Sie sprechen nicht gerne darüber: Gehts um Absatz- und Umsatzzahlen sowie Preise, lassen sich die Schweizer Auto-Importeure nicht gerne in ihre Karten schauen. Auf unsere Umfrage geben sich einige der grossen Importeure sehr schweigsam und zugeknöpft.
«Unsere Geschäftsleitung hat mich informiert, dass wir zum aktuellen Zeitpunkt auf ein Statement zu den Fragen nach den Absatzzielen, Kaufanreizen und Preissenkungen verzichten», muss Toyota-Sprecher Björn Müller antworten. Auch BMW-Sprecher Fabio Zingg sagt, dass er nichts sagen darf: «Wir geben nie Prognosen zu Absatz- und Umsatzzahlen ab.» Und bei Mercedes gibt man sich vorsichtig. So meint Sprecher Roger Welti: «Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen können wir weder zu Absatzzielen für 2024 noch zur künftigen Preisentwicklung Aussagen machen.»
Das zeigt, das Thema ist brisant, die Verunsicherung in der Branche gross. Denn: Wer jetzt seine Listenpreise senkt, könnte eine regelrechte Lawine lostreten. So wie das eben in unserem nördlichen Nachbarland Deutschland gerade passiert. Dort läuft bereits ein erbitterter Preiskampf und tobt eine Rabattschlacht. Diverse Marken wie Tesla oder BYD haben ihre Listenpreise nach unten gesenkt. Und Opel verschleudert seit letzter Woche seine Neufahrzeuge mit fast schon unmoralisch günstigen Leasingangeboten.
VW senkt die Listenpreise
Aber auch bei uns in der Schweiz geraten die Neuwagenpreise ins Rutschen. So kündigt VW, die in unserem Land deutlich am meisten gekaufte Marke, besondere Kaufanreize für die Schweizer Kundinnen und Kunden an. VW-Sprecher Christian Frey verspricht, «dass die Listenpreise der reinelektrischen VW-ID-Modelle deutlich gesenkt werden, um so die Elektromobilität für noch mehr Kunden in der Schweiz erschwinglich zu machen.»
Dazu lanciert VW in der Schweiz auf fast allen ID-, aber auch ausgewählten Verbrenner-Modellen das Sondermodell United. Dieses bietet ein sehr umfangreiches Ausstattungspaket zu attraktiven Konditionen. «Die Preisvorteile der United-Sondereditionen betragen je nach Modell bis zu 8750 Franken», so Christian Frey.
Während VW in der Schweiz vorprescht, zeigen sich die weiteren durch die Amag importierten Marken zurückhaltender und warten vorerst ab. So antwortet Skoda-Sprecherin Sandra Zippo auf unsere Fragen nur: «Werden Kaufanreize geschaffen, werden wir diese zu gegebener Zeit kommunizieren.» Ähnlich tönts bei Audi, wo Sprecherin Rebecca Lindemann immerhin verraten darf, dass punktuell Kaufanreize für einzelne Modelle geplant sind. Wann und für welche Modelle? «Dazu werden wir zu gegebener Zeit kommunizieren», folgt dann die stereotype Standardauskunft.
Sondermodelle als Nachlässe
Bei Seat und Cupra werden Preisnachlässe in Form von Sondermodellen gewährt. So gibts gemäss Sprecherin Karin Huber bei Seat über die gesamte Produktpalette die Sondermodellreihe Move. Dazu kommt für den heuer sein 40-jähriges Jubiläum feiernde Ibiza eine preislich spannende, spezielle Anniversary Limited Edition. Bei Cupra heisst die Sondermodell-Reihe für die Modelle Leon, Ateca und Formentor Inicio. «Weitere Kaufanreize», so Karin Huber, «könnten später im Jahr dazukommen.»
Wollte sich Mercedes-Sprecher Roger Welti erst nicht in die Karten blicken lassen, lässt er sich dann doch noch entlocken, dass auch Mercedes-Kundinnen und -Kunden in den Genuss günstiger Leasing-Angebote und Preisvorteile auf Modelle wie A-Klasse, GLA, C-Klasse T-Modell oder GLC kämen.
Ford gibt die Importsteuer nicht weiter
Kommunikativer als viele Kolleginnen und Kollegen zeigt sich Ford-Pressesprecher Dominic Rossier. «Natürlich wird Ford Schweiz auch in diesem Jahr attraktive Kaufanreize schaffen. Aktuell sind die Modelle Puma, Focus, Kuga (ausgenommen die neue Facelift-Variante) und der vollelektrische Mustang Mach-E mit einem sehr attraktiven Nullprozent-Tiefzinsleasing erhältlich», gibt er Auskunft. Das Angebot gelte zudem auch für Lagerfahrzeuge der Modellreihen Fiesta, S-Max, Galaxy und Explorer PHEV. «Und wer bei Ford bar kaufen statt leasen möchte, kommt aktuell in den Genuss einer dreiprozentigen Barkaufprämie», so der Ford-Sprecher.
Aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung musste Ford seine Preise zwar leicht anheben – aber nicht beim populären Kuga und beim elektrischen Mustang Mach-E. «Beim Mustang wälzen wir auch die seit dem 1. Januar fällige Importsteuer von vier Prozent auf Elektrofahrzeuge nicht auf unsere Kunden ab», sagt Dominic Rossier.
Zusammenfassend: Die Listenpreissenkung von VW in der Schweiz könnte ebenso Signalwirkung haben wie die bereits zahlreich lancierten Sondermodelle der verschiedenen Marken. Das wiederum zeigt, dass es sich für Konsumentinnen und Konsumenten lohnt, die diversen Angebote gut zu vergleichen und nach Aktionen und Rabatten zu fragen. Gerade bei den Elektromodellen dürften zudem bald weitere Preissenkungen anstehen. Denn weiterhin zögern offenbar viele Schweizerinnen und Schweizer, ob sie sich tatsächlich ein rein elektrisches Auto zulegen sollen.