Egal ob BMW M, Mercedes AMG oder VW R – in kaum einem anderen Land sind Modelle mit Sportabzeichen so gefragt wie bei uns in der Schweiz. Das ist auch beim Bestseller der letzten Jahre nicht anders: Jeder zehnte verkaufte Skoda Octavia trägt das RS-Signet am Heck.
Mit der Neuauflage des Octavia – in der Schweiz nur noch als Combi erhältlich – geht nun auch das Sportmodell in eine neue Runde. Neu wird der RS aber nicht nur wie bisher mit dem bekannten Zweiliter-Turbobenziner aus dem Technik-Bruder VW Golf GTI angeboten, sondern ab Frühjahr 2021 auch mit einem Plug-in-Hybrid-Modul. Sparsam und schnell also? Die Daten klingen erst einmal vielversprechend: Die Kombination aus 1.4-TSI- mit 150 PS (110 kW) und dem Elektromotor mit 116 PS (86 kW) kommt auf eine Systemleistung von 245 PS (180 kW) – genauso viel wie der reine Verbrenner. Das maximale Drehmoment liegt bei satten 400 Nm.
Mehr Gewicht, weniger Verbrauch
Rein elektrisch sollen im Octavia RS iV, wie das Modell offiziell heisst, bis zu 60 Kilometer und bis zu 140 km/h im Elektromodus drin liegen. Allerdings bringt die Elektrifizierung des Antriebsstrangs auch rund 180 Kilo mehr Gewicht ins Auto. Dennoch soll sich der Plug-in-RS laut Skoda mit 1,5 l und 11,4 kWh pro 100 Kilometer begnügen. Was wir schon jetzt verraten können: In der Praxis ist dieser Fabelwert kaum zu erreichen – im Test mit durchaus sportlicher Fahrweise schafften wir aber dennoch gute 5,5 Liter sowie 9,4 kWh/100 km.
Apropos sportliche Fahrweise: Beim Octavia RS iV geht es nicht vordergründig um Sprintduelle, sondern vielmehr um den unkomplizierten Fahrspass beim sonntäglichen Familienausflug. Damit der 1707 Kilo schwere Kombi dynamisch um die Kurven geht, haben die Ingenieure die Lenkung gegenüber dem Basismodell direkter abgestimmt. Das Sportfahrwerk legt die Karosserie um zehn Millimeter tiefer, die Dämpfer lassen sich je nach Gusto variabel verstellen. Aber selbst in der sportlichsten Einstellung ist der Octavia RS iV kein Bandscheiben-Killer.
Sportlich ja, aber...
Bei den Fahrmodi gibts die bekannte Auswahl: Evo, Comfort, Normal, Sport und Individual. In der Sportstufe zeigt das Plug-in-Modell, dass er das RS-Signet zurecht trägt: Der Antritt ist fulminant und die Beschleunigung schön linear. Nach 7,3 Sekunden sind 100 km/h erreicht, bei eher bescheidenen 225 km/h ist Schluss. Das künstliche Motorengeräusch nervt uns schnell, kann aber zum Glück mittels Knopfdruck deaktiviert werden. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe verrichtet seinen Dienst unaufgeregt, und auch in Kurven gibt sich der RS iV lange neutral, ehe er langsam anfängt, über die Vorderräder zu schieben.
Allerdings hat das flotte Zusammenspiel zwischen alter und neuer Antriebswelt einen Haken: Die 10,4-kWh-Batterie, die in 3,5 Stunden an der 3,6-kW-Wallbox vollgeladen ist, hält keine nennenswerte Boost-Reserve zurück, sobald der Speicher aufgebraucht ist. Was das bedeutet, bringt Skoda-Ingenieur Michal Kruta so auf den Punkt: «Leer ist leer!» Im Klartext: Solange Saft vorhanden ist, ist der E-Motor ein elementarer Teil des gelungenen Antriebskonzepts. Ohne Strom ist das PHEV-Modul nur dynamikbremsender Ballast.
Auch innen wirds modern
Gelungen ist hingegen der Innenraum des Octavia RS iV: Hier gibts Alcantara in Hülle und Fülle, einen modernen 10-Zoll-Touchscreen über der Mittelkonsole, ein virtuelles Cockpit und ein Head-Display, dessen Anzeigeinhalt ebenfalls konfiguriert werden kann. Bei den Assistenzsystemen bietet die Plug-in-Hybrid-Version aktuelle VW-Technik und verzögert mittels Rekuperation, sobald man sich einer Stadtgrenze nähert. Platz ist auch beim Teilzeitstromer reichlich vorhanden, allerdings sinds im iV mit 490 bis 1555 ein paar Liter weniger als im konventionellen Octavia RS, der 640 bis 1700 Liter schluckt.
Fazit: Wer stetes RS-Gefühl will, greift weiterhin zum klassischen Sport-Octavia mit Zweiliter-TSI, der ab sofort ab 45'340 Franken beim Händler steht. Wer neben Fahrspass auch Wert aufs ökologische Gewissen legt, muss sich bis Frühjahr 2021 gedulden, wenn der Octavia dann auch als Plug-in-RS startet. Die Preise stehen noch nicht fest, dürften aber im ähnlichen Rahmen wie der Benziner liegen.