Was hatten wir das iPhone belächelt: Als vor 14 Jahren das Touchscreen-Smartphone seinen Siegeszug antrat, hielten wir noch stolz knopfreiche Nokias in der Hand. Doch wie beim Handy war der Siegeszug des Touchscreens im Auto unabwendbar. Allein mit mehr Knöpfen liessen sich die Funktionen nicht bedienen – im Auto zählten wir seinerzeit bis zu 80 Schalter.
Bereits hatte BMW mit dem System «iDrive» viele Schalter eliminiert – eine Initialzündung. Auf erste Touchscreens folgte 2012 die radikalste Anti-Schalter-Kur im Tesla Model S. Nur ein Beispiel: Dort bedient man sogar das Schiebedach fingerwischend. Damit war der Trend gesetzt.
Mehr Funktionen, schwierigere Bedienung
Heute wetteifern Screens mal mit, mal ohne Touch. Da gibt es etwa besonders viele (wie die fünf im Honda e), ausnehmend brillante (etwa mit Oleds im Mercedes EQS) und – wie sollte es auch anders sein – extrem grosse (wie bei Byton). Tatsächlich tun Displays ohne Touchmöglichkeit der Sicherheit gut. Nebenfunktionen sind dort besser aufgehoben als mit noch mehr Knöpfen.
Nur: Jedes Licht des Fortschritts hat auch seine Schattenseiten. Seit Designer die Knöpfe komplett loswerden wollen, gehen die Hersteller jetzt häufig zu weit. Heute fehlen uns die Knöpfe. Nicht für alles, aber für Wesentliches. Um auf einer kurvigen Landstrasse einen Spurhalter zu deaktivieren oder am Wintermorgen mit klammen Fingern die Sitzheizung einzuschalten, mögen wir nicht erst Display-Menüs durchscrollen, touchen, wischen.
Sogar die Lautstärke-Regelung in einem VW Golf ist heute kein handfester Drehknopf mehr, sondern eine vage – und unbeleuchtete – Touchleiste. Die Marketingabteilungen der Autohersteller sprechen viel von Emotionen und haptischer Sinnlichkeit. Screens aber sind nicht sinnlich anzufassen. Sondern immer kalt und glatt.