Ein Elektro-Supersportler hier, ein neuer Luxus-SUV mit riesigem Bildschirm da. In den letzten Jahren sind viele automobile Start-ups aus dem Boden geschossen. Die meisten davon wollten wie Tesla von der Elektromobilität profitieren. Doch mehr als Eintagsfliegen waren vieler dieser neuen Marken nicht. Entsprechend zurückhaltend reagiert die Autowelt inzwischen auf Ankündigungen von Newcomern. Ähnlich verhielt es sich auch mit Ineos. Vor fünf Jahren kündigte Jim Ratcliffe, Besitzer des britischen Chemiekonzerns Ineos, an, ein Auto bauen zu wollen. Doch sollte es kein Elektroauto sein. Vielmehr wollte er, als Fan des Land Rover Defender, einen Geländewagen schaffen. Und als Landy den Ur-Defender Ende 2016 einstellte, sah der heute 70-jährige Ratcliffe seine Chance gekommen.
Der grösste Unterschied zwischen Ineos und den vielen anderen Start-ups ist nicht nur die Antriebstechnik, sondern die Tatsache, dass der Grenadier genannte Geländewagen inzwischen tatsächlich in Grossserie gebaut und verkauft wird. In nur fünf Jahren liess Ratcliffe seinen Traum wahr werden. Der Milliardär ist freilich kein Träumer, sondern Unternehmer. Die Autotochter Ineos Automotive mag zwar seine Herzensangelegenheit sein, sie muss aber auch rentieren.
Kein Wunder, gab es schon in der Entwicklung der Autosparte viele Parallelen zum Chemiekonzern. Ratcliffe übernahm 1998 die Chemiesparte von BP, gründete Ineos und baute durch geschickte Zukäufe sein Imperium aus. Zu diesem gehören inzwischen ein Drittel des Mercedes-F1-Teams, ein Rennrad-Team, die Fussballklubs Lausanne-Sport aus der Schweiz, OGC Nizza aus Frankreich und vielleicht bald Manchester United.
Gezielte Verstärkung
Für den Grenadier holte sich der Milliardär ebenfalls gezielt Verstärkung und Know-how an Bord. So versuchte er gar nicht erst, Motoren selber zu bauen. Sondern kauft diese von BMW zu, inklusive 8-Gang-Automatik von ZF. Die Achsen werden von Carraro und die Bremsen von Brembo aus Italien geliefert. Die Offroad-Abstimmung wurde zusammen mit den Spezialisten von Magna Steyr aus Österreich erarbeitet, die auch die Mercedes G-Klasse bauen. Von der Marke mit dem Stern konnte Ineos zudem das Smart-Werk in Hambach (F) übernehmen. Dort wird der Grenadier seit letztem Juli gebaut.
Der erste Wurf von Ineos ist gelungen. Schon optisch zeigt der Grenadier, dass er fürs Gelände gemacht ist. Die Silhouette erinnert an die Offroad-Ikonen Jeep Wrangler, Land Rover Defender, Mercedes G-Klasse oder Suzuki Jimny. Die kantige Form macht es einfach, die Dimensionen des 4,90 Meter langen Offroaders beim Manövrieren abzuschätzen.
Fürs Vorankommen im Gelände sorgen permanenter 4x4, Untersetzungsgetriebe, drei Differenzialsperren, Bergabfahrhilfe sowie Gelände- und Watmodus. 26,4 Zentimeter Bodenfreiheit, 58,5 Zentimeter Federweg, 80 Zentimeter Wattiefe sowie Böschungswinkel von 35,5 Grad vorne und 36,1 Grad hinten lassen uns im Grenadier jedes Hindernis überwinden.
Auf der Strasse überrascht er dagegen mit seinem Fahrkomfort. Trotz robustem Leiterrahmen und Geländereifen fährt der Grenadier erstaunlich sanft über Landstrassen. Verbesserungsbedarf hat Ineos einzig bei der ziemlich schwammigen und trägen Lenkung. Die BMW-Motoren machen grundsätzlich einen guten Job. Aber Benziner (286 PS) wie Diesel (249 PS) haben vor allem in Steigungen etwas mit den 2,7 Tonnen Leergewicht zu kämpfen.
Der Ineos Grenadier ist ab sofort in der Schweiz erhältlich. Die Preise starten bei 70'990 Franken (Nutzfahrzeug) bzw. 82'990 Franken (PW).
Der erste Wurf von Ineos ist gelungen. Schon optisch zeigt der Grenadier, dass er fürs Gelände gemacht ist. Die Silhouette erinnert an die Offroad-Ikonen Jeep Wrangler, Land Rover Defender, Mercedes G-Klasse oder Suzuki Jimny. Die kantige Form macht es einfach, die Dimensionen des 4,90 Meter langen Offroaders beim Manövrieren abzuschätzen.
Fürs Vorankommen im Gelände sorgen permanenter 4x4, Untersetzungsgetriebe, drei Differenzialsperren, Bergabfahrhilfe sowie Gelände- und Watmodus. 26,4 Zentimeter Bodenfreiheit, 58,5 Zentimeter Federweg, 80 Zentimeter Wattiefe sowie Böschungswinkel von 35,5 Grad vorne und 36,1 Grad hinten lassen uns im Grenadier jedes Hindernis überwinden.
Auf der Strasse überrascht er dagegen mit seinem Fahrkomfort. Trotz robustem Leiterrahmen und Geländereifen fährt der Grenadier erstaunlich sanft über Landstrassen. Verbesserungsbedarf hat Ineos einzig bei der ziemlich schwammigen und trägen Lenkung. Die BMW-Motoren machen grundsätzlich einen guten Job. Aber Benziner (286 PS) wie Diesel (249 PS) haben vor allem in Steigungen etwas mit den 2,7 Tonnen Leergewicht zu kämpfen.
Der Ineos Grenadier ist ab sofort in der Schweiz erhältlich. Die Preise starten bei 70'990 Franken (Nutzfahrzeug) bzw. 82'990 Franken (PW).
Alternativantrieb wird kommen
Jetzt ist der Grenadier auf dem Markt – und damit das Kapitel für Ratcliffe mit dem einen Modell beendet? «Mitnichten», versichert CEO Lynn Calder (44), «wir planen weitere Modelle. Die müssen aber dem Kern unserer Marke entsprechen.» Mit anderen Worten: Sie müssen geländetauglich und einfach zu bedienen sein. Der nächste Ineos lässt denn auch nicht lange auf sich warten. Calder: «Schon im Sommer startet die Pick-up-Variante des Grenadiers.»
Doch ein Problem bleibt. Der Werksverbrauch des Grenadiers liegt bei deutlich über zehn Litern. Das hat in Europa aktuell noch keine CO₂-Busse zur Folge, da Ineos noch als Kleinserienhersteller gilt. Aber auf lange Sicht führt auch für den Newcomer kein Weg am Elektroantrieb vorbei. Nur: E-Antrieb ist für den Grenadier nicht vorgesehen. «Das gibt die Plattform nicht her und würde die Geländefähigkeiten zu sehr einschränken», erklärt Calder. «Wir entwickeln aber einen Brennstoffzellen-Antrieb für den Grenadier. Einen ersten Prototyp zeigen wir im Sommer.» Die Lösung überrascht nicht, der Chemiekonzern Ineos produziert auch Wasserstoff.
Schon ein echter Autobauer
Trotzdem ist sich der Auto-Newcomer bewusst, dass es künftig ohne Elektroantrieb kaum gehen wird. «Wir werden 2026 einen elektrischen Geländewagen lancieren», verrät Calder. Er soll kleiner als der 4,90 Meter lange Grenadier sein, aber «im Gelände ebenso stark». Weitere Details zur Zukunft von Ineos Automotive verrät die Geschäftsführerin nicht. «Wir prüfen vieles.» Auch ein Konkurrent zum Mini-Offroader Suzuki Jimny? «Eine Nische, die wir uns auf jeden Fall ansehen», antwortet Lynn Carter lächelnd. Ineos versteht es also schon wie die etablierten Autohersteller, gerade so viel zu verraten, um Neugier zu wecken. Und selbst Mythen können die Engländer schon um ihren Grenadier erzählen. So sei er nach dem Londoner Pub benannt, in dem Jim Ratcliffe die Idee für den Offroader angeblich auf einem Bierdeckel skizziert hatte – und das er inzwischen gekauft hat. Ineos ist definitiv unter den Autoherstellern angekommen.