Schwerer Autounfall in Deutschland
Das sagt BMW zum Unfall mit E-Prototyp

Beim Unfall am Montagabend mit einem Toten und neun Schwerverletzen war zunächst von einem autonom fahrenden BMW-Forschungsfahrzeug die Rede. Das heizt wilde Spekulationen über die Sicherheit von Roboterautos an.
Publiziert: 17.08.2022 um 15:08 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2022 um 16:06 Uhr
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Der unfallverursachende BMW iX war ein Wagen aus der BMW-Erprobungsflotte mit Strassenzulassung.
Foto: Keystone
Raoul Schwinnen

Der Unfall ist tragisch: Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei fuhr der 43-jährige Fahrer eines rein elektrischen BMW iX am Montagabend auf der B28 bei Römerstein (D) in Richtung Ulm. Aus bislang unbekannten Gründen geriet der BMW plötzlich nach links in den Gegenverkehr und verursachte einen Crash mit drei weiteren Fahrzeugen. Tragische Folge: ein Toter und neun Schwerverletzte.

Am Wagen des Unfallverursachers wiesen Kleber auf ein offizielles BMW-Testfahrzeug für autonomes Fahren hin. Was die deutschen Ordnungshüter dazu bewog, das Unfallauto in ihrer Mitteilung als «autonomes E-Testfahrzeug» zu bezeichnen. Damit heizten sie in den deutschen Medien wilde Spekulationen zur Sicherheit autonom fahrender Autos an. Verursachte das autonom fahrende «Roboterauto» den Unfall?

Es war ein BMW-Erprobungsfahrzeug

Fakt ist: BMW gibt zu, dass es sich beim Unfallauto um einen Wagen aus der Erprobungsflotte mit Strassenzulassung handle. Solche Fahrzeuge können theoretisch nicht nur zu tatsächlichen Testzwecken auf die Strasse geschickt werden, sondern auch von bestimmten BMW-Mitarbeitern privat genutzt werden. «Wir sind dabei, die genauen Umstände zu untersuchen und stehen dazu im engen Austausch mit den Behörden», heisst es von offizieller BMW-Seite.

BMW iX kann nicht autonom fahren

BMW betont aber auch, dass das betroffene Modell iX gar nicht in der Lage sei, wirklich autonom zu fahren. Und widerspricht so Gerüchten, dass der Unfall durch einen technischen Defekt des autonom fahrenden Erprobungsfahrzeugs ausgelöst wurde. Im offiziellen Statement von BMW heisst es, das verunfallte Auto habe lediglich über ein Fahrerassistenzsystem Level 2 verfügt, das heute bereits zum Standard in vielen Neuwagen gehört und die Fahrerin auf Wunsch unterstützt.

Dabei gehts aber lediglich um Funktionen wie Stauassistent oder automatischer Abstandhalter – die Lenker bleiben grundsätzlich immer in der Verantwortung. «Wirklich autonomes Fahren gibts heute erst ab Level 3», betont der BMW-Sprecher. So etwas habe in Deutschland bisher erst Mercedes auf der Strasse. Erst ab Level 3 ist es beispielsweise möglich, auf der Autobahn für längere Zeit die Hände vom Lenkrad zu nehmen.

Die fünf Level der Automatisierung

Was bedeutet autonomes Fahren und was können Fahrerassistenzsysteme auf Level 2? Grundsätzlich unterscheiden wir fünf Level der Automatisierung, wobei nur die fünfte Stufe wirklich «autonomes Fahren» bedeutet. Die Level zuvor gelten als «automatisiertes Fahren».

Level 1: Assistiertes Fahren

Bei Level 1 spricht man von «assistiertem Fahren» – also Systeme wie zum Beispiel der Abstandstempomat, der den Fahrer oder die Fahrerin unterstützen, das Fahrzeug aber nicht selbständig kontrollieren.

Level 2: Teilautomatisiertes Fahren

Anders bei Level 2: Hier können Kameras oder weitere Sensoren den Verkehr analysieren und das Fahrzeug so selbständig beschleunigen, bremsen und lenken. Entsprechende Stauassistenten sind seit Jahren in Neuwagen erhältlich. Wer am Steuer sitzt, muss aber jederzeit das Verkehrsgeschehen im Blick haben und eingreifen können, um zum Beispiel Lenkbewegungen des Autos zu korrigieren. Das gilt auch, wenn das Auto technisch bestimmte Situationen bereits alleine meistern könnte.

Level 3: Hochautomatisiertes Fahren

Kürzlich erteilte das deutsche Kraftfahrtbundesamt Mercedes die Systemgenehmigung für Fahren auf Level 3. Wer in einem solchen Auto am Steuer sitzt, darf sich vorübergehend vom Verkehrsgeschehen abwenden und die Hände vom Lenkrad nehmen. Das Auto steuert unter gewissen Voraussetzungen autonom. Erkennt das System ein Problem, signalisiert es dem Fahrer, wieder das Lenkrad zu übernehmen. Das System Drive Pilot in der Mercedes-S-Klasse ist bislang aber nur für einen Einsatz auf der Autobahn bis zu Tempo 60 km/h vorgesehen.

Level 4: Vollautomatisiertes Fahren

Heute weiterhin Zukunftsmusik sind Level 4 und 5. Wer in einem «vollautomatisierten» Fahrzeug unterwegs ist, darf sich während der Fahrt ein Schläfchen gönnen. Das Auto fährt autonom und kann bei einem Problem sicher einen Parkplatz ansteuern. Immerhin kann ein solches Fahrzeug noch von einem Menschen gesteuert werden.

Level 5: Autonomes Fahren

Erst in dieser höchsten Stufe spricht man vom «autonomen Fahren». Dann gibts im Auto nur noch Passagiere und keine Fahrer mehr. Bis diese Technik aber zugelassen wird, sind noch einige Hürden zu meistern – nicht nur technische. Es muss überall schnelles Internet geben und die Haftung bei einem Unfall mit einem solchen Roboterauto muss juristisch geklärt sein.

Noch ist in Europa völlig autonomes Fahren ohne Hände am Steuer über längere Strecken und schneller als 60 km/h nicht erlaubt.
zvg,

Was bedeutet autonomes Fahren und was können Fahrerassistenzsysteme auf Level 2? Grundsätzlich unterscheiden wir fünf Level der Automatisierung, wobei nur die fünfte Stufe wirklich «autonomes Fahren» bedeutet. Die Level zuvor gelten als «automatisiertes Fahren».

Level 1: Assistiertes Fahren

Bei Level 1 spricht man von «assistiertem Fahren» – also Systeme wie zum Beispiel der Abstandstempomat, der den Fahrer oder die Fahrerin unterstützen, das Fahrzeug aber nicht selbständig kontrollieren.

Level 2: Teilautomatisiertes Fahren

Anders bei Level 2: Hier können Kameras oder weitere Sensoren den Verkehr analysieren und das Fahrzeug so selbständig beschleunigen, bremsen und lenken. Entsprechende Stauassistenten sind seit Jahren in Neuwagen erhältlich. Wer am Steuer sitzt, muss aber jederzeit das Verkehrsgeschehen im Blick haben und eingreifen können, um zum Beispiel Lenkbewegungen des Autos zu korrigieren. Das gilt auch, wenn das Auto technisch bestimmte Situationen bereits alleine meistern könnte.

Level 3: Hochautomatisiertes Fahren

Kürzlich erteilte das deutsche Kraftfahrtbundesamt Mercedes die Systemgenehmigung für Fahren auf Level 3. Wer in einem solchen Auto am Steuer sitzt, darf sich vorübergehend vom Verkehrsgeschehen abwenden und die Hände vom Lenkrad nehmen. Das Auto steuert unter gewissen Voraussetzungen autonom. Erkennt das System ein Problem, signalisiert es dem Fahrer, wieder das Lenkrad zu übernehmen. Das System Drive Pilot in der Mercedes-S-Klasse ist bislang aber nur für einen Einsatz auf der Autobahn bis zu Tempo 60 km/h vorgesehen.

Level 4: Vollautomatisiertes Fahren

Heute weiterhin Zukunftsmusik sind Level 4 und 5. Wer in einem «vollautomatisierten» Fahrzeug unterwegs ist, darf sich während der Fahrt ein Schläfchen gönnen. Das Auto fährt autonom und kann bei einem Problem sicher einen Parkplatz ansteuern. Immerhin kann ein solches Fahrzeug noch von einem Menschen gesteuert werden.

Level 5: Autonomes Fahren

Erst in dieser höchsten Stufe spricht man vom «autonomen Fahren». Dann gibts im Auto nur noch Passagiere und keine Fahrer mehr. Bis diese Technik aber zugelassen wird, sind noch einige Hürden zu meistern – nicht nur technische. Es muss überall schnelles Internet geben und die Haftung bei einem Unfall mit einem solchen Roboterauto muss juristisch geklärt sein.

Waren die Hände am Steuer?

Entscheidender als das Level des Fahrzeugs ist jedoch die Frage, ob der Testfahrer zum Zeitpunkt des Unfalls automatisierte Fahrfunktionen aktiviert hatte und das Auto praktisch selbst navigierte, oder ob der Fahrer das Auto eigenmächtig steuerte und eventuell kurz abgelenkt war.

Auch in der heute erhältlichen Serienversion verfügt der BMW iX mit dem Driving Assistent Professional über ein System, welches das Fahrzeug dank Kameras und Sensoren in der Spur hält, selber bremst und beschleunigt. Die Hände müssen aber von Gesetzes wegen stets am Steuer sein.

Eineinhalbjähriges Kind im Auto

Gegen die Theorie, dass sich das BMW-Testfahrzeug auf einer offiziellen autonomen Probefahrt befand, spricht auch, dass das Fahrzeug voll besetzt war. Neben dem 43-jährigen Fahrer befanden sich laut Polizei noch zwei weitere Männer im Alter von 31 und 47 Jahren, sowie eine 42-Jährige und ein eineinhalb Jahre altes Mädchen im unfallverursachenden Auto. Sie alle wurden schwer verletzt. «Zukunftstechnologien testen wir sicher nicht mit voll besetzten Fahrzeugen und auf öffentlichen Strassen», sagt dazu der BMW-Sprecher nur.

Weil die als BMW-Erprobungsfahrzeuge gekennzeichneten Testwagen mit zusätzlichen Sensoren sowie Video- und Audio-Aufzeichnungsgeräten ausgerüstet sind, dürfte es bei diesem Unfall relativ einfach sein, die tatsächliche Ursache bald genau eruiert zu haben. Gemäss Blick-Einschätzungen liegt der Verdacht jedoch nahe, dass der Unfall durch menschliches Versagen (eine kurze Unaufmerksamkeit des Fahrers) verursacht wurde.

Hätte in diesem Fall ein Roboterfahrzeug mit aktiviertem Autopilot den Crash verhindern können?

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