Nach Zahlungszusagen von fast 50 Millionen Euro
Solarauto Sion gerettet?

Vor vier Wochen schien das Solarauto-Projekt Sion von Sono Motors mangels Finanzen gescheitert. Jetzt gibts wieder Hoffnung. Blick traf Sono Motors-Mitgründer und Co-Geschäftsführer Jona Christians in Zürich.
Publiziert: 29.01.2023 um 13:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2023 um 18:48 Uhr
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Noch vor vier Wochen schien das Solarauto-Projekt Sion (kommt von Vision) gescheitert.
Foto: ZVG.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Eigentlich hätte das seit 2016 geplante Solarauto Sion (der Name kommt von Vision) schon vor vier Jahren in Serie gehen sollen (hier die erste Prototypen-Fahrt). «Doch es gab immer wieder Rückschläge, und wir machten auch Managementfehler», gibt Sono- Motors-Gründungsmitglied und Co-Geschäftsführer Jona Christians (28) bei unserem Gespräch diese Woche in Zürich unumwunden zu.

Alleine im letzten Jahr verbrannte die börsenkotierte Sono Motors mit ihren inzwischen rund 420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in München (D) über 100 Millionen Euro. Um dieses Jahr wie geplant mit der Vorserie zu starten und das fertige Fahrzeug Sion 2024 auf die Strasse zu bringen, braucht Sono Motors dringend frisches Kapital. Mit einer dramatischen Videobotschaft wandten sich die Gründer Jona Christians und Laurin Hahn deshalb vor Weihnachten an ihre Community: «Unsere letzte Chance ist, dass 3500 Kunden einen ermässigten Kaufpreis von 25’000 Euro ohne Vorsteuer für ihren Solar-Sion komplett vorauszahlen.» Für ihre jüngste Kapitalbeschaffung setzten sich die Münchner Jungunternehmer eine Frist bis Ende Januar 2023. Diese wurde inzwischen bis Ende Februar verlängert. «Gelingt es uns bis dann nicht, frisches Geld zu beschaffen, ist unser Projekt gescheitert», sagten die zwei noch vor einem Monat.

Die Sono-Motors-Pioniere

Inspiriert wurden Jona Christians (29) und seine zwei Sono-Motors-Mitgründer Laurin Hahn (29) und Navina Pernsteiner (33, ist im Herbst 2020 ausgestiegen) von nachhaltigen Start-ups im Technologiebereich wie dem niederländischen Unternehmen Fairphone und der Non-Profit-Organisation TED. Nach seinem Schulabschluss 2012 begann Jona Christians, seine Vision eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts ohne fossile Brennstoffe zu entwickeln und zu realisieren. Als das gemeinsame Projekt immer mehr Zeit in Anspruch nahm und sich etablierte, beschloss er, sein Studium der Informatik und Experimentalphysik nicht fortzusetzen, sondern sich vollkommen der Entwicklung des Sion und der Leitung von Sono Motors zu widmen.

Inspiriert wurden Jona Christians (29) und seine zwei Sono-Motors-Mitgründer Laurin Hahn (29) und Navina Pernsteiner (33, ist im Herbst 2020 ausgestiegen) von nachhaltigen Start-ups im Technologiebereich wie dem niederländischen Unternehmen Fairphone und der Non-Profit-Organisation TED. Nach seinem Schulabschluss 2012 begann Jona Christians, seine Vision eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts ohne fossile Brennstoffe zu entwickeln und zu realisieren. Als das gemeinsame Projekt immer mehr Zeit in Anspruch nahm und sich etablierte, beschloss er, sein Studium der Informatik und Experimentalphysik nicht fortzusetzen, sondern sich vollkommen der Entwicklung des Sion und der Leitung von Sono Motors zu widmen.

Wirkten die jungen Geschäftsführer damals vor Weihnachten völlig geknickt, scheinen sie nur einen Monat später wieder deutlich optimistischer. Wir treffen vor einigen Tagen in einer Zürcher Industriehalle auf einen zuversichtlichen Jona Christians. Mit seinem Team und zwei von total 18 Sion-Prototypen macht er gerade eine Europa-Roadshow, um seiner Community und den Sion-Fans den aktuellen Entwicklungsstand des Solarfahrzeugs zu demonstrieren. Und natürlich erhofft er sich dabei auch weitere neue Geldgeber.

Fast 50 Millionen und 1500 neue Kontakte

«Wir sind auf Kurs», freut sich Co-Geschäftsführer Christians. «Wir haben inzwischen mehr als 44’000 Reservierungen für unseren Sion. Seit unserem Aufruf sind über 1500 neue Anzahlungszusagen dazu gekommen.» Er spricht von fast 50 Millionen Euro, die dank der jüngsten Kampagne #savesion zusammengekommen sind. Im Zuge dieser Finanz-Sympathiewelle seien zudem auch weitere gute Kontakte zu neuen Investoren entstanden. «Wir haben zwar noch nicht die erforderlichen 100 Millionen Euro zusammen», so Christians. «Aber mithilfe der bis jetzt generierten Mittel sollte es uns möglich sein, die Finanzierungslücke bis zur Vorserie zu schliessen. Und es bleiben uns ja noch einige Tage», fügt er schmunzelnd an.

Die Vision von Sono Motors

Das Münchner Start-up Sono Motors, seit November 2021 an der Börse, möchte die globale Mobilität grundlegend revolutionieren. Das Unternehmen will dazu jedes Fahrzeug mit Solarzellen ausstatten. Dafür hat es eine eigene revolutionäre Solartechnologie entwickelt, die neben dem eigenen Solarfahrzeug Sion auch eine nahtlose Integration in eine Vielzahl von weiteren Fahrzeugtypen (zum Beispiel Busse, LKW oder Anhänger) ermöglicht, um so deren Reichweite zu erhöhen und die CO₂-Emissionen zu senken.

Dieser von der Sion-Entwicklung unabhängige B2B-Solargeschäftszweig funktioniert inzwischen profitabel. So gibts bereits fast zwei Dutzend Partner (u.a. Scania, Mitsubishi Europe, Rhenus Logistics oder die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG). Und kürzlich sicherte sich die Sono Group von der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) eine Finanzierung in Höhe von 1,46 Millionen Euro, um die Entwicklung der unternehmenseigenen Solartechnologie voranzutreiben.

Das Münchner Start-up Sono Motors, seit November 2021 an der Börse, möchte die globale Mobilität grundlegend revolutionieren. Das Unternehmen will dazu jedes Fahrzeug mit Solarzellen ausstatten. Dafür hat es eine eigene revolutionäre Solartechnologie entwickelt, die neben dem eigenen Solarfahrzeug Sion auch eine nahtlose Integration in eine Vielzahl von weiteren Fahrzeugtypen (zum Beispiel Busse, LKW oder Anhänger) ermöglicht, um so deren Reichweite zu erhöhen und die CO₂-Emissionen zu senken.

Dieser von der Sion-Entwicklung unabhängige B2B-Solargeschäftszweig funktioniert inzwischen profitabel. So gibts bereits fast zwei Dutzend Partner (u.a. Scania, Mitsubishi Europe, Rhenus Logistics oder die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG). Und kürzlich sicherte sich die Sono Group von der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) eine Finanzierung in Höhe von 1,46 Millionen Euro, um die Entwicklung der unternehmenseigenen Solartechnologie voranzutreiben.

Und was gibts technisch Neues zum Solar-Fahrzeug Sion? Nach Fahrwerksabstimmungen und Messungen zur Lastermittlung auf der Strasse werden die 18 Sion-Prototypen aktuell einer Dauererprobung in Spanien, später auch in Schweden, Deutschland, Italien und den USA unterzogen. Damit soll eine Kilometerleistung von 150’000 Kundenkilometern simuliert werden. «Wir testeten kürzlich auch das Solar-Ladeverhalten des rundum mit Solarpanels beplankten Sion unter realen Bedingungen im Dezember – also jenem Monat mit am wenigsten Tageslicht», erklärt Jona Christians. «Dabei erreichte unser Auto rechnerisch 28 Kilometer an reiner Solar-Reichweite pro Woche. Oder bereits 80 Prozent des von uns erwarteten Winter-Solarertrags fürs spätere Serienfahrzeug.» Dieser Test mit dem Serien-Validierungsfahrzeug bestätigt also das Potenzial für durchschnittlich 5800 Kilometer jährliche Solar-Reichweite in Europa.

Deutlich über 300 Kilometer Reichweite

Was den Co-Geschäftsführer – und seine Investoren – ebenfalls freut: Bei einer Reihe an Fahrzyklen auf dem Prüfstand, darunter auch WLTP-Tests, übertraf der Sion die WLTP-Zielreichweite von 305 Kilometern mit einer einzigen Akkuladung von 54 kWh. «Er schnitt damit besser ab, als wir bisher kommuniziert haben», so Jona Christians. Mit anderen Worten: Zur rein batterieelektrischen Reichweite von mindestens 300 Kilometern kämen bei uns in der Schweiz dank automatischem Solar-Laden im Schnitt durchschnittlich weitere 112 Kilometer Reichweite pro Woche dazu.

Weil die Produktionskosten des ab 2024 in Finnland bei Valmet gefertigten Sion möglichst tief gehalten werden – es gibt das Auto deshalb auch nur in schwarzer Farbe und mit einer einzigen Option (Anhängerkupplung) –, soll es beim schon seit längerem kommunizierten Verkaufspreis von 25’000 Euro ohne Vorsteuer bleiben. Dafür erhält man einen fortschrittlichen, geräumigen und äusserst preiswerten Elektro-Familienkombi mit über 300 Kilometern Reichweite und 3-Phasen- sowie bidirektionaler Lademöglichkeit.

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