Seit Porsche nach dem VW-Abgasskandal, die Diesel ausmusterte, drücken die Plug-in-Hybride bei Porsche die CO2-Emissionen. Weil: Ihr Werksverbrauch wird – vereinfacht gesagt – auf den ersten 100 Kilometern mit am Start voller Batterie gemessen. Logisch, so schafft man bei einer rein elektrischen Reichweite von über 50 Kilometern auch mit über 500 PS Fabelverbräuche von unter drei Litern. Tricksen? Nö, geltende gesetzliche Vorschriften.
Und auch die Kundschaft findets gut: Beim Nobel-Viertürer Panamera machen die Stecker-Versionen zum Nachladen an der Steckdose in Europa inzwischen 60 Prozent aus. Sogar die Topversion war bisher ein Plug-in. Zur Modellpflege kommt jetzt noch eine neue dritte Plug-in-Variante mit 560 PS Systemleistung bei theoretisch nur rund zwei Litern Verbrauch auf 100 Kilometern hinzu. «Sie wird weitere Kunden vom Plug-in-Antrieb überzeugen», sagt Baureihenleiter Thomas Friemuth. Und beim CO2-nochmals helfen. Deshalb durfte sein Team für den neuen Panamera Turbo S richtig hinlangen.
Turbo S statt nur Turbo
Der leistet mit neu 630 PS satte 80 PS mehr als der bisherige! Bis zu 820 Newtonmeter maximales Drehmoment liefert der Vierliter-Biturbo-V8, braucht nur 3,1 Sekunden bis Tempo 100 katapultiert das Zweitonnen-Auto auf 315 km/h Spitze. Mit 10,7 l/100 km genehmigt er sich aber auch das fünffache seiner Schwestermodelle mit Stecker.
Ernsthaft ausprobieren kann man das natürlich nur auf abgesperrter Rennstrecke. Die am deutschen Bilster Berg nahe Hannover ist eine Achterbahn; jeder Meter ist gekurvt oder liegt in Steigung oder Gefälle. Beim Einlenken macht die neue Lenkung die zwei hinteren Türen vergessen, so flink fegt der Turbo S um die Ecken. Und beim Herausbeschleunigen fliegt man dank der irren Leistung direkt dem nächsten Bremspunkt entgegen. Jedenfalls im Sport-Plus-Modus; ansonsten ist sogar der Turbo S druckvoll, aber komfortabel abgestimmt.
Strom und Sprit spannen zusammen
Ähnlich spektakulär fährt sich der neue 4S E-Hybrid. Sein 2,9-Liter-V6 liefert 440 PS; dazu kommen nochmals 136 PS von einem ins 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe integrierten Elektromotor. Bei Leistungswerte lassen sich technisch begründet nicht einfach addieren; die Systemleistung beträgt daher 560 PS. Und die machen den Plug-in beim Überholspurt auf der Landstrasse mindestens so eindrücklich wie den Turbo S: In 3,7 Sekunden sind 100 km/h, die Spitze liegt bei 298 km/h. Mehr Batteriekapazität – 17,9 statt 14,1 Kilowattstunden (kWh) bisher – macht bis 54 Kilometer rein elektrisches Fahren möglich. Vor allem erstaunt die Bandbreite: Gelassen gefahren, segelt der Plug-in gut ein Drittel der Zeit mit abgeschaltetem Verbrenner übers Land und kann mit sensiblem Gasfuss nur mit dem E-Motor am Rollen gehalten werden. Drückt man drauf, lässt er dagegen fast alles stehen, was so auf öffentlichen Strassen unterwegs ist.
Antrieb: 2,9-l-V6-Biturbo-Benziner 440 PS (324 kW), 550 Nm@2000/min, Elektromotor 136 PS (100 kW), 400 Nm@ 1/min, Systemleistung 560 PS (412 kW), 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allrad
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,7 s, Spitze 298 km/h
Masse: L/B/H = 5,05/1,94/1,42 m, 2225 kg, Ladevolumen 403–1242 l
Verbrauch: Werk 2,0 l/100 km, 47 g/km CO2 (WLTP), Energie D
Preis: ab 162'300 Franken
Antrieb: 2,9-l-V6-Biturbo-Benziner 440 PS (324 kW), 550 Nm@2000/min, Elektromotor 136 PS (100 kW), 400 Nm@ 1/min, Systemleistung 560 PS (412 kW), 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allrad
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,7 s, Spitze 298 km/h
Masse: L/B/H = 5,05/1,94/1,42 m, 2225 kg, Ladevolumen 403–1242 l
Verbrauch: Werk 2,0 l/100 km, 47 g/km CO2 (WLTP), Energie D
Preis: ab 162'300 Franken
Ausserdem überarbeitet wurde der GTS, der neu 20 PS mehr und damit 480 PS leistet. Er schaut krawalliger aus als der Turbo S und fühlt sich auch direkter und giftiger an – der GTS ist die eigentliche Sportversion. Dass ihm 150 PS zum Turbo S fehlen, merkt niemand, wenn er nicht gerade beide auf der Rennstrecke vergleicht.
Anpassungen nur im Detail
Beim Start des Porsche Panamera 2009 hatten die Fans der Marke gerade das SUV Cayenne verdaut, da schlug ihnen ihre Lieblingsmarke schon mit dem nächsten neuen Modell auf den Magen. Alles vergeben und verziehen. Bei der Panamera-Überarbeitung liess Friemuth sogar die Finger weg vom Design, das den Kunden noch immer gefalle. Bis auf Details: Die Leuchten schauen jetzt aus wie beim 911 abgeschaut. Die Hecklichter werden aus langen schmalen LED aufgestapelt; das lässt den Panamera von hinten viel filigraner wirken. Die Front trägt eine neue Schürze und zwei schmale Lichtbänder je Tagfahrlicht.
Je nach Version werden die Frontschlünde grösser. Mit der neuen Lenkung für alle Versionen wurden auch Fahrwerks- und Fahrdynamikregelung neu abgestimmt und die zahlreichen Assistenten lernten dazu. Ein Porsche, der für seinen Fahrer die Spur hält? Vor zehn Jahren hätten Porsche-Fans den Kopf geschüttelt: Unnütz, wir können Autofahren.
Starke Plug-in-Hybride kommen später
Der erste Panamera rollte 162'000 Mal in sieben Jahren vom Band. Die zweite Generation brauchte für 160'000 bloss noch vier Jahre, dank des neuen Kombis namens Sport Turismo. Er lässt sich mit bis zu 1384 Litern Ladevolumen mit allen Motoren ordern. Inzwischen gibts sogar eine verlängerte Exekutive-Version mit mehr Platz im Font, die für alle Versionen bis auf den GTS lieferbar ist. Den sonst angebotenen Basis-Panamera mit 330 PS und Hinterradantrieb spart sich Porsche Schweiz – bei uns ist der Allrad Standard.
Die Preise beginnen beim Panamera 4 mit 330 PS bei 121'800 Franken; die Kombi-Version kostet jeweils 3600 Franken Aufpreis. Der neue 4s E-Hybrid startet ab 162'300 Franken; der Turbo S kommt auf mindestens 230'100 Franken – fast doppelt so viel wie die Basis. Damit ist aber noch nicht Schluss in der Panamera-Preisliste: Die überarbeiteten beiden Topversionen mit Plug-in-Hybrid folgen etwas später und dürften den Turbo S deutlich toppen bei Leistung und Preis.