Erste Fahrt im neuen Range Rover
So edel gehts jetzt in den Dreck

Sehr britisch: Land Rover macht beim neuen Topmodell Range Rover weiter auf Understatement, aber zielt auch auf neue Kundschaft – jene, die beim Picknick mitten in der Wildnis gerne mal Champagner schlürft.
Publiziert: 16.04.2022 um 05:56 Uhr
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Erste Fahrt im neuen Range Rover: Land Rovers Topmodell kann Strasse genau so gut wie Schotterpiste.
Andreas Faust

Viele Hersteller reduzieren ihre Modellvarianten – aber Land Rover dreht auf: «Den neuen Range Rover können wir in 1,6 Millionen Konfigurationen bauen», sagt uns Michael van der Sande (57), Chef der Spezialfahrzeug-Abteilung (Special Vehicle Operations oder kurz SVO) bei Jaguar und Land Rover. «Da werden auch Bentley- und Rolls-Royce-Fans was Passendes finden.»

Der Urahn war eine Art Ur-SUV und ein designfreies Mobilitätswerkzeug für britische Moore, doch die fünfte Generation des Range Rover soll alles können – von Familienkutsche bis Luxusliner mit Chauffeur, vom Pferdeanhänger bis zum Trip in die Oper. Dafür gibts neu massiv mehr Varianten: Zwei Radstände, fünf oder sieben Sitze in Langversion oder eine ultraluxuriöse mit nur zwei Sitzen im Fond. Dafür mit Elektro-Tisch, Champagner-tauglichem Kühler, Liegesesseln und Gadgets, die man nicht in jeder Optionsliste findet. Special Vehicle eben.

Aussen glatt, innen prachtvoll

Sieht fast wie der alte Range Rover aus, oder? Auf den ersten Blick schon, aber er ist komplett neu. Schon weil es im Boden Platz für die XXL-Batterien der 2024 folgenden Elektroversion braucht. Äusserlich hat Chefdesigner Gerry McGovern fast alle Falze der Aluhaut ausgebügelt: Der Range Rover wirkt wie aus einem Metallblock gefräst. Cool: Abgedunkelte Rückleuchten, die vertikal strahlen und quer blinken; geteilte Heckklappe mit integriertem Picknick-Sitz.

Drinnen gehts weiter mit virtuellen Instrumenten, wahlweise Leder oder PET-Recycling-Bezügen, abwaschbarem Stoff und spürbar echtem Holz. Der lästige Touchscreen für die Klimaanlage ist weg, stattdessen gibts massive Drehregler. Ebenso passé ist das Drehrad für den Automat – weil Kia sowas jetzt auch hat? In van der Sandes Edelversion namens SV dreht man an Reglern aus Keramik – die hat sonst niemand. Der Rest wird per Tablet-Screen bedient, inklusive Offroad-Kameras, Luftfederung oder Meridian-Soundsystem. Das sich wirklich lohnt, weil selbst die Diesel flüsterleise sind. Nur der Wind säuselt um die Spiegel. Eingewöhnung braucht der Kamera-Innenspiegel, dessen 2D-Bild Entfernungen schätzen schwerer macht. Lieber fahren wir mit Analog-Spiegel.

Range Rover

Antriebe 3.0-R6-Turbodiesel-Mildhybrid, 249–350 PS (183–258 kW), 600–700 Nm. 3.0-R6-Turbobenziner-Mildhybrid, 360–400 PS (265-294 kW), 500–550 Nm. Plug-in-Hybrid (PHEV: 3.0-R6-Turbobenziner und E-Motor), 440–510 PS (324–375 kW), 620–700 Nm. 4.4-V8-Biturbo-Benziner, 530 PS (390 kW), 750 Nm. Alle mit 8-Stufen-Automat und Allrad.
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,6–8,3 s, Spitze 206–250 km/h.
Masse L/B/H kurz 5,05/2,05/1,87 m, lang 5,25/2,05/1,87 m, Gewicht ab 2454 kg, Laderaum kurz 725–2335 l, lang 725–2727 l.
Umwelt Benziner/Diesel WLTP 7,6–12,0 l/100 km = 198–272 g/km CO₂. PHEV WLTP 0,8–0,9 l/100 km = 18-21 g/km CO₂.
Preise kurz ab 141'500 Fr., lang ab 159'800 Fr., lang siebensitzig ab 165'000 Fr.

Antriebe 3.0-R6-Turbodiesel-Mildhybrid, 249–350 PS (183–258 kW), 600–700 Nm. 3.0-R6-Turbobenziner-Mildhybrid, 360–400 PS (265-294 kW), 500–550 Nm. Plug-in-Hybrid (PHEV: 3.0-R6-Turbobenziner und E-Motor), 440–510 PS (324–375 kW), 620–700 Nm. 4.4-V8-Biturbo-Benziner, 530 PS (390 kW), 750 Nm. Alle mit 8-Stufen-Automat und Allrad.
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,6–8,3 s, Spitze 206–250 km/h.
Masse L/B/H kurz 5,05/2,05/1,87 m, lang 5,25/2,05/1,87 m, Gewicht ab 2454 kg, Laderaum kurz 725–2335 l, lang 725–2727 l.
Umwelt Benziner/Diesel WLTP 7,6–12,0 l/100 km = 198–272 g/km CO₂. PHEV WLTP 0,8–0,9 l/100 km = 18-21 g/km CO₂.
Preise kurz ab 141'500 Fr., lang ab 159'800 Fr., lang siebensitzig ab 165'000 Fr.

Fett ist auch die Antriebspalette: Unglaubliche acht Motoren – Sechszylinder-Benziner und -Turbodiesel mit mildem Hybrid von 249 bis 400 PS und zwei ebenfalls hauseigene Plug-in-Hybride mit 440 oder 510 PS und laut Werk 113 Kilometern elektrischer Reichweite. Letztere folgen erst später. Krönung ist der 4,4-Liter-V8 mit 530 PS, den BWM zuliefert. Warum? Weil absehbar ist, dass Verbrenner durch Elektro ersetzt werden und eine Eigenentwicklung nicht mehr lohnt.

Taugt selbst fürs Wasser

Perfekt passt der 350-PS-Diesel zum Range Rover: Drehmoment satt ab tiefen Touren, was offroad hilft. Gelände? Das beherrscht selbst der edelste Range Rover SV. Kraxeln, steile Abfahrten, 90 Zentimeter Flusstiefe – kein Problem. Der 400-PS-Benziner gönnt sich ab und zu Gedenksekunden beim Antritt, aber bringt das 2,5-Tonnen-Auto geschmeidig voran. Ebenso der V8, der sich akustisch gegen jede Dämmung durchsetzt. Toll finden wir neben den Offroad-Talenten – die wohl kaum jemand wirklich ausnutzt – auch die serienmässige Vierradlenkung: So handlich wirkte so ein XXL-SUV selten. Wankstabilisierung hält die Karosserie zumeist in der Waage, und der Range federt auf der weichen Seite.

Riesig ist auch die Preisspanne: Beim bereits nicht günstigen Familienschiff SE mit Robust-Interieur und sparsamem Basisdiesel mit 249 PS gehts bei 141'500 Franken los. Die Nobelversion SV startet ab 208'800 Franken. Langer Radstand kostet zusätzlich, ebenso die üppige Optionsliste. Dennoch gibts so Luxus zum Budget-Tarif – ein Rolls-Royce Cullinan wäre um gut die Hälfte teurer.

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