Neues 2er Coupé schon gefahren
BMW rettet die Tradition

Der 2er-BMW gilt als das Spassmobil unter den Modellen aus München. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den Nachfolger. Eine Fahrt im getarnten Prototypen soll zeigen, ob der Neue diesen Erwartungen gerecht wird.
Publiziert: 18.05.2021 um 10:01 Uhr
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In einem Jahr startet das neue 2er Coupé von BMW.
Foto: BMW
Wolfang Gomoll

Könnte sich jemand die Schweiz ohne Uhren oder Fondue vorstellen? Wohl kaum. Es sind diese Traditionen, die uns die Identität geben. In der Autoindustrie lassen viele Marken solche Traditionen wegen den zunehmenden strengeren Abgasvorschriften aussterben. Jüngstes Beispiel: Die neue C-Klasse von Mercedes. Selbst die AMG-Sportversionen wird es künftig nur noch mit Vierzylindermotor geben.

Kein Wunder befürchteten die BMW-Fans das Schlimmste in Bezug auf den neuen 2er. Kaum ein Modell steht für die Münchner Traditionen wie das sportliche Coupé. Sein dynamischer Heckantrieb und der kraftvolle Reihensechszylinder bieten Fahrspass wie sein Urahn der BMW 2002 von 1968. Doch das seit letztem Jahr erhältliche 2er Gran Coupé gibts wie die eine Klasse höher angesiedelte C-Klasse nur noch mit vier Zylindern. Droht dem Zweitürer das gleiche Schicksal?

2er ist nicht gleich 2er

Nein! BMW hält an seinen Traditionen fest und bietet sein Einstiegs-Coupé weiterhin mit sechs Zylindern an. Auch am Heckantrieb hält BMW fest, was nach dem 2er Gran Coupé etwas überraschend kommt, da dieses nur über Front- oder Allradantrieb verfügt. Wie das geht? Weil beide Fahrzeuge eine unterschiedliche Grundarchitektur haben, obwohl sie zur 2er-Baureihe gehören. Während das Gran Coupé vom 1er abstammt, teilt sich das neue 2er Coupé die Technik mit dem grossen Bruder 4er.

Das führt dazu, dass der neue 2er stämmiger und wuchtiger dasteht als sein Vorgänger. Vorne ist die Spur um 52 Millimeter breiter, hinten sind es 31 Millimeter. Unterstrichen wird die neue Grösse durch ausgestellte Radläufe, die sich unter der Tarnfolie abzeichnen. Dazu kommt noch der um satte 50 Millimeter längere Radstand. Unterm Blech gibts zusätzliche Versteifungen und Streben und ein erhöhter negativer Sturz. Ziel: Besseres Handling und mehr Fahrdynamik. Dazu generiert die neue Aerodynamik 50 Prozent weniger Auftrieb als beim Vorgänger.

Ans Steuer

Genug der Theorie. Wir schwingen uns hinter das Steuer des noch getarnten BMW M240i-Prototypen, bei dem die Ingenieure noch mitten in den Erprobungsfahrten sind. Er kombiniert den 374 PS (275 kW) starken Reihensechszylinder mit einem hecklastig ausgelegten 4x4. Damit schwingt das gut ausbalancierte Coupé freudig um die Kurven – auf Landstrassen wie auf der Rennstrecke. Wenn der Übermut des Fahrers die physikalischen Grenzen etwas austesten will, hilft die Traktion der Vorderachse und zieht den Vorderwagen aus der Ecke heraus. Allerdings ist die Lenkung noch nicht so mitteilsam, wie man es von den bayerischen Fahrzeugen gewöhnt ist. Den Prestigesprint auf Tempo 100 schafft er in 4,5 Sekunden.

Nicht ganz so brachial agiert der BMW 230i. Hier ist das Coupé mit Heckantrieb und dem 245 PS (180 kW) starken Vierzylinder bestückt. Der Motor schiebt den Zweitürer engagiert an und ist mit einer Sprintzeit von 0 auf 100 km/h von 5,9 Sekunden nur unwesentlich langsamer als der grosse Bruder. Der 230i ist rund 200 Kilogramm leichter, was sich beim Einlenken und in Kurven durch eine leichtfüssige Vorderachse bemerkbar macht.

Egal mit welchem Motor, das neue 2er Coupé dürfte die Tradition von BMWs sportlichen Zweitürern nächstes Jahr ehrenvoll fortführen. Und letzte Zweifler dürfte der später folgende M2 verstummen lassen.

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