Zug-Killer von Brokstedt (D)
Ibrahim A. (33) verglich sich mit Anis Amri (†24)

Ibrahim A. tötete in einem Regionalzug zwischen Hamburg und Kiel zwei Menschen. Seine Beweggründe für die Tat sind noch immer unklar. Deutete der Zug-Killer vor dem Angriff ein Terror-Motiv an?
Publiziert: 06.02.2023 um 17:55 Uhr
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Deutete der Zug-Killer von Brokstedt vor der Tat ein terroristisches Motiv an?
Foto: Jan-Henrik Dobers / BILD

Der mutmassliche Messerangreifer von Brokstedt soll sich sechs Monate vor der Tat mit dem Terroristen Anis Amri verglichen haben. In seiner Gefangenenpersonalakte ist nach Angaben der Hamburger Justizbehörde vom Montag dokumentiert, dass er im August 2022 im Gefängnis gesagt habe: «Es gibt nicht nur einen Anis Amri (†24), es gibt mehrere, ich bin auch einer.»

Zuvor habe er vor sich hin «gestammelt»: «Grosses Auto, Berlin, das ist die Wahrheit.» Zweimal habe er ausserdem gesagt, ob er auch «unter die Reifen» wolle. Amri war im Dezember 2016 mit einem gestohlenen Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt in Berlin gefahren. Zwölf Menschen wurden getötet und Dutzende weitere verletzt.

Kurz vor der Tat aus U-Haft entlassen

Der Brokstedter Verdächtige Ibrahim A. stach Ende Januar in einem Regionalexpress auf der Fahrt von Kiel nach Hamburg auf Passagiere ein. Eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger starben, fünf weitere Menschen wurden verletzt. Erst kurz vor der Tat war der 33 Jahre alte A. aus der Untersuchungshaft in Hamburg entlassen worden, wo er wegen einer noch nicht rechtskräftigen Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung sass.

Die Hamburger Justizbehörde übergab eine Kopie der Gefangenenpersonalakte nun der für die Ermittlungen zur Messerattacke im Zug zuständigen Staatsanwaltschaft Itzehoe. Sie habe die Öffentlichkeit erst nicht über konkrete Inhalte informiert, um die Ermittlungen nicht zu gefährden, erklärte sie. Jetzt seien Medienvertretern aber Informationen bekanntgeworden.

Motiv weiterhin unklar

A. sei während seiner Untersuchungshaft «wiederholt als verbal aggressiv und unangemessen» aufgefallen, teilte die Behörde weiter mit. Abgesehen von dem Vorfall im August seien aber keine Äusserungen dokumentiert, die einen extremistischen Bezug nahelegen könnten.

Um extremistische Gefangene zu identifizieren, seien im Hamburger Justizvollzug verschiedene Massnahmen etabliert, etwa eine automatisierte Abfrage bei den Sicherheitsbehörden. Die Bediensteten in den Gefängnissen seien speziell geschult, die Häftlinge daraufhin zu beobachten. Die Äusserungen A.s vom August seien der Aufsichtsabteilung damals nicht als ausserordentlicher Vorfall gemeldet worden.

A. sitzt derzeit wegen Mordes und versuchten Totschlags wieder in Untersuchungshaft. Seine Motive sind bislang unklar, Hinweise auf einen möglichen terroristischen Hintergrund oder etwaige Tatvorbereitungen gibt es laut Ermittlern nicht. (AFP)

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