Concept-Car Pu+Ra HPE zum Neustart der legendären Marke
Lancia kommt wild zurück

Das letzte neue Modell lancierte Lancia 2011 – seitdem gings bei der einstigen Nobelmarke nur noch abwärts. Jetzt gibts ein Concept-Car als erstes Lebenszeichen vor dem geplanten Neustart.
Publiziert: 02.05.2023 um 06:30 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2023 um 22:05 Uhr
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Dieses Concept-Car ist Lancias erstes Lebenszeichen seit der Neuvorstellung des Kleinwagens Ypsilon vor zwölf Jahren.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Seit dem Ypsilon von 2011 hat Lancia keine Neuheit mehr gezeigt. Und seit 2017 geistert die einstige Traditionsmarke nur noch als Schatten ihrer selbst durch Italien. Immerhin: Der uralte Ypsilon gehört als einziges Modell dort noch zu den meistverkauften Modellen.

Doch 2024 solls unter der Regie des neuen Mutterkonzerns Stellantis wieder losgehen: Lancia steht wieder auf als Edelmarke in Ergänzung zu Alfa Romeo und DS. Mit dem ersten Concept-Car seit ihrem 100. Geburtstag vor 17 Jahren gibt die italienische Marke jetzt ein Lebenszeichen von sich. Der Pu+Ra HPE soll einen Ausblick bieten auf das, was vom künftigen Lancia-Design zu erwarten ist.

Details wie früher

Der skurrile Name nimmt Bezug auf die Markenhistorie: Das Kürzel HPE stand einst für High Performance Estate, auf Deutsch Sportlimousine. Weils im ganzen Stellantis-Konzern künftig elektrisch wird, bekommt das E jetzt mit Electric eine neue Bedeutung. Sehr cool: Die Vollverglasung der Passagierkabine oberhalb der Gürtellinie. Aus diesem Elektroauto könnte man endlich mal gut hinausgucken.

Details früherer Modelle wie die Lamellen in der hinteren Dachsäule, runde Heckleuchten oder der mit viel Fantasie erkennbare dreieckige Frontgrill finden sich auch an der Studie. Doch insgesamt bedeutet das Concept-Car einen ziemlich radikalen und wilden Neuanfang. Ein Risiko? Wohl kaum – welcher heutiger Neuwagenkunde erinnert sich schon noch an die glorreichen Lancia-Modelle der 1970er- und 1980er-Jahre?

Wer ist Lancia?

1906 gegründet, fuhr der italienische Autobauer Lancia lange Zeit technisch der Konkurrenz davon. Erste selbsttragende Karosserie ohne schweren Rahmen, pfiffige V-Motoren mit kleinen Hubräumen, aber legendärer Laufruhe: Lancia polierte sich auf Luxus. Doch ab den 1960er-Jahren harzte es finanziell. Die Übernahme durch den Fiat-Konzern im Jahr 1969 zum symbolischen Preis, aber mit einem Schuldenberg, war die Rettung

Unter Fiat-CEO Sergio Marchionne (1952–2018) rutschte Lancia in die Bedeutungslosigkeit: 2006 wurde zum 100. Geburtstag ein neuer Delta enthüllt, dessen Serienversion aber mehrheitlich floppte. Dann fusionierte Fiat mit Chrysler zu Fiat Chrysler Automobiles FCA – und schon war kein Geld mehr da für neue Modelle, weil andere Löcher gestopft werden mussten. Ab 2011 wurden schliesslich US-Modelle von Chrysler mit Lancia-Logo bei uns verkauft – das killte das Markenimage endgültig. Seit 2017 gibts die einstige Edelmarke nur noch in Italien mit einem einzigen Modell – dem 2011 lancierten Ypsilon, der dort immerhin noch bis zur Einstellung Anfang 2024 ein Kleinwagen-Bestseller war. Mit der Fusion von FAC und PSA gehört Lancia heute zum Stellantis-Konzern.

1906 gegründet, fuhr der italienische Autobauer Lancia lange Zeit technisch der Konkurrenz davon. Erste selbsttragende Karosserie ohne schweren Rahmen, pfiffige V-Motoren mit kleinen Hubräumen, aber legendärer Laufruhe: Lancia polierte sich auf Luxus. Doch ab den 1960er-Jahren harzte es finanziell. Die Übernahme durch den Fiat-Konzern im Jahr 1969 zum symbolischen Preis, aber mit einem Schuldenberg, war die Rettung

Unter Fiat-CEO Sergio Marchionne (1952–2018) rutschte Lancia in die Bedeutungslosigkeit: 2006 wurde zum 100. Geburtstag ein neuer Delta enthüllt, dessen Serienversion aber mehrheitlich floppte. Dann fusionierte Fiat mit Chrysler zu Fiat Chrysler Automobiles FCA – und schon war kein Geld mehr da für neue Modelle, weil andere Löcher gestopft werden mussten. Ab 2011 wurden schliesslich US-Modelle von Chrysler mit Lancia-Logo bei uns verkauft – das killte das Markenimage endgültig. Seit 2017 gibts die einstige Edelmarke nur noch in Italien mit einem einzigen Modell – dem 2011 lancierten Ypsilon, der dort immerhin noch bis zur Einstellung Anfang 2024 ein Kleinwagen-Bestseller war. Mit der Fusion von FAC und PSA gehört Lancia heute zum Stellantis-Konzern.

Luxusmöbel im Interieur

Im Interieur wirds sehr italienisch: Beim Design hat Lancia mit dem Luxusmöbelhersteller Cassina kooperiert. Die Sitze wirken daher eher wie Loungesessel. Vorne gibts sogar einen runden Beistelltisch. Eingesetzt werden Recycling-Materialien – auch Stellantis arbeitet an einer Kreislaufwirtschaft zur Wiederverwertung von Altmaterial ohne Qualitätseinbussen.

Ganz frisch ist auch das Infotainment mit adaptiver Ambientebeleuchtung. Insgesamt erscheint die Studie eher als rollende Lounge, denn als klassisches Automobil. Zum Antrieb gibts noch keine Details. Aber 700 Kilometer prognostizierte Reichweite und ein Verbrauch von rund zehn Kilowattstunden (kWh) je 100 Kilometer sollen gesetzt sein – auch wenn letzteres derzeit noch utopisch klingt.

Designstudie, kein Serienmodell

Und wie gehts jetzt weiter? Ein konkretes Serienmodell des Pu+Ra HPE solls nicht geben – die Studie zeigt nur die künftige Designrichtung. Los gehts mit dem Lancia-Neustart im kommenden Jahr mit einem neuen Ypsilon – wieder auf Basis des Fiat 500, nur eben neu rein elektrisch auf der Plattform des Fiat 500e. Ab 2028 soll endgültig fertig sein mit Verbrennern bei Lancia – dann laufen der Verbrenner- und Hybrid-Ypsilon aus.

Weiter gehts 2026 mit einem neuen grossen Lancia – der Name Beta geistert schon herum. Würde passen: Den ersten Beta gabs 1972 bis 1984 als Limousine, Coupé, Spider, Mittelmotor-Sportwagen, Shooting Brake und Schrägheck-Limousine. Quasi einer für alle, was dafür sprechen würde, heute ein SUV so zu nennen. Weitere zwei Jahre später – 2028 – folgt dann der neue Delta als Kompaktauto.

Dabei soll Lancia die grünste Stellantis-Marke werden. Mit dem höchsten Anteil umweltfreundlicher und recycelter Materialien im Konzern. Die Hälfte aller Verkäufe sollen online ablaufen, aber dennoch plant Lancia-CEO Luca Napolitano mit rund 100 Garagen in 60 europäischen Grossstädten.

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