Da können wir ein brandneues Auto testen – und übersehen es anfangs glatt! Und wir können noch nicht mal etwas dafür: In dem unauffälligen Grau, ohne das cool in Schwarz gehaltene Dach fällt uns Mazdas erster Stromer MX-30 zwischen den parkierten Autos zuerst gar nicht auf.
Beim genaueren Hinschauen entdecken wir dann schöne Details. Die zylinderförmigen Scheinwerfer und die durch einen Spalt abgesetzte Haube etwa. Oder die coupéhafte Dachlinie und die silbernen Mazda-Beschilderungen an der C-Säule.
Nachhaltige Materialien
Doch einen richtigen Wow-Effekt gibts, als wir die Tür öffnen: Um in den, zugegeben eher engen, Fond zu gelangen, hat Mazda wie BMW bei dessen Elektroauto i3 gegenläufige Türen verbaut, von Mazda Freestyle-Türen genannt. Auch sonst gefällt uns, was wir innen sehen. Ganz dem Thema Umwelt verpflichtet, greifen wir an schöne Kork- und Kunststoffoberflächen aus recycelten PET-Flaschen, nehmen auf bequemen Stoffsitzen mit Kunstlederakzenten Platz und blicken auf die schwebend wirkende Mittelkonsole.
Eine Induktiv-Ladestation fürs Smartphone bietet Mazda im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten nicht – was uns wundert bei einem E-Auto. Dafür haben die Japaner punkto Infotainment und Digitalisierung deutlich aufgeholt: Oberhalb der Mittelkonsole gibts einen 8,8-Zoll-Display, der leider von einem breiten Rahmen umgeben ist und so etwas gar klein wirkt. Umso schöner ist die neue Bedieneinheit der Klimaanlage weiter unten. Und auch animierte Armaturen und Head-up-Display sind an Bord.
Für Langstrecken ungeeignet
Dass es sich beim knapp 4,40 Meter langen MX-30 eher um einen Zweitwagen für Stadt und Umgebung und keinen Familienwagen für die Italien-Ferien (hier gehts zum Ratgeber) handelt, merken wir nicht nur beim Blick in den Kofferraum mit seinen 366 Litern Volumen. Rund 190 Kilometer Reichweite zeigt der Stromer vor Beginn der Testfahrt an. Doch warum ein nur 35,5 kWh fassender Akku, der maximal 262 City-Kilometer gewährt?
«Wir haben uns bewusst für einen kleineren Akku entschieden», erklärt Mazdas Europa-Entwicklungschef Christian Schultze. «Grosse Akkus bedeuten auch mehr Gewicht und mehr Verbrauch. Und die meisten Kunden legen täglich höchstens 60 bis 80 Kilometer zurück. Deshalb glauben wir, dass die Akkugrösse ausreicht.» Allerdings ist der MX-30 mit 1700 Kilo auch nicht gerade ein Fliegengewicht.
Sound ja, Punch nein
Doch jetzt wollen wir wissen, ob sich der Elektro-Mazda, wie von Schultze angekündigt, tatsächlich wie ein «ganz normales Auto» fährt und so Kunden, die sich einen Verbrenner gewohnt sind, den Umstieg auf die E-Mobilität erleichtern soll. Im klasse gedämmten Innenraum hören wir anfangs erst einmal gar nichts. Bis wir das Gaspedal durchtreten und einen Sound ähnlich dem eines Verbrennungsmotors vernehmen. «Das soll dem Fahrer Feedback über Beschleunigung und Tempo geben», erklärt Schultze später.
Einen Elektropunch, wie wir’s von anderen E-Autos à la Tesla kennen (hier gehts zum Test: Tesla Model 3 vs. Audi R8), erleben wir im MX-30 nicht. Auch die Sprintzeit von 9,7 Sekunden auf Tempo 100 (Spitze 140 km/h) verdeutlicht das. «Wir wollen Fahrfreude vermitteln. Dazu brauchts unserer Meinung nach keine brachiale Beschleunigung», sagt Christian Schultze.
Angenehmes Fahrgefühl
Und Spass macht der MX-30 in der Tat: Der E-Motor mit seinen 107 kW (145 PS) und 271 Nm Drehmoment an der Vorderachse packt genügend kräftig an, die Lenkung ist Mazda-like sehr direkt und vermittelt ein gutes Gefühl zum Untergrund. Warum der MX-30 auf der einen Seite möglichst intuitiv zu bedienen sein soll, wir an den Schaltpaddles am Lenkrad trotzdem zwischen fünf Rekuperationsstufen wählen können, kann dann auch Schultze nicht genau beantworten.
Im Test stehen nach 65 gefahrenen Kilometern noch 125 km Restreichweite im Display – viel mehr als 200 Kilometer, wenn der Mix wie bei unserer Fahrt aus Land, Stadt und Autobahn besteht, liegen also nicht drin. Am Schnelllader dauerts bei leerem Akku dann 30 bis 40 Minuten, bis die Akkus wieder komplett gefüllt sind.
Harte Konkurrenz
Unser Fazit zum neuen MX-30: Der erste Elektro-Mazda soll kein Auto für alle Kunden sein, sondern hauptsächlich als Zweitwagen im urbanen Raum einen einfachen Umstieg von Verbrenner auf Strom bieten. Angesichts eines Preises von mindestens 36'990 Franken und der stetig wachsenden Konkurrenz dürfte es der neue MX-30 ab Ende Oktober aber nicht leicht haben, der Konkurrenz davonzustromern.