Im Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg zückt ein Mann plötzlich ein Messer und sticht zu. Eine Frau (†17) und ein Mann (†19) werden dabei getötet. Sieben weitere Personen verletzt. Medienberichten zufolge schweben drei Reisende nach wie vor in Lebensgefahr. Der Täter: der vorbestrafte Palästinenser Ibrahim A.* (33).
So lief das Blutbad im Zug ab.
55 Uhr
Zum Zeitpunkt der tödlichen Messerattacke sassen rund 120 Menschen in der Regionalbahn zwischen Kiel und Hamburg. Plötzlich geht Ibrahim A. mit einem Messer auf Fahrgäste los. Immer wieder. Wahllos. «Ich hatte Todesangst! Er hat erst im anderen Zugabteil gewütet, dann tauchte er bei uns auf, hob das Messer. Ein Reisender warf einen Koffer auf ihn», sagt Unternehmer Christian Götzner (61) zu «Bild».
Ein anderer Augenzeuge schildert der «Westküstennews» die Geschehnisse: «Ich sass als Fahrgast der 1. Klasse im Zug. Plötzlich rannten zwei Passagiere panisch heraus. Ich nahm meine Sachen und rannte hinterher. Ich bin dann durch den ganzen Zug gelaufen, es waren rund vier bis sechs Wagen und überall waren Blutspuren zu sehen. Ich habe fünf Verletzte gesehen, die in einer Ambulanz abtransportiert wurden.
58 Uhr:
Der erste Notruf geht ein. Sofort heisst es: Grossalarm! Neun Rettungswagen, drei Notärzte und ein Rettungshelikopter machen sich auf den Weg ins Dörfchen Brokstedt im Bundesland Schleswig-Holstein, wo der Zug in Kürze stoppen wird. «Wir sind alle nur panisch rausgerannt!», erinnert sich Götzner. Während viele Passagiere flüchten, versuchen einige, den Angreifer zu stoppen. Sie werfen unter anderem Koffer nach ihm.
10 Uhr
Der zweite Notruf geht ein. Der Angreifer habe sich an den Händen Verletzungen zugefügt. Zeugen gelingt es derweil, Ibrahim A. festzuhalten.
16 Uhr
Die Einsatzkräfte der Bundespolizei können den Täter verhaften. Der Flüchtling, der im Gaza-Streifen (Palästina) geboren ist, lebt seit 2014 in Deutschland. Erst in Nordrhein-Westfalen, dann in Schleswig-Holstein.
Der Täter soll laut dem «Spiegel» mindestens zwölf Straftaten verübt haben. Unter anderem mehrfache Körperverletzung, sexuelle Nötigung, Bedrohung und Sachbeschädigung.
Medienberichten zufolge ist der Attentäter erst vor wenigen Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Er soll wegen Sexual- und Gewaltdelikten gesessen haben.
A. soll bei der Attacke seine Fiktionsbescheinigung – eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis – bei sich getragen haben. Als die Polizei ihn festnimmt, ist diese blutverschmiert. Der Attentäter, dessen Tat nicht als politisch eingeschätzt wird, wirkt bei der Verhaftung verwirrt.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Hintergründe der Tat sind nach wie vor unklar. Am Donnerstagnachmittag werden die Behörden um 14 Uhr bei einer Pressekonferenz zu der Tat informieren – Blick TV berichtet live. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, liege A. im Spital und werde dort bewacht. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Die Betroffenheit in Schleswig-Holstein ist riesig. «All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien», schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52) auf Twitter.
Auch Ministerpräsident Daniel Günther (49) bezeichnete die Attacke als schrecklich und sinnlose Tat, die zwei Menschen das Leben gekostet habe. «Schleswig-Holstein trauert – das ist ein furchtbarer Tag.» Am Tag nach des Angriffs erinnert nur noch eine helle Kerze in einem der Wartehäuschen am Bahnsteig an die schreckliche Tat. (dzc)
*Name bekannt