Kalender Rosso Corsa 2021: Millionenschwere Sportwagen für die Wand
Hier guckt die Nase mit

Wenn der Fotograf Günther Raupp anruft, öffnen Ferrari-Sammler ihre Garagen. In seinem Kalender Rosso Corsa 2021 präsentiert er zwölf rare Klassiker der legendären italienischen Sportwagenmarke – inklusive ihrem Geruch!
Publiziert: 20.10.2020 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 16:28 Uhr
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Kalender Rosso Corsa 2021: Im Januar gehts los mit dem Ferrari 500 TR Spider Scaglietti von 1956.
Foto: Guenther Raupp
Andreas Faust

Bei Ferrari ist man empfindlich mit seiner Geschichte. Nachbauten, unautorisierte Ersatzteile, halbgare Restaurierungen klassischer Modelle – da lupfts in der Chefetage in Maranello (I) so manchem den Hut. Auch, wenn man versucht, mit dem Markenlogo Kasse zu machen. Aber für den deutschen Fotografen Günther Raupp macht Ferrari eine Ausnahme - seit 37 Jahren.

Im Jahr 1985 lancierte der Avantgarde-Künstler und Fotograf seinen ersten Kalender mit Fotos von legendären Ferraris. Ein Exemplar schickte Raupp an Ferrari-Gründer und -Boss Enzo Ferrari (1898–1988). Der schickte ein begeistertes Dankesschreiben zurück – und seitdem wird sein Werk im Ferrari-Hauptquartier geschätzt.

Knallige Inszenierung

Jetzt gerade ist die Ausgabe für 2021 erschienen; wie immer limitiert auf 5000 Exemplare. Besonderes Markenzeichen von Raupps Bildern: Knallige Farben, grelles Licht und eine fast schon überdrehte, surreale Inszenierung der Autos. Oldtimerfotos müssen nicht langweilig sein. Und schon gar nicht schwarzweiss. Das transportiert selbst jahrzehntealte Modelle des über 70 Jahre alten Sportwagenbauers ins Hier und Jetzt. Und weil man Autos mit allen Sinnen erleben sollte, gibts auf jedem Kalenderblatt eine Duftprobe des Originals. Einfach über die Grafik mit einem Detail reiben, und schon kann man am Duft von Leder, Sprit und der vergangenen Jahrzehnte schnüffeln.

Und noch etwas ist besonders an Raupps Werk: Manche Eigner der raren Stücke, die Raupp für seinen Kalender ablichtet, wollen lieber ungenannt bleiben. Aber immer öffnen ihm die Sammler die Garagentore und rollen selbst seltenste Stücke mit Historie und gar siebenstelligen Preisschildern unter die Scheinwerfer. Den September zum Beispiel ziert ein 365 GTB4 Competizione von 1972. Es ist die Rennversion des legendären Ferrari Daytona, leistet 440 PS und wurde in drei unterschiedlichen Serien 15 Mal gebaut. Was kostet solch ein Renner? Zwischen drei und sieben Millionen US-Dollar. Wenn überhaupt mal einer angeboten wird.

Legendärer Unfallwagen

Deutlich günstiger kommt das August-Modell: Der 365 GTC/4 litt ein wenig unter seiner buckeligen Form und den Kunststofflippen um die Front, die laut US-Crashnormen erforderlich waren. Sein 4,4 Liter-V12 mit sechs Vergasern liefert 352 PS und war mit Klimaanlage und Servolenkung mehr auf Komfort als auf Rennstrecke gebürstet. Bis zu einer halben Million US-Dollar wurde an Auktionen für diesen Ferrari ausgeben.

Im Februar zeigt der Kalender den 250 GT Ellena von 1958. Ellena ist dabei nicht die Tochter des Motorenentwicklers, sondern der Name eines Möbelherstellers aus Brescia (I). Als dessen Geschäfte in den 1950ern schlechter liefen, probierte er es mit Autokarosserien – zuerst in Holz, dann aus Stahl. 50 Stück wurden gebaut, aber der durchschlagende Erfolg blieb aus. Im Topzustand werden sie mit rund 1,6 Mio. Euro auf dem Sammlermarkt veranschlagt.

Die beste Geschichte hat aber das Fotomodell im Dezember: Exakt in diesem Exemplar des Ferrari 340 Mexico trat der damalige Formel-1-Weltmeister Alberto Ascari bei der Carrera Panamericana an, dem legendären Strassenrennen entlang der Westküste Mexicos. Mit dem Sieg wurde es allerdings nichts; Ascari schied nach einem Selbstunfall gleich auf der ersten Etappe aus. Ein Schwesterauto des abgebildeten 340 Mexico wurde schon für rund 4,3 Mio. US-Dollar verkauft. Da ist Raupps Kalender mit 99 Franken doch bedeutend günstiger.

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