Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und sieben verletzt worden. Vier der sieben Verletzten erlitten leichte Verletzungen. Laut Medienberichten schweben drei Personen in Lebensgefahr.
Der Täter von Brokstedt ist polizeibekannt. Ihm wurden laut «Spiegel» in der Vergangenheit mindestens 12 Straftaten vorgeworfen, darunter:
- 2015: Ladendiebstahl in Euskirchen und Missbrauch von Checkkarten in Bonn
- 2016: Zweimal gefährliche Körperverletzung in Euskirchen und Bad Münstereifel, dazu Ladendiebstahl in Euskirchen
- 2018: Körperverletzung in Köln
- 2019: Sexuelle Nötigung in Euskirchen
- 2020: Sachbeschädigung in Euskirchen, Körperverletzung in Bonn und zweimal Körperverletzung in Euskirchen, dazu Bedrohung, ebenfalls in Euskirchen
- Und aktuell: Zweifache Tötung.
Der Täter von Brokstedt ist polizeibekannt. Ihm wurden laut «Spiegel» in der Vergangenheit mindestens 12 Straftaten vorgeworfen, darunter:
- 2015: Ladendiebstahl in Euskirchen und Missbrauch von Checkkarten in Bonn
- 2016: Zweimal gefährliche Körperverletzung in Euskirchen und Bad Münstereifel, dazu Ladendiebstahl in Euskirchen
- 2018: Körperverletzung in Köln
- 2019: Sexuelle Nötigung in Euskirchen
- 2020: Sachbeschädigung in Euskirchen, Körperverletzung in Bonn und zweimal Körperverletzung in Euskirchen, dazu Bedrohung, ebenfalls in Euskirchen
- Und aktuell: Zweifache Tötung.
Ein Grossaufgebot von Polizei und Rettungsdienst ist am Bahnhof von Brokstedt. Der kleine Ort liegt rund 65 Kilometer von Hamburg entfernt. Ein Rettungshelikopter landete unweit des Bahnhofs. Die Bundespolizei hat den Täter festgenommen.
Auffällig und vorbestraft?
Der mutmassliche Messerstecher Ibrahim A. ist 33 Jahre alt. Es handle sich um einen staatenlosen Palästinenser, sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Er soll 2014 nach Deutschland eingereist sein. Erst lebte er in Nordrhein-Westfalen, dann in Schleswig-Holstein. Der Mann soll mehrfach mit der Polizei zu tun gehabt haben.
Der Mann hat eine vorläufige Aufenthaltsbewilligung. Aus Sicherheitskreisen erfuhr die Deutsche Presse-Agentur, dass er geistig verwirrt sein könnte.
Nach Informationen von «Spiegel» und «Welt» soll der Mann mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, laut NDR mehrfach vorbestraft sein. Nach NDR und «Spiegel» hatte er zuletzt in Untersuchungshaft gesessen – wegen Sexual- und Gewaltdelikten.
Kurz vor 15 Uhr ging der erste Notruf ein
Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Um 14.58 Uhr sei ein Notruf eingegangen, berichtet «Focus». Der Regionalzug sei wegen des Angriffs zum Stehen gekommen. Um 15.16 Uhr ging dann ein zweiter Notruf ein, darin hiess es, der Täter habe sich an den Händen verletzt und der Zug befinde sich jetzt im Bahnhof Brokstedt. Die Verletzungen soll sich der Mann selbst zugefügt haben.
Eine Frau wartete wenige Meter entfernt vom Bahnhof auf ihre Tochter. Die 18 Jahre alte Studentin war mit dem Zug auf dem Rückweg von der Uni in Kiel.
«Sie hat gesehen, wie ein Mensch vier Reihen vor ihr auf jemanden eingestochen hat», sagte die Mutter. Sie könne derzeit noch nicht mit ihrer Tochter sprechen, nur schreiben. Die Tochter warte noch darauf, bei der Polizei eine Aussage zu machen. Die junge Frau sei zwar unverletzt. «Ich glaube aber, es geht ihr schlecht. Was sind das für Menschen, die so etwas machen?», sagte die Mutter.
Menschen verliessen Zug in Panik
Ein Augenzeuge schildert der «Westküstennews» die Geschehnisse: «Ich sass als Fahrgast der 1. Klasse im Zug. Plötzlich rannten zwei Passagiere mit grosser Wucht heraus. Ich nahm meine Sachen und rannte hinterher. Ich bin dann durch den ganzen Zug gelaufen, es waren rund vier bis sechs Wagen und überall waren Blutspuren zu sehen. Ich habe fünf Verletzte gesehen, die in Krankenwagen abtransportiert wurden.»
Ein weiterer Augenzeuge berichtete den «Kieler Nachrichten», dass Menschen in einem Waggon Panik bekommen hätten, als drei Mädchen angestürmt kamen und von einem Mann mit Messer im Zug berichteten.
Gegenüber der «Welt» erzählte ein älterer Passagier, dass der Täter mit erhobenem Messer in seinen Waggon gekommen sei, blutverschmiert, bereit erneut zuzustechen. «Ein anderer Fahrgast hat ihm einen Koffer entgegengeschleudert, wir sind geflüchtet.»
Zeugen konnten Verdächtigen stoppen
Zu diesem Zeitpunkt habe es schon mindestens eine Verletzte im Zug gegeben. Als der Regionalzug in Brokstedt gehalten habe, hätten die Reisenden ihn fluchtartig verlassen, um sich vor dem Angreifer in Sicherheit zu bringen. Als der mutmassliche Täter wenig später den Bahnsteig betreten habe, seien alle Richtung Gleise gestürmt
Nach Angaben der Polizei Itzehoe gelang es Zeugen unmittelbar nach der Tat, den Verdächtigen festzuhalten und so zu stoppen, bis die Einsatzkräfte am Bahnhof in Brokstedt eintrafen. Zeugen der Messerattacke erhielten im Bürgerhaus in Brokstedt psychologische Betreuung. Rund 120 Fahrgäste seien in dem Zug gewesen, hiess es.
Inzwischen ist der leicht verletzte Messerangreifer in ein Spital in der Stadt Neumünster – knapp 20 Kilometer von Brokstedt entfernt – eingeliefert worden. Die Polizei bewacht den Mann.
Sütterlin-Waack: «Tat richtet sich gegen jede Menschlichkeit»
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD, 52) nannte den Messerangriff «eine erschütternde Nachricht». «All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien», schrieb sie im Kurzbotschaftendienst Twitter. «Die Hintergründe der Tat werden jetzt mit Hochdruck aufgeklärt.»
«Für mich steht fest, dass sich die entsetzliche Tat gegen jede Menschlichkeit richtet», sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack. Sie sei «in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer», erklärte die Politikerin.
Sie dankte denjenigen, die «so mutig» seien, sich «dem Täter entgegenzustellen». Sie hätten «wohl den Täter davon abgehalten, Schlimmeres zu begehen», erklärte Sütterlin-Waack. Den Verletzten wünsche sie schnelle Genesung.
Zugstrecke gesperrt
Inzwischen ermitteln eine Mordkommission und die Staatsanwaltschaft in dem Fall. Nach Angaben der Bahn war der Zugverkehr zwischen Flensburg und Hamburg sowie zwischen Kiel und Hamburg beeinträchtigt. Am Abend schrieb das Unternehmen: «Den Angehörigen der Opfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung.»
Für Donnerstagmorgen wurde eine Pressekonferenz mit Sütterlin-Waack und einem leitenden Polizeibeamten erwartet. Die Bahn richtete eine Hotline für Betroffene und Angehörige ein. Der Messerangriff in Norddeutschland ist kein Einzelfall. Immer wieder sorgen Fälle von Migranten-Gewalt für Schlagzeilen in Deutschland.
Serie von Attacken in Zügen
Im November 2021 wurden bei einem Messerangriff mehrere Personen schwer verletzt. Der Täter stammte aus Syrien. Im Sommer 2021 stach ein Somalier (24) in der Stadt Würzburg auf Passanten ein und 2016 hatte ein 17-jähriger Afghane in einem Regionalzug in Würzburg Fahrgäste mit einer Axt attackiert. (nad/AFP/SDA)
Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, der Angreifer sei Syrer. Nach neuen Informationen von deutschen Medien soll es sich aber um einen palästinensischen Flüchtling aus Gaza handeln.