In der Schweiz sind Elektrobusse in der City eigentlich nichts Besonderes: Während andere Länder Trolleybusse aufgegeben hatten (und teils wieder entdecken), blieb die Schweiz den Oberleitungs-Bussen stets treu – auch dank lokaler Anbieter wie zum Beispiel dem Busriesen Hess aus Bellach SO.
Doch nicht überall gibt es Oberleitungen, auf dem Land schon gar nicht. Also kommen parallel zu immer mehr Elektro-Lastern zunehmend E-Busse ins Spiel. Zwei Beispiele: Bis 2024 will die Postauto AG 100 E- und Wasserstoff-Busse betreiben. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) beschaffen ab Herbst 15 Solobusse von genau jenem Typ, den MAN auf Europatournee schickte.
Europatournee via Zürich
Zwar ist die Stadt mit festen Routen und -zeiten bei geringen Distanzen die Paradestrecke des MAN Lion’s City 12 E. Aber die 2500-Kilometer-Tour von MAN sollte zeigen, dass elektrisch über Land klappt. In zehn Tagen fuhr der Elektrobus von München (D) via Zürich, Strassburg (F) und Brüssel (B) ins irische Limerick. Distanz: 2500 Kilometer – mit 72 kWh pro 100 Kilometer.
Ein toller Wert, schliesslich brauchen handelsübliche E-SUVs häufig über 25 kWh – ohne über 40 Sitzplätze zu verfügen. Möglich macht dies effiziente Technik: Die Rekuperationsrate auf der Europafahrt betrug knapp 21 Prozent – der Bus holte ein Fünftel der Energie zurück. In der City wären 40 Prozent mit 300 kW Rekuperationsleistung möglich. Jeder Stopp erzeugt wieder Strom.
Akkus sind auf dem Dach
Sechs Lithium-Ionen-Akkus mit 480 kWh sitzen, um keinen Platz im Inneren zu opfern, auf dem Dach. Nachgeladen wurde auf der Tour realitätsnah in den Busdepots mit 150 kW. «2025 wird rund die Hälfte aller neuen Busse Elektroantrieb bekommen», schätzt Viktor Schaub, Produktmarketing MAN, «bis 2030 rechnen wir mit einem Elektroanteil von 80 bis 90 Prozent.»
Der Lion’s City 12 E ist in Zwölf-Meter-Version und als 18-Meter-Gelenkbus zu haben. Der E-Motor hinten leistet 218 PS (160 kW), hat satte 2100 Nm und boostet kurzzeitig 326 PS (240 kW) und 3400 Nm. Die Reichweite liegt bei 550 Kilometer im Stadtbetrieb, und auf der Europa-Tournee mit 41 km/h im Durchschnitt (limitierte Spitze 83 km/h) waren es meist über 400.
Preis rund doppelt so hoch
Mit 550'000 Franken Basispreis ist so ein Stromer doppelt so teuer wie ein Diesel. Doch die Betriebskosten sind tiefer, und die sauberere Luft und weniger Lärm lassen kaum eine Wahl. «Es gibt in einigen Ländern Ausschreibungen, in denen nur noch Elektrobusse zugelassen sind», sagt uns Schaub dazu.