30 elektrifizierte Modelle bis 2030 – so lautet Hondas ambitioniertes Zukunftsziel. Doch um das zu erreichen, muss die japanische Nummer 2 (hinter Toyota) allmählich Vollgas, oder besser gesagt Starkstrom geben. Denn im ohnehin überschaubaren Portfolio findet man bislang erst ein einziges Modell, das ganz auf einen Verbrenner an Bord verzichtet: Der stylische Kleinwagen Honda e, dessen bescheidener Reichweite (220 km im WLTP) ein horrender Preis ab 43'600 Franken gegenübersteht. Die Verkaufszahlen sind entsprechend gering.
Umso wichtiger ist der nun vorgestellte Kompakt-SUV e:Ny1. Hinter dem kryptischen Namen steht ein 4,39 Meter langer Elektro-Crossover, der im umkämpften B-Segment ab Herbst auf Kundenfang geht. Auch wenn der e:Ny1 als erster Honda überhaupt auf der brandneuen e:N-Architecture-F-Plattform aufbaut, ist er dem bereits letztes Jahr gestarteten HR-V wie aus dem Gesicht geschnitten. Aufgrund der Elektrotechnik bringt er aber etwa 200 Kilogramm mehr auf die Waage als Hondas europäischer Besteller mit Hybridantrieb – rund 1660 kg.
Schneller wäre besser
Anders als der Honda e ist der e:Ny1 nicht als reines Stadtmobil konzipiert: Die 68,8-Kilowattstunden-Batterie (davon 62,8 kWh nutzbar) soll für bis zu 412 Kilometer Reichweite sorgen, ehe der Stromer seine Speicher bei maximal 78 kW am DC-Schnelllader füllt – geschlagene 45 Minuten vergehen von 10 auf 80 Prozent. Warum Honda ausgerechnet bei der so wichtigen Ladegeschwindigkeit tiefstapelt, ist uns ein Rätsel. Bei den Fahrleistungen hingegen fährt der e:Ny1 auf Augenhöhe mit der Konkurrenz: Der 204 PS (150 kW, 310 Nm) starke E-Motor an der Vorderachse beschleunigt den SUV in 7,6 Sekunden auf Tempo 100 – bei 160 km/h wird abgeregelt.
Trotz nach hinten abfallender Dachlinie und der Batterie im Unterboden geniessen selbst grössere Passagiere auf der Rückbank genügend Bein- und Kopffreiheit. Und auch der Kofferraum bietet mit knapp 350 Liter Ladevolumen ausreichend Platz auch auf längeren Trips. Highlight an Bord des e:Ny1 ist aber der gestochen scharfe 15,1-Zoll-Touchscreen im Tablet-Format, der dem hochwertig verarbeiteten Cockpit eine moderne Note verleiht. Über den Preis des Elektro-Crossovers kann bislang nur spekuliert werden – wir tippen auf mindestens 45'000 Franken.
ZR-V schliesst die Lücke
Neben dem e:Ny1 bereichern ab Herbst zwei weitere, teilelektrifizierte SUV das Honda-Modellprogramm. Zum einen der sportlich gestylte und auf ein jüngeres Publikum ausgerichtete ZR-V, der mit einer Länge von 4,57 Meter die Lücke zwischen dem kleineren HR-V (4,38 m) und dem grösseren CR-V (4,71 m) schliesst. Der ZR-V übernimmt dabei den e:HEV genannten Vollhybridantrieb des Civic, bei dem ein Zweiliter-Vierzylinder-Benziner als Generator dient, welcher lediglich den Strom für den antreibenden Elektromotor bereitstellt. Trotz einer ansehnlichen Systemleistung von 184 PS (135 kW) und 315 Nm dürfte der Verbrauch wie im Civic bei unter 5,0 l/100 km liegen.
Auch im übersichtlich gestalteten Innenraum übernimmt Honda Elemente des Technikbruders wie den konventionell gehaltenen 9-Zoll-Touchscreen. Der Kofferraum bietet Platz für 360 bis 1312 Liter Gepäck – nur Durchschnitt für diese Klasse. Die Preise für den neuen ZR-V dürften bei rund 40'000 Franken starten.
CR-V erstmals als Plug-in-Hybrid
Einen weiteren wichtigen Neustart legt Hondas SUV-Flaggschiff CR-V hin, das in sechster Generation ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte nach Europa rollt. Den wuchtigen Auftritt des weltweiten Bestsellers unterstreicht die auf 4,71 Meter gewachsene Länge (+ 8 cm), wovon auch der um vier Zentimeter längere Radstand (neu 2,70 m) und damit die Passagiere im Innenraum profitieren. Apropos: Auch im CR-V geht Honda den klassischen Weg mit 9-Zoll-Touchscreen – ausgefallene Digitalfeatures sucht man vergebens. Dafür spielt der SUV die praktische Karte, bietet etwa eine um 22 Zentimeter längs verschiebbare Rückbank, deren Lehne sich ausserdem um zehn Grad neigen lässt. Damit reisen Fondgäste nun noch komfortabler. Und auch der Gepäckraum hält mit mindestens 586 Liter Stauvolumen, was man von einem Mittelklasse-SUV erwarten darf. Für Sicherheit sorgt Hondas neues Sicherheitspaket Honda Sensing 360, bei dem fünf Radarsensoren und eine Weitwinkelkamera die Umgebung des gesamten Autos überwachen.
Neben dem bekannten e:HEV-Hybridantrieb kann der CR-V als erstes europäisches Honda-Modell auch mit einem Plug-in-Hybrid-System bestellt werden. Dieses baut auf der gleichen Technik wie die Vollhybrid-Variante auf, erhält aber eine deutlich grössere Batterie, mit der bis zu 81 rein elektrische Kilometer drin liegen sollen. Die Systemleistung gibt Honda mit 184 PS (135 kW) und 335 Nm an, womit eine Spitze von 193 km/h erreicht wird. Wichtig für die Schweiz: Bei beiden Motorvarianten ist der CR-V auch als Allradler erhältlich; die Plug-in-Version packt bis zu 1500 Kilo Anhängelast. Auch beim neuen CR-V schweigt Honda bei den Preisen. Ausgehend vom aktuellen Modell dürfte der SUV aber bei knapp unter 50'000 Franken losgehen.