Die Elektro-Alternative zum RAV4
So fährt sich Toyotas erster Stromer bZ4X

Es dauerte lange. Doch Ende Mai startet auch Hybridpionier Toyota mit dem ersten reinen Elektroauto. Wir sind den bZ4X als elektrische Alternative zum beliebten RAV4 gefahren.
Publiziert: 25.02.2022 um 11:16 Uhr
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Endlich! Ende Mai startet auch Hybrid-Pionier Toyota mit einem rein elektrischen Modell.
Foto: Jayson Fong
Joaquim Oliveira

Erst etwas Namenskunde: Die wenig einprägsame Modellbezeichnung des neuen Toyota-Stromers bZ4X setzt sich aus den Initialen der Beyond Zero-Strategie (bZ), der Zahl 4 (Fahrzeuggrösse ähnlich wie beim RAV4) und dem Buchstaben X zusammen, der sich auf die Crossover-Karosserie bezieht. So weit, so gut.

Unsere erste Probefahrt mit dem bz4X in Spanien zeigt, dass das Cockpit ähnlich gewöhnungsbedürftig ist wie die Bezeichnung des neuen Toyota-Hoffnungsträgers. Wir blicken auf ein nur sieben Zoll grosses Digitaldisplay, das ähnlich wie bei Peugeot über dem Lenkrad platziert ist. Unpraktisch: Der obere Lenkradkranz verdeckt einen Teil der Anzeigen. Besser ist dafür das zentral zwischen Beifahrer und Fahrer angeordnete 12,3-Zoll-Infotainment-Display. Es bietet im Vergleich zu aktuellen Toyota-Modellen eine bessere Grafik und eine intuitivere Bedienung. Über einen neuen Drehknopf auf der Mittelkonsole können wir die Fahrstufen sowie die verschiedenen Fahrmodi wählen.

Toyota surft auf einer Erfolgswelle

Während die meisten Autohersteller aktuell zwar Rekorderträge vermelden, infolge der Chipkrise aber weniger Fahrzeuge als in den Jahren zuvor auf die Strassen brachten, sieht das bei Toyota ganz anders aus. 10,49 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge im letzten Jahr bedeuten nicht nur die unangefochtene Nummer 1 auf dem Weltmarkt, sondern auch einen stattlichen Anstieg von zehn Prozent gegenüber 2020.

Nur bei Elektroautos spielt Hybridpionier Toyota bislang keine Rolle. Das soll sich jetzt mit der Lancierung des E-Crossovers bZ4X und 29 weiteren Elektromodellen bis 2030 ändern. Konzernchef Akio Toyoda (65) kündigte letzten Monat eine beispiellose Elektrooffensive an (hier zum Blick-Artikel), und korrigierte seine Ziele bereits wieder nach oben. So sollen statt wie ursprünglich geplant nicht zwei Millionen, sondern mindestens 3,5 Millionen Elektroautos bis 2030 gebaut werden – 2,5 Millionen Toyota und eine Million Lexus.

Akio Toyota kündigt 30 neue Elektromodelle bis 2030 an.
zvg.

Während die meisten Autohersteller aktuell zwar Rekorderträge vermelden, infolge der Chipkrise aber weniger Fahrzeuge als in den Jahren zuvor auf die Strassen brachten, sieht das bei Toyota ganz anders aus. 10,49 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge im letzten Jahr bedeuten nicht nur die unangefochtene Nummer 1 auf dem Weltmarkt, sondern auch einen stattlichen Anstieg von zehn Prozent gegenüber 2020.

Nur bei Elektroautos spielt Hybridpionier Toyota bislang keine Rolle. Das soll sich jetzt mit der Lancierung des E-Crossovers bZ4X und 29 weiteren Elektromodellen bis 2030 ändern. Konzernchef Akio Toyoda (65) kündigte letzten Monat eine beispiellose Elektrooffensive an (hier zum Blick-Artikel), und korrigierte seine Ziele bereits wieder nach oben. So sollen statt wie ursprünglich geplant nicht zwei Millionen, sondern mindestens 3,5 Millionen Elektroautos bis 2030 gebaut werden – 2,5 Millionen Toyota und eine Million Lexus.

Etwas enttäuscht sind wir von der Materialanmutung. Vieles im Cockpit wirkt billig. Und im Gegensatz zu anderen E-Autos mit ihren luftig freien Cockpits fühlen wir uns auf dem Fahrersitz des 4,69 Meter langen bZ4X zwischen der übermässig breiten Türverkleidung und der grossen Mittelkonsole fast etwas eingeengt. Dafür gibts im Fond dank 2,85 Meter Radstand (15 cm mehr als im RAV4) üppig Platz, selbst für sehr grossgewachsene Passagiere. Der Kofferraum ist dagegen mit 452 Litern im Vergleich zum RAV4 (520 bis 580 Liter) und weiteren Konkurrenzmodellen wiederum unterdurchschnittlich.

370 bis 450 Kilometer Reichweite

Zum Verkaufsstart gibts den bZ4x mit seiner kantigen Karosserie und den breiten Radhäusern sowie den markanten Leuchteinheiten in zwei Versionen. Als Fronttriebler mit 204 PS (150 kW) und als Allradler mit zwei E-Motoren und 218 PS (160 kW). Für den nötigen Stromfluss sorgt ein wassergekühlter 71,4-kWh-Lithium-Ionen-Akku, der flach im Fahrzeugboden verbaut ist. Toyota gibt den Durchschnittsverbrauch mit 15,9 bis 19,3 kWh an, was Reichweiten zwischen 370 und 450 Kilometern ermöglicht.

Clever: das riesige, transparente Solardach bringt einerseits Licht ins Fahrzeug und zusätzlichen Strom in die Batterie. Laut den Toyota-Ingenieuren kann das Solardach bis zu 1800 Kilometer zusätzliche Reichweite im Jahr bringen – wenn die Sonne scheint.

Die Beschleunigungswerte des bZ4X, wir fahren die stärkere, rund zwei Tonnen schwere 218-PS-Allradvariante, sind gut. Dank 336 Nm gehts in 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 160 km/h abgeregelt. Sowohl auf der Autobahn als auch auf den engen und kurvenreichen Strassen in den spanischen Bergen wirkt der Elektro-Toyota dynamisch. Kurven nimmt er neutral, die Seitenneigung hält sich dank tiefem Fahrzeugschwerpunkt in Grenzen und der Federungskomfort geht in Ordnung.

Taugliche E-Alternative zum RAV4

Positiv überrascht der Elektro-Crossover in leichtem Gelände. Der Grip des Allradlers ist auf Schotter hervorragend und dank 30 Zentimeter Bodenfreiheit und einer Wattiefe von 50 Zentimetern kommt der bZ4X selbst mit tiefem Schlamm zurecht. Auch in diesem Punkt beweist der neue, Ende Mai bei uns startende Stromer, dass er durchaus als rein elektrische Alternative zum beliebten RAV4 taugt. Schade, steht sein Preis für die Schweiz noch nicht fest. In Deutschland wird er aber ab 47'490 Euro (also knapp 50'000 Franken) angeboten.


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