Wir wollen nicht diskutieren, ob Fords elektrischer Crossover-SUV die Bezeichnung Mustang Mach-E verdient. Optisch erinnert er uns nicht an den klassischen Mustang aus den 1960er-Jahren. Da kann das Ford-Marketing noch so lange auf die «typisch dreiteiligen Heckleuchten» oder die «kraftvoll gezeichnete Fronthaube» hinweisen.
In 3,7 Sekunden auf Tempo 100
Das legendäre Kürzel GT verdient sich der stärkste Elektro-Mustang dagegen schon – wie unsere erste Testfahrt auf kroatischen Strassen beweist. Mit grösserer Batterie (98,7 kWh, WLTP-Reichweite bis 500 Kilometer) leisten die zwei E-Motoren im Allradler Mustang Mach-E GT beeindruckende 487 PS und 860 Nm Drehmoment. Mehr als im Supersportler Ford GT! Damit geht es trotz über 2,3 Tonnen Fahrzeuggewicht in nur 3,7 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis zur abgeregelten Spitze von 200 km/h.
Im Vergleich zu den zivileren, ab 49’950 Franken erhältlichen Brüdern Mach-E fährt sich der 76’900 Franken teure GT deutlich sportlicher. Seine Beschleunigung ist imposant, seine Verzögerung dank neuer, grösserer Brembo-Bremsanlage ebenfalls. Auch das straffe, dennoch nicht unangenehm brettharte Fahrwerk überzeugt – obwohl auf unserer Testfahrt das ESP in engen Kurven bei Bergabfahrt schon sehr früh zu regeln beginnt. «Das ist mir auch aufgefallen», gibt Fords Europa-Produktmanager Stefan Tinnemann zu. «Das werden wir nochmals genauer anschauen und wenn nötig per Over-the-Air-Update modifizieren.»
Spagat vom Front- bis Hecktriebler
Gewollt ist dagegen, dass je nach gewähltem Fahrmodus – von «whisper» (zahm) bis «untamed plus» (temperamentvoll plus) – ein stets grösser werdender Anteil des Drehmoments an die Hinterräder fliesst, so dass sich das Fahrverhalten und die Dynamik des Mach-E GT stufenweise vom Front- zum dynamischen Hecktriebler wandelt. «So demonstrieren wir eindrucksvoll, wie sich elektrische Antriebsstränge in Richtung Fahrspass optimieren lassen», erklärt Geert van Noyen, Leiter Fahrzeugdynamik bei Ford Europa. «Der Mustang Mach-E GT ist ein familientauglicher fünfsitziger Crossover-SUV mit der Beschleunigung eines Supersportwagens und null Emissionen.»
Innen vermittelt der Mach-E GT mit den gewählten Materialien und seiner Verarbeitung einen grundsoliden Eindruck. Man fühlt sich gut und sicher aufgehoben. Platz gibts reichlich – sowohl vorne als auch hinten trotz der abfallenden Dachlinie. Vier Passagiere haben es jedenfalls sehr bequem. Der Kofferraum fasst zwischen 402 und 1420 Liter, dazu kommen nochmals 100 Liter unter der Fronthaube.
Das Cockpit informiert den Fahrer hinter dem Lenkrad mit einer schmalen digitalen Anzeige über die wichtigsten Daten wie Geschwindigkeit oder Ladezustand. Dazu kommt in der Mitte des Armaturenbretts zwischen Fahrer und Beifahrer ein riesiges Display mit hübsch integriertem Drehschalter. Es dient unter anderem auch für die Navigation. Dazu lassen sich auf dem Mega-Display rund 80 Fahrzeugfunktionen konfigurieren.
Handy als Autoschlüssel
Ein umfangreiches Paket an Fahrer-Assistenzsystemen wird serienmässig angeboten – von der bereits erwähnten automatischen Software-Update-Fähigkeit über intelligente adaptive Temporegelanlage samt Fahrspur- und Stauassistent mit Stop & Go-Funktion oder aktivem Park-Assistent und Pre-Collision-Assist mit automatischer Notbremsfunktion bis zur Möglichkeit, sein Handy als Autoschlüssel zu nutzen. Als einzige aufpreispflichtige Option verbleibt in der Preisliste deshalb nur noch das 1200 Franken kostende Panorama-Glasdach.