Vor einem Jahr sorgte VW-Konzernchef Herbert Diess (62) für Aufregung in der Branche, als er laut darüber nachdachte, die luxuriösen Sportwagenmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini zu verkaufen. Deren Modelle sind zwar prestigeträchtig, aber schlecht für die CO2-Bilanz. Vor fünf Monaten entschied dann aber der Volkswagen-Aufsichtsrat, dass die Nobeltöchter definitiv Teil des VW-Konzerns bleiben.
So weit, so gut. Dennoch hält diese Entscheidung Interessenten offenbar nicht davon ab, weiter um eine der begehrenswerten VW-Töchter, konkret Lamborghini, zu werben. Nach Informationen des englischen Fachmagazins «Autocar» will die Schweizer Quantum Group SA zusammen mit dem britischen Finanzinvestor Centricus die italienische Traditionsmarke für 7,5 Milliarden Euro aus dem VW-Konzern herauskaufen – mit der Idee, aus Lamborghini die sauberste Sportwagenmarke der Welt zu machen.
Tausendsassa Rea Stark Rajcic
Quantum Group? Wurde erst vor fünf Monaten von Rea Stark Rajcic (37) in Zug gegründet. Rajcic sorgte erstmals für Schlagzeilen, als er zusammen mit Anton Piëch (43), dem Sohn des verstorbenen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch, in Zürich die neue Sportwagenmarke Piëch Automotive gründete – und am Genfer Autosalon 2019 das erste Produkt, die Elektro-Sportwagen-Studie Piëch Mark Zero, enthüllte. Ein nächster, viel beachteter Coup gelang ihm kürzlich mit dem Engagement des ehemaligen Porsche- und VW-Chefs Matthias Müller (67) als Aufsichtsratschef für Piëch Automotive.
Und nun hat Rajcic mit Quantum und Centricus in der VW-Konzernzentrale Wolfsburg ein konkretes Kaufangebot für die Audi-Tochter Lamborghini deponiert. In einem «Letter of Intent» möchte er gemäss der deutschen «Automobilwoche» mit seiner Quantum Group nach dem Kauf eine strategische Partnerschaft mit dem VW-Konzern eingehen. Die Idee: der Bau eines Advanced Automotive Innovation Centers in der VW-Heimat Niedersachsen, wo unter anderem Batterien und Batteriezellen für Quantum, aber auch weitere Firmen entwickelt und produziert werden sollen.
VW-Konzern sagt deutlich ab
Rajcics Absichten stossen in Wolfsburg freilich auf Ablehnung. Schon vor einem Monat und ersten Gerüchten sagte Markus Duesmann (52), Chef von Lambo-Mutter Audi, zur «Automobilwoche» unmissverständlich, dass das Thema Verkauf der VW-Luxusmarken komplett vom Tisch sei und selbst ein Teilverkauf nicht zur Diskussion stehe. Und zum jüngsten Kaufangebot heisst es nun von offizieller Seite klipp und klar: «Lamborghini steht nicht zum Verkauf!»