Autobauer Great Wall an der IAA in München (D)
Die Chinesische Mauer kommt nach Europa

Der chinesische Autobauer Great Wall Motors wagt den Schritt nach Europa. Den Auftakt machen die Marken Ora im Klein- und Kompaktwagensegment und Wey in der Luxus-Klasse. An der IAA stellen die Chinesen ihre ersten beiden Modelle für Europa vor.
Publiziert: 07.09.2021 um 16:21 Uhr
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Mit Ora will der chinesische Autobauer Great Wall Motors eine völlig neue Lifestyle-Marke in Europa aufbauen.
Foto: CMY
Stefan Grundhoff und Martin A. Bartholdi

Die Chinesische Mauer scheint neu bis nach Europa zu reichen. Der chinesische Autobauer Great Wall Motors GWM ist nach dem monumentalen Bauwerk benannt und will ab nächstem Jahr bei uns durchstarten. An der IAA in München (D) zeigen zwei Great-Wall-Marken ihre ersten Modelle für Europa.

Die erste Marke Ora will Mini herausfordern. Marketing-Direktorin Rebecca Grajecki stellt ihre Pläne vor: «Mit GWM Ora bauen wir eine völlig neue Lifestyle-Marke in Europa auf. Wir sprechen eine Mode- und Lifestyle-orientierte Zielgruppe an und integrieren die Marke in die Kultur einer progressiven urbanen Generation.»

Retro-Charme und Zukunftsmusik

Der Cat One ist dafür das passende erste Modell. Die runden Kulleraugen haben schon beim VW Käfer oder dem Mini zum Erfolg geführt. Die Frontansicht punktet mit Retrocharme, der uns schon bei der Käfer-Kopie Punk Cat gefiel, den Ora im Frühling an der Auto China in Shanghai vorgestellt hatte. Das Heck hingegen wirkt mit den hoch sitzenden LED-Rückleuchten und hoher Fensterlinie eher futuristisch.

Für umgerechnet rund 33'000 Franken gibts mit dem Ora Cat One einen kompakten Lifestyle-Basis-Stromer. 126 kW (171 PS) und 250 Nm maximales Drehmoment leistet der E-Motor an der Vorderachse. Damit beschleunigt der 1,5 Tonnen schwere Ora in 3,8 Sekunden auf Tempo 50, für den Spurt auf 100 km/h vergehen dann schon 8,3 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Dank der 63-kWh-Batterie liegt die Reichweite bei 400 Kilometern.

Der 4,24 Meter lange Cat One bietet in etwa die gleiche Grösse wie ein VW Golf. Entsprechend angenehm zeigt sich der Innenraum mit einem für die Klasse stattlichen Raumangebot. Hinzu kommen zwei grosse Bildschirme für digitale Instrumente und Multimediasystem. Abzug gibts für die eher hohe Ladekante, wegen derer das Be- und Entladen weniger Vergnügen bereitet.

Spielzeug für Technik-Nerds

Doch der kleine Chinese ist nicht nur ein quirliger Stromer mit Retro-Style, sondern auch ein Technik-Gimmick für die Smartphone-Generation. Während bei den europäischen Herstellern einige Einstellungen wie die Sitzposition im Schlüssel gespeichert sind, funktioniert es im Ora Cat One über Gesichtserkennung. Je nach Fahrer stellt das Auto Radiosender, Klimatisierung oder Sitzposition entsprechend ein. Updates gibts kabellos aus dem Internet, mit dem der Cat One via 5G verbunden ist.

Hier profitiert Ora von Mutterkonzern Great Wall Motors (GWM). Denn die gleiche Technik steckt auch im ersten nach Europa rollenden Fahrzeug der Schwestermarke Wey. Der Nobel-SUV Coffee 01 verfügt ebenfalls über Gesichtserkennung und 5G-Technologie. Digitale Instrumente und Multimediasystem sind in der Klasse sowieso gesetzt. Als Abgrenzung zu Ora bietet die neue Wey-Plattform zusätzlich künstliche Intelligenz. Sie vernetzt den hybriden Antrieb und die Cockpitsysteme. Der auf Nachhaltigkeit getrimmte Innenraum mit bequemen Sitzen besteht grösstenteils aus veganen Materialien.

Bis zu 150 Kilometer rein elektrisch

Noch nicht ganz so nachhaltig ist hingegen der Antrieb. Der Coffee 01 ist kein reiner Stromer, sondern ein Plug-in-Hybrid. Seine Leistungsdaten können mit den Plug-in-Hybrid-SUV der in Europa etablierten Marken mithalten und stellen sie teilweise gar in den Schatten.

Der Chinese mit Vierzylinder-Turbobenziner sowie je einem E-Motor pro Achse kommt auf 475 PS (350 kW) und 847 Nm maximales Drehmoment. Damit sprintet der 2,2 Tonnen schwere Allradler in fünf Sekunden auf Tempo 100 und schafft eine abgeriegelte Spitze von 235 km/h. Rein elektrisch ist bei 135 km/h Schluss. Dafür schafft er mit einer Akku-Ladung 150 Kilometer – weiter kommt aktuell kein Plug-in. Möglich macht es ein Akkupaket mit 41,8 kWh Kapazität im Unterboden.

Der 4,87 Meter lange Wey Coffee 01 tritt optisch sehr selbstbewusst auf, wie wir es von einem Edel-SUV erwarten. Das gefällige Design wird von der kraftvollen Front mit mächtigem Kühlergrill geprägt. Diesen chinesischen Plug-in-Hybrid mit komfortabler Elektro-Reichweite bietet Wey ab Mitte nächsten Jahres in Europa an. Die Preise dürften bei umgerechnet rund 55'000 Franken starten.

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