Elektrisierendes Projekt «Peak Evolution»
Schweizer Trio will hoch hinaus

Mit einer spektakulären Gebirgsexpedition und mit einem Höhenweltrekord wollen drei junge Schweizer beweisen, wie leistungsfähig ihr selbst entwickeltes und mit Sonnenergie fahrendes Elektrofahrzeug ist.
Publiziert: 18.07.2021 um 06:07 Uhr
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Mit einer spektakulären Gebirgsexpedition und dem Höhenweltrekord wollen drei junge Schweizer die Leistungsfähigkeit ihres selbst entwickelten und mit Sonnenenergie fahrenden E-Fahrzeugs beweisen.
Foto: zVg
Raoul Schwinnen

«Wir wollen einen neuen Höhenweltrekord für Landfahrzeuge!» Wir? Das sind die Engadiner Brüder Patrik (27) und David Koller (29) und ihr Unterländer Kumpel David Pröschel (30). Damit dies den drei leidenschaftlichen Bündner Bergsteigern, Bikern und Skifahrern gelingt, müssen sie höher hinaus als die im Guinnessbuch eingetragenen 6688 Meter über Meer, die zwei Chilenen vor 14 Jahren mit ihrem modifizierten Suzuki Samurai am Vulkan Ojos del Salado schafften. Genau an diesem 6893 Meter hohen Berg, dem höchsten aktiven Vulkan der Erde und zweithöchsten Gipfel Südamerikas auf der Grenze von Chile zu Argentinien, wollen sich auch unsere drei Schweizer Gipfelstürmer versuchen. Freilich nicht mit einem Benziner oder Diesel, dem in der dünnen Luft Leistung ausgeht, sondern mit einem selbst umgebauten Elektrofahrzeug.

Die Expedition

Der aktive Vulkan Ojos del Salado liegt am Rande der Atacama-Wüste genau auf der chilenisch-argentinischen Grenze. Wegen der grossen Trockenheit liegt auf dem 6893 Meter hohen Vulkan – dem höchsten aktiven der Erde – wenig Schnee. Dafür ist das Wetter oft wechselhaft und immer sehr stürmisch.

Was die drei jungen Schweizer am knapp 7000 Meter hohen Berg erwartet, haben sie bei ihrer rund fünfwöchigen Erkundungstour im Januar 2019 erfahren. «Das Wetter war sehr garstig und die Luft oben extrem dünn», weiss David Koller, der am meisten Mühe mit der extremen Höhe hatte. «Aber wir wissen nun, dass es eine befahrbare Route gibt, die nicht von allzu grossen Felsbrocken versperrt wird und deren Steigung sich in einem akzeptablen Bereich befindet.» Klappt alles wie erhofft und macht Corona dem Trio keinen Strich mehr durch die Rechnung, sollte die Expedition (www.peakevolution.ch) Ende November starten und wird inklusive Überfahrten fünf Monate dauern.

Patrik Koller mit Mountain Bike beim Rekognoszieren des 6893 Meter hohen argentinisch-chilenischen Ojos del Salado vor zwei Jahren.
zVg

Der aktive Vulkan Ojos del Salado liegt am Rande der Atacama-Wüste genau auf der chilenisch-argentinischen Grenze. Wegen der grossen Trockenheit liegt auf dem 6893 Meter hohen Vulkan – dem höchsten aktiven der Erde – wenig Schnee. Dafür ist das Wetter oft wechselhaft und immer sehr stürmisch.

Was die drei jungen Schweizer am knapp 7000 Meter hohen Berg erwartet, haben sie bei ihrer rund fünfwöchigen Erkundungstour im Januar 2019 erfahren. «Das Wetter war sehr garstig und die Luft oben extrem dünn», weiss David Koller, der am meisten Mühe mit der extremen Höhe hatte. «Aber wir wissen nun, dass es eine befahrbare Route gibt, die nicht von allzu grossen Felsbrocken versperrt wird und deren Steigung sich in einem akzeptablen Bereich befindet.» Klappt alles wie erhofft und macht Corona dem Trio keinen Strich mehr durch die Rechnung, sollte die Expedition (www.peakevolution.ch) Ende November starten und wird inklusive Überfahrten fünf Monate dauern.

Allerdings geht es den drei jungen Abenteurern bei ihrer Expedition nicht nur um den Rekord. Vielmehr möchten sie mit ihrer spektakulären Aktion «Peak Evolution» beweisen, dass man mit der Entwicklung eines elektrischen Mehrzweck-Transporters in Kombination mit Fotovoltaik auf Hausdächern in der Schweizer Landwirtschaft gerade in Bergregionen massiv Geld sparen, die Natur schützen und Schweizer Schaffen unterstützen kann. Dazu gründeten sie vor zweieinhalb Jahren ihr Start-up DDP Innovation. «Mit der Idee», so Maschinenbauingenieur David Koller, «einen serienreifen elektrischen Mehrzweck-Transporter für die Landwirtschaft zu entwickeln, inklusive der zum Betrieb nötigen Infrastruktur.» Bruder Patrik, Holzbautechniker, ergänzt: «Weil es aber schwierig ist, Öffentlichkeit, Politik und Investoren für das Thema zu sensibilisieren, kamen wir auf unsere Höhenrekord-Idee.» Bauführer Pröschel erklärt: «Die aus unserem Abenteuer gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Optimierung unseres geplanten Serienfahrzeugs einfliessen.»

Umbau komplexer als erwartet

Aber aller Anfang ist schwer. Diese Erfahrung macht auch das innovative Trio. Die geplanten Umbauarbeiten am Basisfahrzeug Aebi VT450 Vario erweisen sich als viel komplexer als gedacht. «Bald merkten wir, dass wir nicht nur den Dieselmotor, sondern das ganze Getriebe inklusive Steuerungssoftware ersetzen müssen», so David Koller. Ernüchtert mussten die drei über die Bücher: Es gilt, Partner für die Umsetzung zu finden. An sich schon nicht einfach und mit Ausbruch der Corona-Pandemie noch viel komplizierter.

Aufgeben ist keine Alternative: Das Trio setzt seine Umbaupläne beharrlich fort. Man findet mit der österreichischen Firma VDS Getriebe, die ursprünglich das Getriebe des Basisfahrzeugs inklusive Software entwickelte, den erhofften Partner. Sie unterstützt die drei beim Bau des neuen Getriebes und stellt auch ein Fahrzeug als Prototyp zur Verfügung. Der Schweizer Batteriehersteller EvoVolta sponsert als eine der wichtigsten Komponenten die Batterie mit 90 kWh, speziell konfektioniert für den Einsatz in extremer Höhe. In Zusammenarbeit mit den hiesigen Unternehmen Megasol (PV-Module) und Studer Innotec (MPP-Tracker) entsteht die mobile Solaranlage, um den Akku des Expeditionsfahrzeugs unterwegs aufzuladen. Und mit Bosch stellt ein renommierter Sponsor die beiden E-Motoren und den Inverter zur Verfügung.

Im November startet die Expedition

Nächste Woche werden in der selbst ausgebauten Werkstatt in Sevelen SG am inzwischen mit E-Motoren und neuem Getriebe bestückten Expeditionsfahrzeug der Inverter, Ladegerät und Kühlsystem montiert. Nach der Verkabelung aller Antriebskomponenten und Montage des Steuergeräts und der Signalleitungen sowie Modifikationen an der Kabine soll die Antriebsbatterie eingebaut werden. «Wegen Corona und weltweiten Lieferengpässen im Elektronikbereich sind wir extrem am Bibbern, ob wir den Akku tatsächlich wie geplant in eineinhalb Monaten verbauen können», so Patrik Koller. «Wenn nicht, wirft uns dies den ganzen Zeitplan über den Haufen. Dann müssten wir das Chile-Abenteuer ein Jahr verschieben und Testeinsätze in der Schweiz vorziehen.»

Das Crowdfunding läuft

Um weitere 75’000 Franken für das Projekt zu erhalten, erhofft sich das Abenteurer-Trio zusätzliche Hilfe durch ein aktuell laufendes Crowdfunding. «Wir sind gut unterwegs», freut sich Patrik Koller. «Wir haben bereits über 80 Prozent des Betrags von über 200 Unterstützern zusammen!» Nun verbleiben acht Tage, um den Rest zusammenzukriegen. Sponsoren winken spannende Belohnungen in Bezug auf das Projekt, verspricht Koller. Mitmachen? Hier geht es zum Crowdfunding: https://wemakeit.com/projects/alpen-tesla.

Um weitere 75’000 Franken für das Projekt zu erhalten, erhofft sich das Abenteurer-Trio zusätzliche Hilfe durch ein aktuell laufendes Crowdfunding. «Wir sind gut unterwegs», freut sich Patrik Koller. «Wir haben bereits über 80 Prozent des Betrags von über 200 Unterstützern zusammen!» Nun verbleiben acht Tage, um den Rest zusammenzukriegen. Sponsoren winken spannende Belohnungen in Bezug auf das Projekt, verspricht Koller. Mitmachen? Hier geht es zum Crowdfunding: https://wemakeit.com/projects/alpen-tesla.

Doch bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. So bleibt das Trio optimistisch, dass es ab Mitte Oktober mit den ersten Fahrversuchen starten könnte. Klappt es dann auch mit der offiziellen Strassenzulassung, wird Ende November wie geplant zum Höhenweltrekord-Versuch nach Chile aufgebrochen. Nach ihrer Expedition wollen die drei innovativen Jungunternehmer dann Mitte 2022 mit der Testphase ihres auf Elektroantrieb umgebauten Landwirtschaftsfahrzeugs beginnen und anschliessend mit dessen Markteinführung.

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