Die Verbrenner sind tot, es lebe der Elektromotor! So könnte man die aktuelle Entwicklung in der Autoindustrie zusammenfassen. Doch während die Zukunft rein elektrisch scheint, sind Benziner und Diesel noch nicht ausgestorben. Im Gegenteil: Momentan gibts ein echter Boom für Fahrzeuge mit Hybridantrieb. Laut Importeursvereinigung Auto-Schweiz war jeder dritte verkaufte Neuwagen 2022 mit einer Kombination aus Verbrenner- und E-Motor ausgestattet. Dass die Technik einst weltweit erfolgreich würde, glaubten vor über 25 Jahren selbst nur Optimisten im Toyota-Konzern.
Im Herbst 1997 präsentierten die Japaner den ersten Prius. Sein Name war Programm: Prius ist lateinisch und bedeutet so viel wie «zuerst». Und tatsächlich war die optisch äusserst biedere Kompaktlimousine ein Pionier – das erste in Grossserie produzierte Auto mit Hybridantrieb. Der Weg dahin war beschwerlich.
Erster Audi-Hybrid floppte
Viele Hersteller vor Toyota hatten sich am komplexen Hybridantrieb schon die Zähne ausgebissen. Bereits im Jahr 1902 konstruierte Porsche-Gründer Ferdinand Porsche (1875–1951) für die österreichische Firma Lohner das erste Hybridfahrzeug der Welt, den Lohner-Porsche «Mixte». Audi brachte mit dem Kombi Duo auf Basis des damaligen A4 ebenfalls 1997 ein voll funktionsfähiges Diesel-Plug-in-Hybrid-Modell auf den Markt – der erste moderne PHEV überhaupt.
Doch der Duo, der gar einen Monat vor dem ersten Prius vorgestellt wurde, floppte – zu teuer, zu geringe Nachfrage. Nur 100 Kunden leisteten sich den damals horrend teuren Audi für 60'000 D-Mark. Audi beerdigte sein Hybrid-Projekt – für Toyota kam Aufgeben hingegen nicht infrage: Schon seit 1965 erforschte man im Konzern die Grundlagen des Hybridantriebs, zeigte 1977 mit dem Sports 800 einen ersten Prototyp und gab 1992 grünes Licht für die Serienentwicklung.
Hybrid wird cool
Das Antriebskonzept des Prius schien revolutionär: Ein E-Motor, der von Rekuperationsenergie aus einer kleinen Batterie versorgt wird, unterstützt den Benziner und sorgt so für ein äusserst effizientes Vorankommen. Nach Europa schaffte es der erste Prius erst im Jahr 2000 – und sein Erfolg war anfangs bescheiden. Dies änderte sich mit der zweiten Prius-Generation, die 2003 startete.
Mit der bald modelltypischen, aerodynamisch geprägten Tropfenform schaffte es Toyota, die Massen für den Hybridantrieb zu begeistern. Die Technik wurde plötzlich cool und stylisch – auch dank der Mithilfe zahlreicher Promis und Politikerinnen, die sich gerne im Glanz des umweltbewussten Modells schmückten. Ähnlich, wie es rund zehn Jahre später Tesla mit der Elektrotechnik wiederholte.
Prius wird reiner Plug-in
Bis heute hat Toyota mehr als 22 Millionen Fahrzeuge mit dem «Hybrid Synergy Drive» genannten Hybridantrieb ausgeliefert. Und ist damit mit grossem Vorsprung Weltmarktführer bei dieser Technologie. Doch mittlerweile ist der Prius nur noch eines von vielen Hybrid-Modellen auf dem Markt – auch im Toyota-Portfolio: vom Kleinwagen Yaris über die kompakten Weltbestseller Corolla und RAV4 bis zum Siebenplätzer-SUV Highlander. Dieser Umstand bewog die Toyota-Verantwortlichen zu einem radikalen Schritt. Wenn die jetzt fünfte Prius-Generation ab Sommer 2023 bei den Schweizer Händlern steht, wird der einstige Hybrid-Pionier nur noch als wiederaufladbares Plug-in-Hybrid-Modell angeboten.
Antrieb Plug-in-Hybrid, 2.0-R4-Benziner, 152 PS (112 kW), Elektromotor 163 PS (120 kW), Systemleistung 223 PS (164 kW), 190 + 208 Nm, stufenloses e-CVT-Getriebe, Frontantrieb, Akku netto 13,6 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,8 s, Spitze 177 km/h, E-Reichweite WLTP 69 km
Masse L/B/H 4,60/1,78/1,42 m, Gewicht 1605 kg, Laderaum 284 l
Umwelt WLTP 0,8 l/100 km, = 19 g/km CO2, Energie A
Preise ab ca. 45'000 Franken
Antrieb Plug-in-Hybrid, 2.0-R4-Benziner, 152 PS (112 kW), Elektromotor 163 PS (120 kW), Systemleistung 223 PS (164 kW), 190 + 208 Nm, stufenloses e-CVT-Getriebe, Frontantrieb, Akku netto 13,6 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,8 s, Spitze 177 km/h, E-Reichweite WLTP 69 km
Masse L/B/H 4,60/1,78/1,42 m, Gewicht 1605 kg, Laderaum 284 l
Umwelt WLTP 0,8 l/100 km, = 19 g/km CO2, Energie A
Preise ab ca. 45'000 Franken
Neues Design, mehr Leistung
Neue Zielgruppen sollen auch mit dem neuen Design erschlossen werden: Bieder oder überzeichnet wie einst ist am fünften Prius nichts mehr. Dank geringerer Höhe, weniger Länge und gewachsenem Radstand wirkt der nun 4,60 Meter lange Kompaktwagen viel dynamischer. Die breitere Spur wird optisch an der Front im «Hammerkopf»-Design und der durchgängigen Lichtleiste am Heck unterstrichen.
Auch das Plug-in-Hybrid-System, das im Prius seit 2012 angeboten wird, hat mit jenem des Vorgängers nichts mehr gemein. Neu wuchten Benziner und E-Motor zusammen maximal 223 PS (164 kW) auf die Vorderachse (hier gehts zum ausführlichen Fahrbericht) – der Plug-in-Vorgänger kam auf nur 122 PS Systemleistung. Trotz Power-Plus bleibt der Prius sparsam: Rein elektrisch sollen bis zu 70 Kilometer drin liegen. Verbrauch auf den ersten 100 Kilometern laut WLTP-Norm: nur 0,8 Liter.
Beim Start gibts einen Hauch Nostalgie: Wie bei den Generationen zuvor ist auch im neuen Prius nur ein leises Surren des E-Antriebs zu hören. Dass wir's überhaupt wahrnehmen, liegt am äusserst tiefen Geräuschniveau im Innenraum, der sonst nicht mit besonderer Noblesse, dafür mit neuem 12,3-Zoll-Touchscreen punktet. Los gehts im EV-Modus, bei dem nur der 120 kW starke E-Motor für Vortrieb sorgt. Beim beherzten Tritt aufs Gas scharren die Vorderräder kurz, ehe es flott nach vorne geht. Noch flotter wirds auf «HV», wenn Benziner und E-Motor mit maximal 223 PS (164 kW) zusammenspannen. Wenn wir die volle Leistung fordern, heult auch im neuen Prius Toyotas stufenloses CVT-Getriebe auf. Fahrspass gibts dennoch: Der rund 1,6 Tonnen schwere Prius saust in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 177 km/h Spitze. Die 69 reinen E-Kilometer schafften wir auf Testfahrt genauso wenig wie den Fabelverbrauch von 0,8 l/100 km. Aber auch 2,3 l/100 km laut Bordcomputer können sich sehen lassen. Verkaufsstart ist im Sommer, ab rund 45'000 Franken.
Beim Start gibts einen Hauch Nostalgie: Wie bei den Generationen zuvor ist auch im neuen Prius nur ein leises Surren des E-Antriebs zu hören. Dass wir's überhaupt wahrnehmen, liegt am äusserst tiefen Geräuschniveau im Innenraum, der sonst nicht mit besonderer Noblesse, dafür mit neuem 12,3-Zoll-Touchscreen punktet. Los gehts im EV-Modus, bei dem nur der 120 kW starke E-Motor für Vortrieb sorgt. Beim beherzten Tritt aufs Gas scharren die Vorderräder kurz, ehe es flott nach vorne geht. Noch flotter wirds auf «HV», wenn Benziner und E-Motor mit maximal 223 PS (164 kW) zusammenspannen. Wenn wir die volle Leistung fordern, heult auch im neuen Prius Toyotas stufenloses CVT-Getriebe auf. Fahrspass gibts dennoch: Der rund 1,6 Tonnen schwere Prius saust in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 177 km/h Spitze. Die 69 reinen E-Kilometer schafften wir auf Testfahrt genauso wenig wie den Fabelverbrauch von 0,8 l/100 km. Aber auch 2,3 l/100 km laut Bordcomputer können sich sehen lassen. Verkaufsstart ist im Sommer, ab rund 45'000 Franken.
Zukunft steht auf Wasserstoff
So hartnäckig Toyota einst die Hybridtechnik auf dem Markt etablierte, so eifrig tüfteln die Japaner am nächsten grossen Ding, mit dem sie die (Um-)Welt ein Stückchen besser machen wollen. Zeitgleich mit dem Hyundai Nexo brachte Toyota schon 2014 mit dem Mirai (japanisch für Zukunft) das erste mit Wasserstoff betriebene Serienauto auf den Markt. In der Toyota-Konzernzentrale, wo der seit 2009 an der Spitze stehende Akio Toyoda (66) Anfang April in den Verwaltungsrat wechselt und dem bisherigen Lexus-CEO Koji Sato (53) Platz macht, glauben sie fest an den Durchbruch des Wasserstoffantriebs. Auch wenn so gut wie alle anderen Autobauer momentan fast ausschliesslich auf die Karte Elektro setzen. Riskant? Vielleicht. Aber auch vor 26 Jahren hätte es kaum jemand für möglich gehalten, wie verbreitet der Hybridantrieb heute bei uns sein würde.