Der MHero1 ist nach dem Voyah Free bereits das zweite Fahrzeug der chinesischen Dongfeng Motor Corporation, das in die Schweiz rollt. Schon auf den ersten Blick ist jedoch klar, dass es sich beim MHero1 um ein komplett anderes Auto als beim Edel-Stromer von Voyah handelt. Mit dem brachialen Äusseren des fast fünf Meter langen und über zwei Meter breiten Offroad-Stromer besinnt man sich auf Fahrzeuge wie den amerikanischen Hummer. Der MHero wurde jedoch nicht etwa für militärische Einsätze konzipiert, sondern ist rein für den zivilen Gebrauch.
In Funktionen und Design des massiven Gelände-Stromers ist trotzdem eine gewisse Militär-DNA zu erkennen. So sind die Schalthebel den Schubreglern aus Kampfjets nachempfunden, während die inneren Türgriffe wie verchromte Pistolen aussehen. In China wird der Geländewagen auf Wunsch zusätzlich mit Extras ausgestattet, die direkt aus einem James-Bond-Film stammen könnten – von gepanzerter Karosserie bis zur autonomen Drohne, die vom Fahrzeugdach gestartet werden kann. Doch die Frage, die uns besonders interessiert: Was taugt der MHero1 im Gelände?
Wendiger Riese
Auf dem TCS-Offroad-Parcours Betzholz ZH verblüfft der MHero vor allem durch seine Wendigkeit. Dank einer aktiven Hinterachslenkung, mit der die Hinterräder bis zu 10,6 Grad einschlagen, hat der China-Stromer einen Wendekreis von nur 10,2 Meter und manövriert so auch um enge Kurven äusserst präzise. Falls das nicht ausreicht, kann man die Hinterräder parallel zu den Vorderen einschlagen und den MHero mittels «Crab-Walk» schräg seitlich bewegen.
Über Stock und Stein fährt sich der MHero äusserst souverän, dabei helfen sechs verschiedene Fahrmodi (u.a. Schnee, Sand oder Wasser). Das Geländemonster mit einem Leergewicht von über 3,4 Tonnen (!) besitzt gleich vier Elektromotoren – einer für jedes Rad –, die zusammen eine Gesamtleistung von 1088 PS (800 kW) und 1400 Nm Drehmoment liefern. Mittels Luftfahrwerk kann die Bodenfreiheit je nach Situation selbst angepasst werden und erreicht maximal 33,5 Zentimeter. Auch Steigungen bis 45 Grad stellen kein Problem dar. Sollte es trotzdem zum Traktionsverlust kommen, wird an der Vorder- und Hinterachse per Knopfdruck die Differenzialsperre aktiviert. Am Steilhang unterstützt eine Bergabfahrhilfe und bringt den Stromer langsam hinunter. Bei unserem Test war sie jedoch nicht immer funktionsfähig – ein Softwarefehler, der laut Ingenieuren in der Serie nicht auftreten sollte.
Sportlicher als gedacht
Natürlich wollen wir das Ungetüm auch auf der Strasse testen. Und hier sorgen die maximal 1088 anliegenden PS wie erwartet für eine brachiale Beschleunigung. Im Sport-Modus wechselt das Fahrwerk automatisch in die tiefste Einstellung und der 3,4-Tonnen-Riese rennt in nur 4,2 Sekunden auf Tempo 100 – Wahnsinn! Die Spitze wird bei 180 km/h elektronisch abgeregelt.
Der MHero fährt sich mit gezähmtem Gasfuss äusserst angenehm und punktet auch auf dem Asphalt dank Hinterachslenkung mit seiner Wendigkeit. Das enorme Gewicht sorgt allerdings für einen immensen Stromverbrauch. Trotz Mega-Batterie (142 Kilowattstunden) beträgt die WLTP-Reichweite durchschnittliche 450 Kilometer, aufgeladen wird nur mit maximal 100 kW. Geschlagene 47 Minuten verbringen Fahrer so am DC-Schnelllader, bis die Akkus von 30 auf 80 Prozent gefüllt sind. Immerhin: Die Batterie ist isoliert, stossgeschützt und hat einen Einsatzbereich von -30 bis +55 Grad Celsius.
Paket ohne Aufpreis
Das Interieur des MHero ist luxuriös ausgestattet. Im Cockpit befindet sich ein 12,3-Zoll-Kombiinstrument sowie ein Head-up-Display. Für das Infotainment ist in der Mitte ein 15,6-Zoll-Bildschirm und beim Beifahrer ein 12,3-Zoll-Bildschirm verbaut – klappt man in der Rückbank den mittleren Sitz um, findet man den vierten Bildschirm für die Rücksitze. Der MHero bietet auch sonst eine Fülle von Funktionen wie Sitzheizungen, Lüftungen und Massagefunktionen in allen vier Sitzen, ein elektrisches Schiebedach für die vorderen und hinteren Sitze sowie eine 360-Grad-Kamera mit Gefahrenerkennung für den Unterboden.
Der chinesische Geländewagen ist ab sofort bestellbar und bietet umfangreiche Ausstattung ohne Aufpreis: Mit 149'990 Franken ist der martialische MHero allerdings auch alles andere als ein Schnäppchen. In der Schweiz wird der Gelände-Stromer von Noyo Mobility importiert. Für den CEO Daniel Kirchert ist der MHero auch eine Art «technisches Showcase» für chinesische Autos. Deshalb sieht er dem Start des MHero zuversichtlich entgegen und denkt, dass er sich entsprechend ihrer Erwartungen gut verkaufen wird. Mit dem Voyah Free, den Noyo ebenfalls importiert, sei man auf einem guten Weg und ist bei den Verkäufen bereits in der «dreistelligen Grössenordnung» angekommen.