Darum gehts
- Eurobus führt erste elektrische Fahrt zum Europa-Park durch
- Elektrobus eIntouro von Mercedes ist noch ein seriennaher Prototyp
- Ab 2026 führt Eurobus reguläre Fahrten nach Rust im eIntouro durch
Während Zürich langsam erwacht, herrscht am Terminal des Reiseunternehmens Eurobus neben dem Bahnhof Zürich-Hardbrücke schon buntes Treiben. Das Thermometer an diesem wolkenlosen Frühlingsmorgen zeigt Werte nahe am Gefrierpunkt. Kilian Elsasser, der Geschäftsführer von Eurobus Reisen, ist aber längst auf Betriebstemperatur. Zusammen mit Thomas Knecht, Inhaber der zu Eurobus gehörenden Knecht Gruppe, empfängt Elsasser die geladenen Gäste, schüttelt Hände, gibt letzte Anweisungen. Ein «Freudentag» sei es für ihn und sein Team: Erstmals fährt der sogenannte Rust-Express heute rein elektrisch zum rund 200 Kilometer entfernten Europa-Park. «Beim Mercedes eIntouro handelt es sich noch um einen seriennahen Prototyp. Die Erprobungsfahrt soll zeigen, wie weit die Technik jetzt schon ist. Ab 2026 werden wir den eIntouro dann regulär auf unseren Touren nach Rust einsetzen», sagt Elsasser.
Gut für die Ökobilanz
Die Fahrten in den Europa-Park, der 2025 sein 50-Jahr-Jubiläum feiert, sind für das Reiseunternehmen lukrativ: Siebenmal täglich fährt der «Rust-Express» aus unterschiedlichen Regionen der Schweiz in den grössten Freizeitpark Europas – jeweils während der Saison von Ende März bis Anfang Januar. Von den jährlich sechs Millionen Besucherinnen und Besuchern – ein Viertel davon aus der Schweiz – reisen rund 600'000 mit dem Reisebus an. Wiederum zehn Prozent davon werden von Eurobus nach Rust befördert. Auch für den Europa-Park ist das Schweizer Busunternehmen ein wichtiger Partner: Private PWs, mit denen der Grossteil der Gäste anreist, würden die Ökobilanz des Parks drücken, wird Gründer und Chef Roland Mack später erklären. Je mehr Menschen deshalb den Bus wählen, desto besser. Wenn die Busse dann sogar noch elektrisch und emissionsfrei fahren, sei das ein echter Gamechanger.
Dass es sich beim Mercedes eIntouro noch um einen Prototyp handelt, merken wir bereits beim Einstieg. Zwischen zwei sich gegenüberliegenden Sitzreihen im vorderen Drittel des Busses strahlen gleich vier massive Feuerlöscher den verdutzten Fahrgästen entgegen. «Keine Sorge», beschwichtigt Jonas Steinki, Versuchsleiter der Elektro-Antriebe bei Daimler Buses. «Die sind nur für den absoluten Notfall. Schon ein kleiner Schmorbrand kann zu erheblichen Schäden am Fahrzeug führen, was bei einem Prototyp mit vielen individuell gefertigten Einzelteilen ein Desaster wäre.» Steinki überwacht die Jungfernfahrt nach Rust zusammen mit zwei Kollegen vom Laptop aus. Um dabei auch realistische Verbrauchsdaten für das 2026 startende Serienmodell sammeln zu können, sind im Laderaum unterhalb der Passagierkabine zwei Tonnen zusätzlicher Ballast verstaut.
Bis zu 500 Kilometer Reichweite
Pünktlich um 7 Uhr macht sich der eIntouro auf die Reise. Die beiden im Unterboden verbauten Batteriepakete kommen zusammen auf eine Kapazität von 414 Kilowattstunden. Damit liegen bestenfalls Reichweiten von 500 Kilometern drin – in der Praxis werden es je nach Witterung eher 400 sein. Mehr als ausreichend für die knapp 180 Kilometer, die der 12,18 Meter lange und rund 20 Tonnen schwere Bus auf dem Weg nach Rust zurücklegen muss – auch darum ist der eIntouro, dessen Prototyp als Überlandbus konzipiert ist, für Eurobus als erster Abnehmer überhaupt aber als Reisecar-Variante mit bis zu 63 Plätzen ausgeliefert wird, prädestiniert für die täglichen Fahrten nach Süddeutschland.
«Der eIntouro kann theoretisch an jeder Ladesäule angesteckt werden, an der auch Elektroautos ihren Strom beziehen», erklärt Steinki. «Dank 800-Volt-Technik laden wir mit bis zu 300 Kilowatt, womit die leeren Batterien in weniger als zwei Stunden wieder komplett gefüllt sind.» Da zum Europa-Park aber nur rund 50 Prozent der Kapazität gebraucht werden, wie Steinkis Auswertung später zeigen wird, muss der eIntouro nur eine knapp einstündige Ladepause in Rust einlegen. Noch muss der Elektrobus die öffentliche Infrastruktur abseits der offiziellen Carparkplätze benutzen – der Europa-Park will mit eigenen Ladestationen für Elektrobusse aber bald nachlegen.
Mehr Kraft als Diesel
Nach einem kurzen Zwischenhalt am Eurobus-Hauptsitz in Windisch AG steuert der eIntouro zurück zur Autobahnauffahrt der A3 Richtung deutscher Grenze. Jonas Steinki nutzt die Gelegenheit, eine Besonderheit des 320 kW (435 PS) leistenden Antriebsstrangs von Zulieferer ZF zu erklären: «Die Kraft des E-Motors wird über ein Dreiganggetriebe auf die Strasse gebracht. Der erste Gang ist so ausgelegt, dass der Bus auch voll beladen und mit einem Anhänger am Hang problemlos anfahren kann. Der dritte Gang wiederum bringt die nötige Effizienz bei erlaubten 100 km/h Spitzentempo auf der Autobahn.» Dass der Elektroantrieb den Bus zudem noch wesentlich zügiger antreten lässt als ein sonst verbauter Dieselmotor – wie der Chauffeur den Gästen beim Ampelstart demonstriert –, sei ein weiterer positiver Nebeneffekt.
Diesen gibts auch für die Passagiere: Kein Brummeln, kein Vibrieren. Nur angenehme Ruhe? Fast: Denn aufgrund der äusserst tiefen Motorenkulisse nehmen die Passagiere andere Geräusche wahr. Den Wind, das Abrollen der Reifen, die arbeitenden Pumpen und Achsen. Für Thomas Knecht, der bei der Fahrt direkt hinter den Mercedes-Ingenieuren Platz genommen hat, ists noch etwas zu laut. «Hier werden wir mit zusätzlichen Schallisolierungen beim Serienmodell noch nachoptimieren», meint Versuchsleiter Steinki.
Im Betrieb günstiger
Auch wenn der eIntouro wesentlich teurer als ein vergleichbarer Diesel sei, lohne sich die Umstellung für sein Busunternehmen, erklärt Knecht. Der Elektroantrieb sei wartungsärmer, die Versicherung günstiger und der Bus über den Lebenszyklus, der auf über eine Million Kilometer ausgelegt ist, deshalb auch nicht teurer als ein Diesel. «Wir können es kaum erwarten, den ersten eIntouro in Empfang zu nehmen», sagt Knecht, denkt aber schon weiter: «Mittelfristig ist unser Ziel, alle 2000 Fahrten pro Jahr in den Europa-Park zu elektrifizieren.»
Die allererste Elektro-Fahrt nach Rust ist jedenfalls ein Erfolg: Nach rund zwei Stunden Fahrzeit biegt der eIntouro auf den Carparkplatz des Europa-Parks ab. Inhaber Roland Mack empfängt die Gäste höchstpersönlich und bekommt von seinem langjährigen Geschäftspartner Thomas Knecht sogleich ein Präsent überreicht: «Heute feiern wir nicht nur die erste Fahrt im eIntouro, sondern auch die 45-jährige Partnerschaft zwischen Eurobus und dem Europa-Park. Als Geschenk haben wir eine Plakatkampagne an den grossen Schweizer Bahnhöfen lanciert, damit bald noch mehr Leute mit dem Bus in den Europa-Park reisen.» Ab nächstem Jahr dann auch rein elektrisch.
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