Eine Energydrink-Marke, die in der Formel 1 mitfahren soll? Das fragten sich Ende 2004 wahrscheinlich der eine oder andere, als Red Bull mit einem eigenen Rennstall antrat. Zuvor war der Energydrink-Hersteller einige Jahre als Sponsor in der Formel 1 tätig und zeitweise sogar Teilhaber vom Schweizer Rennstall Sauber.
Seit der Saison 2005 fährt das Team mit den roten Stieren unter dem Namen Red Bull Racing im F1-Zirkus mit. Und das mit Erfolg: In 380 gefahrenen Rennen fuhren die Stiere 120 Rennsiege und 103 Polepositions ein – und insgesamt sechs Konstrukteuren-Titel und sieben Fahrer-Weltmeisterschaften. Doch nun überrascht Red Bull nicht in der Formel 1, sondern mit einem Hypercar.
Neweys letzter Red Bull
So präsentieren Red-Bull-Racing-CEO Christian Horner (50), Star-Konstrukteur Adrian Newey (65) und Technik-Direktor Rob Gray während des Festivals of Speed in Goodwood (GB) ihren RB17. «Als leistungsorientiertes Unternehmen und mit 20 Jahren Erfahrung in der Formel 1, war es für uns sinnvoll, von Grund auf unser eigenes Hypercar zu entwickeln», sagt Horner bei der Enthüllung. Red Bull war bereits an der Entwicklung des Aston Martin Valkyrie beteiligt. Allerdings nur als Kooperationspartner, was den RB17 zum ersten wirklich eigenen Hypercar der Bullen macht.
Zugleich handelt es sich um das letzte Red-Bull-Auto, das von Adrian Newey entwickelt wurde. Nach fast 20 Jahren verlässt der 65-Jährige den Rennstall – über seine Zukunft kursieren aktuell nur Gerüchte. «Ich hatte schon seit vielen Jahren mit dem Gedanken gespielt, mich der Herausforderung zu stellen, unser eigenes Hypercar zu entwerfen, vom Konzept bis zur Auslieferung, und es war ein grossartiges Projekt», meint Newey dazu. Die Entwicklung startete bereits im Jahr 2020.
Schon ohne Blick ins Datenblatt beeindruckt der Bolide. Dank einer optimierten Aerodynamik soll er fast das Doppelte seines Eigengewichts an Abtrieb erzeugen. So verfügen Front- und Heckflügel über aktive Elemente.
V10-Motor und über 1200 PS
Seine Kraft verleiht dem unter 900 Kilogramm schweren RB17 ein 4,5-Liter-V10-Saugmotor, der bis zu 15'000 Umdrehungen pro Minute drehen soll und über 1000 PS (735 kW) an die hinteren Räder liefert. Zusätzlich kommen weitere 200 PS (147 kW) von einem Elektromotor – macht insgesamt über 1200 PS (882 kW)! Der Zweisitzer besteht aus einem Kohlefaser-Monocoque-Chassis und soll Rundenzeiten wie ein aktuelles Formel-1-Auto liefern können.
Insgesamt 50 Stück wird Red Bull vom RB17 bauen. Jedes Auto eine Einzelanfertigung: Von der Aussenfarbe über die Innenausstattung bis hin zu den Details kann die Kundschaft alles selbst konfigurieren. Die Tests des Autos finden 2025 statt, somit dürften die ersten Kundenauslieferungen 2026 beginnen. Abgesehen von viel Geduld muss die Kundschaft auch viel Geld mitbringen: Die Preise starten bei umgerechnet knapp sieben Millionen Franken! Übrigens: Am Zürcher Bürkliplatz posen liegt mit dem RB17 nicht drin. Denn er hat keine Strassenzulassung.