Was wird nun aus Seat?
Cupra steht bei VW hoch im Kurs

Die jung-dynamischen Autos im VW-Konzern baut Seat? Nicht mehr – längst spielt die Sporttochter Cupra mit eigenständigen Modellen die erste Geige. Erst recht, wenn die junge Marke ab 2030 komplett elektrisch wird.
Publiziert: 19.06.2022 um 04:23 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2022 um 09:23 Uhr
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Mit Cupra erobert Seats einstige Sport-Tochter und heute eigenständige Marke des Volkswagenkonzerns die Automobilwelt.
Foto: Raoul Schwinnen
Raoul Schwinnen

Zeitenwende bei Seat. Eigentlich stand die VW-Tochter im Konzern immer für sportliche Unbekümmertheit. Nur logisch, sollte ein scharf gestylter Zwilling des VW ID.3 ursprünglich als Seat El Born lanciert werden. Auf den Markt kam er schliesslich als Cupra Born. Neue, volumenträchtige Neuheiten sind seitdem bei Seat nicht in Sicht. Und auch bei der Elektrifizierung steht Seat hinten an.

Ganz anders Cupra: Da werden bis 2025 gleich drei wichtige Neuheiten namens Terramar, Tavascan und Urban Rebel (siehe Box) angekündigt. Die vor allem in der Schweiz beliebten Seat-Sportversionen werden sowieso längst über Cupra abgerechnet. Stellt der Volkswagen-Konzern Seat zugunsten des erst 2018 geschaffenen hippen Claims Cupra in die zweite oder gar dritte Reihe?

Für Seat gehts ums Überleben

«Die nachhaltige Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens hängt sehr eng mit dem Wachstum von Cupra zusammen», macht Wayne Griffiths (56), Vorstandsvorsitzender von Seat und CEO von Cupra keinen Hehl aus seiner Präferenz. «Wir sehen unsere neue Marke als Hebel zur Steigerung der Profitabilität und müssen dabei alle unsere Fähigkeiten einsetzen, damit sie weiterwächst.»

Dies alles lässt vermuten, dass man im VW-Konzern künftig grössere Ambitionen mit Cupra als mit der Muttermarke Seat hegt. Zumal es kein Geheimnis ist, dass Seat im Konzern seit längerem eine steife Brise entgegenweht. Gerne hätte die VW-Konzernführung unter Herbert Diess (63) den spanischen Ableger schon vor Jahren veräussert. Weil aber passende Angebote – gerne auch aus China – fehlten, muss man sich weiterhin mit unbefriedigenden Seat-Verkaufszahlen herumschlagen. Seit der frühere Seat-CEO (und heutige Renault-Nissan-Boss) Luca de Meo (55) die erfolgreiche Kunstmarke Cupra geschaffen hat, gehts für den traditionsreichen spanischen Hersteller Seat ums Überleben.

DCX STORY: doc7lf1whiykr7dl5j7ehy [Cupra: Bis 2030 rein elektrisch]

So lief auch das letzte Jahr verglichen mit der Konkurrenz schwierig. Seat verkaufte weltweit mit 470’500 Fahrzeugen zwar gut zehn Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020. Cupra konnte aber seine Verkäufe im selben Zeitraum, nicht zuletzt dank des Bestsellers Formentor, auf knapp 80’000 Fahrzeuge verdreifachen. Mehr als 40 Prozent der Cupra-Verkäufe waren elektrifizierte Hybrid-Fahrzeuge, allerdings kaum reine Elektromodelle, weil sich der Verkaufsstart des Cupra Born wegen Corona und Chipkrise mehrfach verzögerte.

«2021 lief nicht so, wie wir es uns erhofft hatten», gibt Wayne Griffiths zu. Der Halbleitermangel beeinträchtigte unsere Arbeit stark. Die langen Lieferzeiten führten – und führen weiterhin – bei unseren Kunden zu Frustration.» Dennoch blickt er ambitioniert in die Zukunft. So will Cupra noch in diesem Jahr sein Vertriebsnetz, seinen Absatz und auch den Umsatz auf fünf Milliarden Euro verdoppeln.

Cupra will neue Märkte erobern

Mutter Seat konzentriert sich dagegen nach einem missglückten Marktstart in China wieder ausschliesslich auf Europa und setzt das Gros ihrer Fahrzeuge in Spanien, Deutschland und Grossbritannien ab. Gerade im Mutterland werden vor allen die günstigen Versionen verkauft – das drückt auf die Marge. Die als Lifestyle-Marke positionierte Tochter Cupra dagegen rechtfertigt trotz vielen technischen Gleichteilen mit eigenständigem Auftritt ein höheres Preisniveau.

Und hat noch Grösseres im Sinn – beispielsweise die Expansion nach Australien. «Australien ist ein junger Markt, zu dem eine junge Marke wie Cupra hervorragend passt. Die Kunden dort sind auf der Suche nach neuen Marken, und das verfügbare Einkommen der Mittelschicht ist relativ hoch. Wir sind überzeugt, dass Cupra auch dort erfolgreich sein wird», gibt sich Griffiths hoffnungsvoll.

Wie er hält auch Volkswagen-Konzernchef Diess viel von der jungen Marke: «Ich kann mir Cupra auch für Regionen in Asien oder Süd- und Nordamerika bestens vorstellen.» Mit so viel Rückendeckung aus der Chefetage kann für die hübsche Tochter Cupra eigentlich fast nichts mehr schiefgehen. Für Mutter Seat bleiben wohl nur die Brot-und-Butter-Modelle.

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