Für die Marke Seat bedeutete der Ibiza ein neuer Anfang. Seit der Firmengründung 1950, unter tatkräftiger Hilfe des italienischen Fiat-Konzerns, fertigten die Spanier bis in die 1980er-Jahre ausschliesslich Fiat-Fabrikate in Lizenz. Doch in den 30 Jahren hatte sich das Verhältnis stark abgekühlt – Fiat geriet in finanzielle Schwierigkeiten und überwarf sich mit den Spaniern. Die Scheidung stand an und 1981 verkauften die Italiener ihre Anteile an Seat.
Viele Geburtshelfer
Dass Seat diese Turbulenzen nicht nur überlebte, sondern auch ohne attraktive Modelle ganz gut meisterte, lag an deren Kooperationsfähigkeit. Dazu kam die überraschende Unterstützung verschiedener namhafter Autohersteller und diverser Grössen aus der Autowelt. So zeichnete zum Beispiel der italienische Stardesigner Giorgio Giugiaro (85) und seine Firma Italdesign vor über 40 Jahren mit dem Ibiza den ersten eigenständigen Kleinwagen von Seat. Dies, nachdem er gerade erst für Fiat den Konkurrenten Uno entwickelt hatte. Der deutsche Zulieferer Karmann in Osnabrück half tatkräftig bei der Entwicklung von Fahrgastzelle und Fertigungswerkzeugen mit, Porsche steuerte die Motortechnik bei – gegen eine Lizenzgebühr von gerade mal sieben Mark pro Motor. Bei Automessen, so lautet das Gerücht, war auf dem Seat-Stand stets ein Ibiza mit weit offener Motorhaube zu sehen, damit alle den Schriftzug «System Porsche» auf dem Ventildeckel lesen konnten.
Premiere 1984 in Paris
1984 hatte der Seat Ibiza nach nur drei Jahren Entwicklungszeit seine Premiere am Pariser Autosalon. Und das mit Erfolg: Kurz darauf übernahm der Volkswagen-Konzern zunächst 51, dann 75 Prozent des spanischen Herstellers. Und das ging so weiter bis zur vollständigen Übernahme 1986 durch die Wolfsburger. 1988 schrieb Seat nicht zuletzt dank des beliebten Kleinwagens Ibiza schwarze Zahlen. Grund genug, um im Werk Martorell bei Barcelona in neue Fertigungshallen zu investieren. Mittlerweile werden dort auch andere Modelle aus dem VW-Konzern produziert.
Die Erfolgskarriere des temperamentvollen Kleinwagens von der iberischen Halbinsel war nicht mehr aufzuhalten. Dabei war er kein Schnäppchen: Der Ibiza kostete damals mehr als vergleichbare Modelle wie der Fiat Uno oder der Peugeot 205. Doch die Motor- und Fahrleistungen des spanischen Kleinwagens konnten mehr beeindrucken. Dazu kamen ein günstiger Verbrauch, gute Ausstattung und Strassenlage sowie ein ordentlicher Laderaum. Selbst in China war das erste Ibiza-Modell als Nanjing Yuejin Soyat noch bis 2008 unterwegs. Die zweite Ibiza-Generation, die bei uns 1993 auf den Markt kam, wurde im heimischen Spanien zum meistverkauften Auto. Es wurde, gleich wie VWs Polo, auf der A03-Plattform im VW-Konzern entwickelt. Vom gerade mal 1010 Kilogramm schweren Ibiza 2 wurden wie beim Vorgänger Versionen mit Diesel-Antrieb gebaut. Es folgten einige Facelifts und die besonders sportliche Cupra-Versionen – wie 1999 der Ibiza Cupra R mit 180 PS (132 kW).
Seit 2017 ist jetzt die fünfte Generation des Ibiza auf dem Markt. Sie basiert auf der MQB-A0-Plattform des VW-Konzerns, wie auch die Schwestermodelle Skoda Fabia 4 oder VW Polo 6. Insgesamt wurden in den 40 Jahren mehr als sechs Millionen Seat Ibiza verkauft. Damit ist der kleine Spanier zur tragenden Säule des Unternehmens geworden. Grund genug, zum runden Geburtstag ein Sondermodell zu lancieren: den Ibiza Anniversary Limited Edition.