Mit dem Land Rover Defender PHEV ins Gelände
Taugt der Landy auch als Stromer?

Zum ersten Mal bietet Land Rover den legendären Defender als 110 P400e auch mit Plug-in-Hybrid-Antrieb an. Was der Stromer im Gelände taugt, wollen wir bei unserer Testfahrt herausfinden.
Publiziert: 20.07.2021 um 11:08 Uhr
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Nun bietet Land Rover seinen Defender als 110 P400e auch mit Plug-in-Hybrid-Antrieb an.
Foto: ZVG.
Jürgen Wolff

Uns treibts den Schweiss auf die Stirn. Wir fahren im neuen Land Rover Defender 110 P400e PHEV extrem nach links geneigt einen Hügel entlang. «Jetzt wird er gleich kippen», sagt uns der Verstand. Doch während wir kaum zu atmen wagen und uns krampfhaft ans Lenkrad klammern, zieht der Defender stoisch sicher seine Bahn. Einige Meter weiter, nun wieder auf allen vier Rädern und einigermassen waagrechtem Grund, verrät der neben uns sitzende Experte, dass der mit Reserverad über fünf Meter lange und über 2,6 Tonnen schwere Offroader Schräglagen bis zu 45 Grad meistert.

Wir wühlen uns in der Nähe von Manresa, nordwestlich von Barcelona (Spanien), durchs Gelände. Dort will uns Land Rover demonstrieren, dass der Nachfolger des legendären «Landy» seinem Urahn nicht nur ebenbürtig, sondern gar überlegen ist. Selbst im rein elektrischen Fahrbetrieb und im Gelände. Denn erstmals gibts den Defender als 110 P400e auch mit Plug-in-Hybrid-Antrieb. Und der schafft dank 19,2 kWh-Akku bis zu 53 Kilometer rein elektrisch. Der 300 PS starke Zweiliter-Benziner wird dabei von einem E-Motor mit 105 kW (143 PS) ergänzt, was zu einer Systemleistung von 404 PS führt (0–100 km/h in 5,6 s, Spitze 209 km/h).

Normale oder Geländeuntersetzung

Wer ökologisch sauber durchs Gelände will, hat im per Knopfdruck anwählbaren reinen Elektromodus im Defender P400e kein Problem. Auch unter Strom kann mit normaler Übersetzung oder mit Geländeuntersetzung gefahren werden. Die Bodenfreiheit mit elektronisch geregelter Luftfederung beträgt 291 Millimeter, die Wattiefe 900 Millimeter. Die Böschungswinkel liegen vorne bei 38 und hinten bei 40 Grad, der Rampenwinkel bei 28 Grad, die maximale Steigfähigkeit beträgt wie der maximale seitliche Neigungswinkel 45 Grad. Eine steile Felswand hoch? Kein Problem. Auch die bucklige Geröllpiste schafft der Defender spielend – erst sackt der rechte Vorderreifen in eine tiefe Mulde und das linke Hinterrad schwebt frei in der Luft, dann wühlt sich das Vorderrad nach gefühlvollem Gaseinsatz hoch, das Hinterrad erhält wieder Bodenkontakt – weiter gehts.

Im Gelände ist der neue Defender seinem Vorgänger überlegen – auch als Plug-in-Hybrid 110 P400e. Und sonst? Sonst ist er ein komfortabler SUV. Nichts mehr zu spüren vom kernigen Charme des ursprünglichen Arbeitstiers. Im Gegenteil: Es gibt viel Komfort, bequeme, vielfach verstellbare Sitze und ein Multifunktions-Lenkrad. Dazu reichlich Platz und Ablagen, rundum robuste Haltegriffe sowie viele sinnvolle Assistenzsysteme für On- und Offroad. Unsicher, ob die Räder wirklich gerade auf der kleinen Brücke aus zwei Baumstämmen links und rechts ausgerichtet sind? Kein Problem, Kameras blicken an den Seiten runter und zeigen jeden Millimeter.

Drei Tonnen Anhängelast

Waren im alten Defender lange Autobahnstrecken wegen der schlechten Federung, dem miesen Geradeauslauf und der lauten Geräuschkulisse eine Tortur, ist der Neue ein ideales Reiseauto. Gepaart mit den weiteren Tugenden eines starken Allradlers: So beträgt die maximale Anhängerlast drei Tonnen und die erlaubte Dachlast 300 Kilo.

Der neue Defender ist alltagstauglich – scheint uns dazu aber fast etwas zu schade. Wer nicht wirklich ab und an ins Gelände fährt, Pferdeanhänger über matschige Feldwege zieht oder im Winter auf seinem Gehöft durch den Tiefschnee pflügt, der ist mit dem neuen Defender schlicht overdressed. Entsprechend sind auch die Preise. Den günstigsten Land Rover Defender gibts als Zweitürer ab 69'900 Franken. Wer mit elektrischer Unterstützung im Plug-in-Hybriden Defender 110 P400e PHEV unterwegs sein will (mit kurzem Radstand gibts den PHEV übrigens nicht), der muss mindestens 86'400 Franken auslegen.

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