Mazda will höher hinaus. Beim Markenimage, der Ausstattung und dem Ambiente der Modelle – und natürlich bei den Verkaufszahlen. Letztere sehen derzeit nicht schlecht aus: Im letzten Geschäftsjahr, das typisch japanisch am 31. März 2024 endete, legte der japanische Autobauer weltweit und in Europa deutlich zu. Global wurden rund 1,3 Millionen Fahrzeuge verkauft – macht 16 Prozent Plus gegenüber 2023. In Europa legte die Marke gar um ein Viertel auf neu 193'000 Autos zu.
Bei den Modellen soll nun das neue Mazda-Flaggschiff helfen. Bisher machte Mazda in Europa nie den Schritt zum ganz grossen SUV; ganz im Gegensatz zu den USA. Aber jetzt eben doch: Mit 25 Zentimeter mehr Radstand wird der 2022 lancierte CX-60 zum neuen CX-80. «Wir haben ihm auch einige Zentimeter mehr Höhe spendiert», sagt Jo Stenuit, Mazdas Europa-Chefdesigner. Das korrigiert die Proportionen und sorgt für mehr Platz für Schultern und Kopf im Interieur.
Drei Varianten beim Interieur
Nicht nur die Optik des CX-80 wurde in Europa für Europa gestaltet, sondern auch die Technik: Im Entwicklungszentrum Oberursel (D) wird von einem rund 50-köpfigen Team auch die Technik auf europäischen Geschmack getunt. Die kommt natürlich ebenfalls vom CX-60. Mit dem stellte Mazda auf längs eingebaute Motoren und primär Hinterradantrieb um – das hilft auch beim Design, weil so eine lange Fronthaube nötig wird. Gegenüber dem kleineren Bruder wirkt der neue CX-80 viel ausgewogener, eleganter, harmonischer. Das dürfte auch an den zusätzlichen Chrom-Zierleisten liegen.
Das Interieur lässt sich in drei Versionen ordern: Mit sechs Plätzen und dann zwei Einzelsitzen in der zweiten Reihe, mit zwei Einzelsitzen und Mittelkonsole oder mit sieben und dann einer durchgehenden Sitzbank. Immer an Bord ist die versenkbare dritte Sitzreihe, auf der Menschen bis 1,70 Meter Körpergrösse es auch auf langen Strecken aushalten – zumal es auch hinten Leseleuchten und USB-Buchsen gibt. Die mittlere Sitzreihe lässt sich um zwölf Zentimeter längs verschieben – das bringt beim Reisen zu zweit einen riesigen Kofferraum oder zu siebt mehr Platz zum Einsteigen in der letzten Reihe. Je nach Sitznutzung passen zwischen 258 und 1971 Liter Gepäck ins Heck.
So analog wie möglich, so digital wie nötig
Grösster Pluspunkt ist aber beim CX-80 der Sinn fürs Detail: Statt Digitalisierung und Riesen-Monitore setzt Mazda auf Koexistenz von Touchscreen und physischen Tasten für die wichtigsten Funktionen. «Unsere Autos sollen weder nerven noch vom Fahren ablenken», sagt Stenuit. Dazu gehört auch, dass der CX-80 per Kamera im Innenraum die Fahrerin erkennt und selbsttätig Sitze-, Spiegel- und Lenkradposition und die Ausrichtung des Head-up-Displays anpasst. Fehlanzeige auch hinsichtlich üppiger Konfigurationsmöglichkeiten in den Einstellungsmenüs – die man ja sowieso nur einmal auswählt und dann nie wieder anschaut.
«Weglassen», das sei überhaupt die Grundhaltung seines Teams bei der Gestaltung des CX-80 gewesen, sagt Stenuit. Das Interieur ist mit Ahorn, gelochtem Leder, Stoffbespannung und Chrom perfekt verarbeitet. Was war die grösste Herausforderung dabei? «Wir wollen, dass unsere Interieurs so aussehen, als wären sie in traditioneller japanischer Handwerkskunst entstanden; wollen diese sichtbar machen. Aber die Produktion muss natürlich in der Grossserie möglich sein – das ist nicht einfach umzusetzen.»
Zwei elektrifizierte Antriebe
Auch wenn in der Rückansicht keinerlei Endrohre stören – der CX-80 ist noch nicht elektrisch unterwegs. Die kommende Elektro-Plattform wird gerade erst entwickelt. Stattdessen gibts zwei Verbrennerversionen – wie im CX-60: einmal den Sechszylinder-Turbodiesel mit 48-Volt-Mildhybridisierung und 254 PS (187 kW) und ein Plug-in-Hybrid (PHEV) mit Vierzylinder-Benziner und 175 PS starkem E-Motor (Systemleistung: 327 PS, 241 kW). Mit 17,8 Kilowattstunden Netto-Kapazität schafft der CX-80 so 53 Kilometer rein elektrisch – und damit weniger als mancher Konkurrent. Dafür lässt sich per Adapter Strom aus der Fahrbatterie ziehen, um 230-Volt-Geräte damit zu betreiben.
Allradantrieb mit Betonung auf der Hinterachse ist ebenso serienmässig wie die 8-Stufen-Automatik. Praktisch für den Anhängerbetrieb mit maximal 2,5 Tonnen Last: Eine Kamera linst nach hinten, damit man beim Heranfahren an den Anhänger mit der Kupplung die Deichsel trifft. Neu unterstützt auf der Autobahn ein Stauassistent, hält den CX-80 bis Tempo 150 sauber auf der Fahrbahn und stoppt, wenn er nach mehrfacher Warnung keine Reaktion vom Fahrer spürt.
Los gehts mit dem neuen CX-80 im Herbst; Bestellungen werden aber schon ab Mai angenommen. Noch stehen allerdings die Preise nicht fest – Blick tippt auf knapp über 70'000 Franken Grundpreis und somit rund 5000 Franken Aufpreis gegenüber dem kleineren CX-60. Was das neue Markenflaggschiff nicht nur zum grössten, sondern auch zum teuersten europäischen Mazda der Geschichte macht.