Die echten Geländewagen scheinen im SUV-Boom vom Aussterben bedroht. Die Mercedes G-Klasse ist längst eher Luxuskreuzer für die Villenviertel dieser Welt, der neue Land Rover Defender macht zunehmend auf Lifestyle als Abenteuer.
Das heisst nicht, dass sich die beiden nicht richtig die Reifen schmutzig machen könnten – aber es ist schlicht unnötig. Europas Strassen sind mehrheitlich prima, Offroaden meist eh verboten. Nicht so in Indien. Da braucht es grosse Federwege wegen tiefer Schlaglöcher, die sonst an SUVs jede Schürze abreissen können.
Für den Gelände-Alltag
Moderne SUVs wie Skoda Karoq und Co. kämen da an Grenzen. Deshalb ist mit dem Force Gurkha in Indien kein SUV, sondern noch ein echter Geländewagen eines der beliebtesten Alltagsautos. Der Gurkha macht jenem deutschen Wort, nach dem er klingt, keine Ehre: Der Gurkha ist keine Gurke. Mehr noch: Er sieht nicht nur nach G-Klasse aus, ein bisschen Mercedes steckt sogar drin.
Inspiriert von Legenden
Beim Aufbau gibts freilich eher Parallelen zum Defender. Der Gurkha ist als Kurz- und Langversion mit drei oder fünf Türen zu haben, oder mit offener Ladefläche. Der Dreitürer ist 3,99, der Fünftürer 4,34 Meter lang. Gepaart mit einer Breite von 1,82 Metern also eher eine Art indischer VW Golf oder Suzuki Jimny als eine G-Klasse. Dennoch bietet die Langversion bis zu sieben Plätze. Die 2,08 Meter Höhe enttarnen ihn wieder als Klettertalent – zu hoch für Schweizer Parkhäuser.
Aber dort will der Gurkha gar nicht hin. Mit Allrad, Leiterrahmen und genügend Bodenfreiheit ist er fürs Gelände gemacht. Die Böschungswinkel liegen bei 44 Grad vorn und 40 Grad hinten. Für den harten Einsatz abseits befestigter Wege sorgen Untersetzung sowie Differenzialsperren an Vorder- und Hinterachse.
Uralter Mercedes-Diesel
Beim Antrieb stehen zwei Vierzylinder-Diesel zur Auswahl. Einer mit 2,6 Liter Hubraum kommt auf 85 PS (63 kW) und 230 Nm – und ist ein Mercedes-Motor aus den 1980er-Jahren! Den baut Force Motors bis heute, weil man einst kooperierte und er auch im beliebtesten Kleinbus des Landes steckt: Der Force Traveller ist ein gelifteter Mercedes Sprinter-Vorgänger (T1), wie er bei uns bis 1995 lief.
Wahlweise ist im Gurkha ein 2,2-Liter-Diesel mit 140 PS (103 kW) und 321 Nm zu haben: Fünf-Gang-Handschaltung und 160 km/h Höchstgeschwindigkeit. Überraschend: Die Langversion gibts auch mit Heckantrieb. Weiteres Zubehör ab Werk sind unter anderem LED-Zusatzscheinwerfer, Seilwinden, Luftschnorchel, Trittbretter und ein Rammschutz gegen Beschädigungen.
Der Regenwald ruft
Der Innenraum ist eher spartanisch – für europäische Verhältnisse. Aber passt zum zweiten Verwendungszweck des Gurkha. Er ist auch beliebtes Freizeitmobil, das gern so stark umgebaut wird wie sonst etwa ein Jeep Wrangler. Gerade die Kurzversion wird gern in einen Hardcore-Pickup mit Stollenreifen und mächtiger Bodenfreiheit verwandelt. Diese nehmen dann an der seit 1997 ausgerichteten Rainforest Challenge teil. Selbst so bleibt der Gurkha für Schweizer Verhältnisse ein Schnäppchen. Die Preise starten ab umgerechnet nur rund 12'000 Franken.