Produktion von Teslas Semi Truck angelaufen
Jetzt startet das Biest unter den LKW

Mit mehrjähriger Verspätung ist die Produktion des Tesla-LKW Semi Truck endlich angelaufen. Erste Grosskunden haben ihre elektrischen Zugmaschinen bereits erhalten. Trotz der grossen Verzögerung dürften sie zufrieden sein: Der Semi Truck setzt Massstäbe im Segment.
Publiziert: 20.08.2023 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2023 um 18:59 Uhr
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Tesla kündigte den Produktionsstart der elektrischen Zugmaschine Semi Truck bereits für das Jahr 2019 an. Doch er verzögerte sich ein ums andere Mal.
Foto: zVg
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

«It's a beast.» Dies ist nicht etwa der Slogan der neuen Panzer-Limousine des US-Präsidenten, sondern von Teslas nun endlich anrollender LKW-Zugmaschine namens Semi Truck. Das Biest, wie Tesla es auf seiner Website kraftvoll ankündigt, wurde den jubelnden Jüngern der Elektro-Marke erstmals im Herbst 2017 präsentiert. Doch ausser einiger Prototypen und wenigen Kleinserien war vom Semi Truck bisher noch nichts auf den amerikanischen Strassen zu sehen – ursprünglich war der Produktionsstart bereits für 2019 vorgesehen.

Doch wie schon bei früheren Produkten, etwa dem neuen Roadster oder dem futuristischen Pick-up Cybertruck, konnte Tesla-Boss Elon Musk (52) seine Versprechen auch beim Semi Truck nicht halten – und so verzögerte sich der Start des Sattelschleppers ein ums andere Mal. Neben dem zu hohen Batteriegewicht war es vor allem die noch nicht ausreichende Energiedichte der Akkuzellen, die eine frühere Auslieferung verhinderten.

Truck kommt 2024 nach Europa

Doch jetzt soll die Massenproduktion endlich starten: Bereits vergangenen Dezember übergab Musk höchstpersönlich bei einem Auslieferungsevent im US-Bundesstaat Nevada die ersten Serienexemplare des Semi Truck an die Firma Pepsi – der Getränkegigant hatte bereits Ende 2017 100 Tesla-Trucks bestellt.

Alle anderen Kunden, etwa die gewichtigen Flottenbetreiber Anheuser-Busch, UPS und Walmart, warteten bislang allerdings weiterhin vergeblich auf ihre bestellten Fahrzeuge – an sich hätten dieses Jahr bereits 50'000 Semi Trucks im texanischen Tesla-Werk vom Band laufen sollen. In den nächsten Monaten soll die Produktion aber endlich hochgefahren werden. Nach Europa sollen die elektrischen Zugmaschinen im nächsten Jahr rollen, wenn die seit mehr als fünf Jahren wartenden US-Kunden abgearbeitet wurden.

Drei E-Motoren mit 1020 PS

Beeindruckend ist das Design des Trucks, der mit seiner modernen Front nicht nur sofort als Tesla zu erkennen ist, sondern für einen LKW auch einen enorm tiefen Aerodynamik-Wert von 0,36 aufweist. Dies kommt letztlich auch den Fahreigenschaften zugute, die Tesla-typisch eindrucksvoll sind: Angetrieben vom Plaid-Antrieb der Modelle S und X schafft der 1020 PS (735 kW) starke Truck mit drei E-Motoren an den beiden Hinterachsen den Spurt von 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als 20 Sekunden – und dies mit der maximal möglichen Nutzlast von 37,2 Tonnen! Alleine soll die Zugmaschine den Spurt gar in nur rund 5 Sekunden schaffen. Der Semi Truck sei «wie ein Elefant, der sich wie ein Gepard bewegt», behauptet Musk gewohnt vollmundig.

Zwischen 480 und 800 km Reichweite

Ursprünglich hätte nicht nur der Antrieb, sondern auch die Batterietechnik aus den Plaid-Modellen übernommen werden sollen. Doch mit den klassischen PW-Rundzellen hätte der Truck mindestens eine Tonne Nutzlast verloren – ein Hauptgrund, warum erst auf die finale Entwicklung der neuen Zellen gewartet wurde. Diese sollen bei gleicher Grösse bis zu 20 Prozent mehr Reichweite bringen.

Je nach Batteriepaket sollen so mit einer Akkuladung zwischen 480 und 800 Kilometer drinliegen – bei einer späteren Version soll die Reichweite laut Musk gar auf 1000 Kilometer wachsen. Den Normverbrauch gibt Tesla mit 125 Kilowattstunden auf 100 Kilometer an. Damit die Ladezeit an den neuen V4-DC-Superchargern nicht zu lang wird, ist der Semi Truck mit einem 1000-Volt-Bordnetz ausgestattet. Damit soll der Akku in rund 30 Minuten wieder zu 70 Prozent vollgeladen sein.

Massive Einsparungen

Im Vergleich zu normalen LKW verspricht Tesla Treibstoffkosten, die weniger als halb so hoch wie bei Diesel-LKW sind. Dadurch sollen Fuhrparkbetreiber innerhalb der ersten drei Jahre Einsparungen von bis zu 200'000 Dollar erzielen. Mindestens genauso gross soll der Vorteil durch Ferndiagnose, Bremsenergierückgewinnung, Over-the-air-Softwareupdates und deutlich weniger bewegliche Teile sein, die gewartet werden müssen. So sollen die Zugmaschinen deutlich mehr Zeit auf der Strasse verbringen und nur in seltenen Fällen zum Service müssen.

Preise ab 124'500 Franken

Die US-Preise beginnen aktuell bei 150'000 Dollar (131'500 Franken) für die Basisversion mit rund 480 Kilometer Reichweite, während die 800-km-Version mindestens 180'000 Dollar (158'000 Franken) kostet. In Europa sind Bestellungen bislang nur in den Niederlanden, Norwegen und Grossbritannien möglich. Dort starten die Preise bei 130'000 Euro (124'500 Franken, 480 km) beziehungsweise 150'000 Euro (144'000 Franken, 800 km).

Sicher ist: Die Zeit für Tesla drängt. Denn in den kommenden beiden Jahren plant eine Reihe internationaler Hersteller, Lastwagen und Zugmaschinen mit Elektro- und Brennstoffzellenantrieben auf den Markt zu bringen, die mit dem Semi Truck konkurrieren.

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