Europas Autoindustrie taumelt
Neue E-Plattformen sollen die Wende bringen

BYD schockt die Konkurrenz nicht nur mit global in die Höhe schiessenden Verkaufszahlen, sondern auch mit einer neuen Elektroplattform, die das Nachladen so schnell wie Benzintanken machen soll. Wie reagieren BMW, Mercedes, Stellantis oder VW?
Publiziert: 11:23 Uhr
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Aktualisiert: vor 4 Minuten
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Der soeben auch bei uns in der Schweiz gestartete chinesische Autohersteller BYD schockt die Autowelt.
Foto: ZVG.

Darum gehts

  • Europäische Autoindustrie taumelt, verliert Anschluss bei Elektromobilität und Technologie
  • BYD-Plattform ermöglicht Ladeleistung von bis zu 1000 Kilowatt
  • Neue Plattformen von Mercedes, BMW und VW sollen Wettbewerbsfähigkeit steigern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die europäische Autoindustrie taumelt – und zwar nicht erst, seit US-Präsident Donald Trump (78) mit seinen Zöllen einen internationalen Handelskrieg vom Zaun gerissen hat. Denn auch technisch drohen die Europäer den Anschluss zu verlieren – im wahrsten Sinne. Bei der Entwicklung von Elektromotoren, Batterie- und Ladetechnik haben die chinesischen Hersteller bereits die Nase vorn. Derweil versuchen sich die Europäer mit skalierbaren Fahrzeugplattformen zu profilieren. Denn was ein Auto technisch kann und wie viel der Hersteller damit verdienen kann, entscheidet je länger je mehr eine möglichst flexible und skalierbare Basis.

So führt Mercedes mit dem neuen Einstiegsmodell CLA gleichzeitig auch die neue MMA-Elektroplattform ein. Diese ist der grosse Hoffnungsträger im Konzern, erlaubt erstmals vernetzte Fahrerassistenzsysteme und ermöglicht ein zeitgemässes 800-Volt-Bordnetz. Die Ladeleistung der vier neuen auf der MMA-Plattform geplanten Mercedes-Modelle mit über 320 Kilowatt hilft, die Stromtankpausen kurzzuhalten. In zehn Minuten fliesst genug Energie für mehr als 300 Kilometer in die Akkus, die Mercedes ebenfalls selbst entwickelt hat und sich durch eine besonders flache Bauweise auszeichnen. Ihre Hardcase-Zellen sind in vier grossen Modulen zusammengefasst, was sie dadurch im Schadensfall reparaturfähig macht. Parallel zu den Elektroantrieben werden auf der MMA-Basis aber auch neue Fahrzeuge mit Mildhybrid-Benzinern angeboten.

Auch BMW setzt mit der sogenannten «Neuen Klasse» auf eine komplett neu entwickelte Elektroplattform. Das erste Modell auf dieser Basis wird Ende Jahr der iX3 sein; gefolgt 2026 vom i3. Nicht nur bei Batterie und Motoren, sondern auch bei den Steuergeräten und der Software wird bei diesen beiden Modellen kaum noch etwas so sein wie bisher bei BMW. Im Fokus stehen reine Elektroantriebe. Mit der neuen Plattform wechseln die Münchner auf selbst entwickelte zylindrische Zellen. Zwei Varianten stehen zur Wahl: eine mit 95 Millimetern und eine mit 120 Millimetern Höhe. Der Durchmesser bleibt mit 46 Millimetern gleich. Das Pack-to-open-Body-Konzept sorgt für eine niedrige Bauhöhe und eine Reduktion von Gewicht und Kosten. Vernetzt sind die Plattformmodule durch vier Hochleistungsrechner, die Funktionen wie Infotainment, automatisiertes Fahren, Betrieb oder Fahrdynamik miteinander vernetzen. Diese Superhirne bringen gegenüber der aktuellen Fahrzeuggeneration mehr als die 20-fache Rechenleistung.

Keine VW-Revolution in Sicht

Bereits seit Jahren ist die deutsche Premiumkonkurrenz von Porsche und Audi mit einem 800-Volt-Bordnetz unterwegs. Konnten Modelle wie Audi E-Tron GT oder Porsche Taycan anfangs schon mit 270 Kilowatt laden, so liegen jetzt gar bis zu 320 Kilowatt drin – und die Realreichweiten verärgern die Kunden nicht mehr, wie sie es noch bei der ersten Generation getan haben.

Bei der Kernmarke VW im grossen Volkswagen-Konzern ist aktuell jedoch keine revolutionär neue Plattform in Sicht. Die Wolfsburger konzentrieren sich vielmehr auf das Kleinwagen-Doppel ID.1 und ID.2, das rein elektrisch an alte Wolfsburger Erfolge anknüpfen soll. Obwohl es beim Design inzwischen in die richtige Richtung geht, würde eine frische Basis die VW-Produkte weiter aufwerten. Denn selbst Vorzeigemodelle wie der ID.7 oder ID.Buzz laden mit 400-Volt-Technik halt nur maximal mit 200 kW – mehr ist ohne 800-Volt-Bordnetz nicht möglich.

BYD mit neuer Super-E-Plattform

Da ist BYD, insbesondere in China der grösste VW-Konkurrent, ganz anders aufgestellt. Deren neue Elektroplattform bietet die gigantische Ladeleistung von bis zu 1000 Kilowatt. Und die neuen BYD-Hypercharger mit speziell flüssigkeitsgekühlten Kabeln schaffen bis zu 1360 Kilowatt. Die sogenannte Super-E-Plattform lässt den Energieriegel in einer neuen Abstimmung von Elektromotoren, Steuergeräten und Akkupaket pro Sekunde um zwei Kilometer erstarken. Das heisst: In fünf Minuten lässt sich Strom für 400 zusätzliche Kilometer laden – und damit wird der Ladevorgang fast schon so schnell wie Benzintanken. «So können wir die grösste verbleibende Kritik der Nutzer von Elektrofahrzeugen beseitigen», freut sich Wang Chuanfu, Vorstandsvorsitzender der BYD Group.

Im Vergleich zu BYD wirkt die neue STLA-Plattform des Stellantis-Konzerns mit Marken wie Peugeot, Citroën oder Opel geradezu altbacken: Sie schafft gerade mal 160 Kilowatt an einem Schnelllader, der bei diesem Tempo an sich gar keiner ist. Immerhin ist die STLA-Plattform so flexibel, dass darauf selbst Fahrzeuge wie der Fullsize-Pick-up 1500er Ram Charger aufbauen. Und den gibts nicht nur rein elektrisch, sondern auch mit einem Dreiliter-Sechszylinder-Hybridantrieb. Für die Modelle e-3008 und e-5008 auf dem europäischen Markt produziert Peugeot seine Batteriepakete im französischen Sochaux mit Modulen aus der Gigafactory in Douvrin (F). Praktisch: Die STLA-Medium-Plattform hat noch Reserven und ermöglicht auch noch um 15 Millimeter dickere Batterien, ohne dass das Platzangebot im Fahrzeuginnenraum leidet.

Nachdem die meisten europäischen Premiummarken bei ihren Elektromodellen bislang beim Ladetempo patzten und selbst Luxusmodelle wie BMW i7, Mercedes EQS oder Volvo EX90 bei rund 200 Kilowatt einschliefen, gehts mit den neuen Plattformen und Modellgenerationen Mercedes CLA, BMW Neue Klasse und Volvo ES90 diesbezüglich einen grossen Schritt vorwärts. Ob dies allerdings reicht, um den anstürmenden chinesischen Herstellern erfolgreich Paroli zu bieten, bleibt abzuwarten. Die Entwicklung bei den vernetzten Plattformen zeigt jedoch: Die europäische Autoindustrie taumelt zwar, sie ist aber noch nicht gefallen.

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