Prozessauftakt gegen Ex-Audi-Boss Stadler
Seine Richter dürfen keine VW-Diesel fahren

Zum Auftakt des Dieselskandal-Strafprozesses gegen Ex-Audi-Boss Rupert Stadler hat seine Verteidigung einen ungewöhnlichen Antrag gestellt: Richter und sogar deren Ehepartner dürften keine Diesel des VW-Konzerns fahren – wegen möglicher Befangenheit.
Publiziert: 01.10.2020 um 15:39 Uhr
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Auftakt: Ex-Audi-CEO Rupert Stadler (57) steht ab sofort in München (D) wegen des Betrugsverdachts vor Gericht.
Foto: Audi/zVg
Timothy Pfannkuchen

Rund 300 Zeugen und eine 90 Seiten starke Anklageschrift: Der Dieselbetrug des Volkswagen-Konzerns ist einer der krassesten Auto-Skandale aller Zeiten, und in München (D) hat gestern der erste Strafprozess im VW-Abgasskandal begonnen: gegen Ex-Audi-CEO Rupert Stadler (57), Ex-Audi-Motorenchef und Porsche-Entwickler Wolfgang Hatz (61) sowie zwei weitere Ingenieure.

Stadler als prominentester Angeklagter hat bislang seine Unschuld betont und sich als Opfer dargestellt. Im Prozess dürfte es vor allem darum gehen, ob und ab wann Stadler tatsächlich von Manipulationen, die die Abgaswerte mittels Software für Tests künstlich senkten, gewusst hat. Im Falle Stadler geht es laut Staatsanwaltschaft um Betrug, Falschbeurkundung, strafbare Werbung sowie 120'000 der elf Millionen betroffenen Volkswagen-Dieselautos und 28 Millionen Euro Schaden. Bislang sollen Schadenersatz, Nachrüstungen und Strafzahlungen beim Dieselskandal Volkswagen 32 Milliarden Euro gekostet haben, parallel zum Stadler-Prozess laufen weitere Straf- und Zivilprozesse.

Machen VW-Diesel befangen?

Gleich am ersten Tag gab es einen ungewöhnlichen Antrag der Verteidigung von Stadler, dem sich Hatzs Verteidiger prompt anschloss: Richter und Schöffen (Beisitzer) der 5. Strafkammer des Münchner Landgerichts sollen Auskunft darüber geben, ob sie seit 2009 einen Diesel aus dem Volkswagen-Konzern gefahren sind – oder einer ihrer Ehepartner. Hintergrund sei ein möglicher Ausschluss vom Prozess wegen dann denkbarer Befangenheit.

Der fünf Jahre nach der Aufdeckung des Dieselbetrugs gestartete Prozess dürfte wohl etwa zwei Jahre andauern. Zum ersten Prozesstag reiste Stadler, der mehrere Monate in Untersuchungshaft gekommen und daraufhin von Audi entlassen worden war und dem nun bis zu zehn Jahre Haft drohen, übrigens nicht in einem Audi-Diesel an. Sondern in einer Mercedes S-Klasse.

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