Mit dem Honda e durchs menschenleere Zürich
Kleiner Spassmacher mit grossem Aber

Hondas neuer Elektro-Kleinwagen mit dem schlichten Namen e ist zwar noch nicht auf dem Markt, aber wir konnten ihn dennoch schon im Corona-entleerten Zürich testen. Nur so viel: Spass macht der Citystromer ohne Ende – nur dies nicht sehr weit.
Publiziert: 12.04.2020 um 04:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2021 um 07:24 Uhr
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BLICK konnte Hondas neuen Elektro-Kleinwagen mit dem Namen e unter anderem im menschenleeren Zürich testen.
Foto: Andreas Engel
Andreas Engel

Kaum ist das Auto da, kommt auch der erste Interessent: Gerade eben ist der Honda-Schweiz-Pressechef an unserer Zürcher Autoredaktion zur Übergabe des Honda e vorgefahren, nähert sich dem Citystromer ein Herr und fragt schüchtern: «Darf ich mal reinschauen?» Als tüchtiger Verkäufer lässt sich Pressechef Lionel Zimmer nicht zwei Mal bitten und beantwortet Fragen des potenziellen Kunden – auch wenn er in Corona-Zeiten die Türgriffe erst nochmals desinfizieren muss.

Die Szene macht uns klar: Mit dem e könnte Honda ein grosser Wurf gelungen sein. Vielleicht sogar der neue Bestseller der Marke? Nötig hätten es die Japaner, die in den letzten Jahren in Europa immer mehr zum Nebendarsteller wurden. Der kleine e (Länge 3,90 m) hat das Zeug zum Kultobjekt: Retro-Design mit Rund-LED-Lichtern plus schwarzes Dekor sehen gerade in Kontrastweiss echt cool aus!

Honda e

Antrieb: Elektromotor, 113 kW (154 PS), 315 Nm@1/min, 1-Gang-Automat, Heckantrieb, Akku 35,5 kWh.
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 8,3 s, Spitze 145 km/h, Reichweite 210 km.
Masse: L/B/H = 3,90/1,75/1,51 m, 1525 kg, Kofferraum 171 bis 857 Liter.
Verbrauch: 18 bis 20 kWh/100 km, 0 g CO2/km, Energie A.
Preis: Ab 43'100 Franken.
Konkurrenten: BMW i3, Hyundai Kona Electric, Kia e-Soul, Mini Cooper SE, Opel Corsa-e, Peugeot e-208, Renault Zoe u.a.
Plus: Viel Hightech in Serie, quirliges Fahrverhalten, echter Hingucker.
Minus: Winziger Kofferraum, sehr hoher Preis, Reichweite nur für City.

Antrieb: Elektromotor, 113 kW (154 PS), 315 Nm@1/min, 1-Gang-Automat, Heckantrieb, Akku 35,5 kWh.
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 8,3 s, Spitze 145 km/h, Reichweite 210 km.
Masse: L/B/H = 3,90/1,75/1,51 m, 1525 kg, Kofferraum 171 bis 857 Liter.
Verbrauch: 18 bis 20 kWh/100 km, 0 g CO2/km, Energie A.
Preis: Ab 43'100 Franken.
Konkurrenten: BMW i3, Hyundai Kona Electric, Kia e-Soul, Mini Cooper SE, Opel Corsa-e, Peugeot e-208, Renault Zoe u.a.
Plus: Viel Hightech in Serie, quirliges Fahrverhalten, echter Hingucker.
Minus: Winziger Kofferraum, sehr hoher Preis, Reichweite nur für City.

Eine Bildschirm-Wand

Drinnen dürfte der Konkurrenz die Spucke wegbleiben – so wie uns: Auf gleich fünf Bildschirme blickt der Fahrer, wenn er ins mit schönen Stoffsitzen und Holz einladend gemachte Cockpit steigt. Minuspunkte gibts für die teils umständliche Bedienung (etwa Radiosender-Wahl) und die nicht ganz so brillante Auflösung der beiden 12,3-Zoll-Hauptbildschirme. Richtig gut funktionieren die serienmässigen Digital-Aussenspiegel, die viel besser positioniert sind als im grossen Audi E-Tron.

Auf Testfahrt durchs fast menschenleere Zürich entdecken wir schnell die grosse Stärke des kleinen Stromers: Während etwa bei BMW-Spross Mini das mantraartig gepredigte Gokart-Feeling aufgrund zunehmender Grösse teils auf der Strecke bleibt, fährt sich der e wirklich «gokartig»! An der Ampel zieht der Honda Porsche und Co. davon, flitzt zackig um Ecken und wendet gefühlt fast auf der Stelle.

Nur bedingt reisetauglich

Weil die Power von 154-E-PS (113 kW) nur auf die Hinterachse drückt, tänzelt der e später auch mal leicht im engen Kurvenausgang auf der Landstrasse, wo der Cityflitzer ebenso eine gute Figur macht wie auf der Autobahn (Spitze 145 km/h). Höhere Tempi bedeuten aber auch höheren Verbrauch – und die 210 Kilometer WLTP-Reichweite schmelzen wie Glace in der Ostersonne dahin. Und weil nur ein einphasiger Onboard-Charger verbaut ist, dauert das Laden an der Wallbox acht bis neun Stunden! Immerhin kann der Akku in 30 Minuten am 100-kW-Lader auf 80 Prozent laden. Die Crux: So DC-Säulen stehen mehrheitlich an Autobahnen.

Unser Fazit: Die für heutige Verhältnisse recht mickrige Reichweite kombiniert mit bescheidenem Alltagsnutzen – Platz bietet der Honda weder für Gäste in Reihe zwei noch im Kofferraum wirklich viel – machen den e zum Lifestyle-Gadget à la iPhone. Für 43'100 Franken könnte man sich auch einen Konkurrenten mit mehr Platz, mehr Leistung und mehr Reichweite kaufen – etwa den Mini Electric. Der ist ab 39'900 Franken leicht günstiger und kommt mit rund 235 Kilometern ein klein wenig weiter und hat einen Vorteil: Er ist ein Mini, kein Honda – nicht unwichtig bei der prestigebedachten Kundschaft. Dennoch: Der e könnte ein Hit werden.

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