreisen sei über die Mehrwertsteuer auch der Bund – umso höher die Benzinpreise, desto höher sind auch die Steuereinnahmen. Hinzu kommt dann noch die Mineralölsteuer, für die der Schweizer Staat pro Liter Benzin knapp 77 Rappen kassiert, pro Liter Diesel sogar fast 80 Rappen. Die SVP forderte den Bund deshalb nach der Benzinpreis-Explosion auf, temporär auf diese Steuern zu verzichten, um die Autofahrer zu entlasten. Das Parlament wird den SVP-Vorschlag voraussichtlich Mitte März behandeln.

Schweiz abhängig von Weltmarkt

Die grossen Preisaufschläge an den Ölbörsen könnten laut Roland Bilang durchaus ein Hinweis darauf sein, dass auch spekulative Elemente in die Preisbildung einfliessen würden. Keinen Einfluss auf die Entwicklung der Benzinpreise hat hingegen die Tatsache, dass die Schweiz nur einen verschwindend kleinen Teil der Rohölimporte aus Russland bezieht – lediglich 8225 Tonnen waren es etwa im Jahr 2020. Zum Vergleich: Nigeria als grösster Importeur von Rohöl lieferte im selben Jahr über 1,1 Millionen Tonnen in die Schweiz. Denn, so Roland Bilang: «Erdöl wird am Weltmarkt gehandelt, die Schweiz hat keinen Einfluss auf den Weltmarktpreis des Rohöls.»

Letztlich hängt der Preis von Benzin und Diesel zwar von mehreren Faktoren ab – etwa Raffinerie- und Transportkosten sowie dem Dollar-Wechselkurs. Doch wenn der Rohölpreis dermassen stark ansteigt wie zu Beginn dieser Woche, dann klettert zwangsläufig auch der Benzinpreis an der Zapfsäule.

Autofahrer können nur hoffen

Am Mittwoch erreichte der Preis eines Barrels Rohöl rekordverdächtige 133 Dollar – Anfang Januar kostete das Fass noch 77 Dollar. Kein Wunder, waren auch Benzin und Diesel noch nie so teuer wie diese Woche: Am Dienstag sind die Preise auf einen Schlag um 25 Rappen gestiegen, seit Anfang März wurde das Benzin um 34 Rappen pro Liter teurer, Diesel gar um 41 Rappen. Die Treibstoffpreise erreichten so je nach Ort zwischendurch Werte von 2,28 Franken für den Liter Super, für Diesel gar 2,38 Franken.

Die gute Nachricht für Automobilisten: Aktuell scheint sich der Preis wieder zu stabilisieren. Gestern Freitag fiel der Ölpreis pro Fass wieder auf rund 110 Dollar. Schweizer Autofahrerinnen und -fahrer können also zumindest hoffen, dass die Preise an der Zapfsäule bald wieder sinken. Eines ist allerdings fast sicher: Solange der Krieg in der Ukraine andauert, werden sich auch die Rohöl-Preise nicht erholen.

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