«Zeit für die digitale Guillotine»
Das steckt hinter der neuen Blockout-Bewegung

In den sozialen Medien formiert sich gerade eine neue Bewegung. Das Ziel: Influencer und Prominente sollen so stark unter Druck gesetzt werden, bis sie im Gaza-Krieg Stellung beziehen. Blick liefert eine Übersicht zum sogenannten Blockout-Phänomen.
Publiziert: 16.05.2024 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2024 um 22:30 Uhr
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Pro-palästinensische Aktivisten blockieren derzeit Prominente, wie Influencerin Haley Baylee (im Bild).
Foto: Instagram/haleyybaylee
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Janine EnderliRedaktorin News

Seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs beherrscht die Situation im Nahen Osten die sozialen Medien. In den Kommentaren unter zahlreichen Beiträgen finden heftige Auseinandersetzungen zum Thema statt. Beide Seiten bezichtigen sich gegenseitig des Schürens von Hass und Verdrehen von Fakten. Dieser Strudel an Anschuldigungen gipfelte jetzt in einer neuen Bewegung.

Die Anhänger der sogenannten «Blockout-Bewegung» fordern andere Internet-Nutzer dazu auf, alle Influencer und Promis zu boykottieren, die sich auf Social Media nicht aktiv gegen Israel positionieren. Das Ziel: Durch den Boykott ihrer Profile sollen bekannte Persönlichkeiten dazu getrieben werden, im Gaza-Krieg Stellung zu beziehen. 

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Wie funktioniert Blockout?

Die Aktion funktioniert so: Blockiert ein Nutzer das Konto bestimmter Promis auf sozialen Medienplattformen wie X, TikTok und Instagram, bekommt er in der Folge keinen Inhalt mehr von der bekannten Persönlichkeit angezeigt. Darunter fallen Fotos, Videos, geschriebene Beiträge und abgefilmte Kooperationen mit Firmen.

Hierbei wird nicht davor gescheut, die Personen öffentlich blosszustellen. Einige User veröffentlichten eine Liste von Prominenten, die sich ihrer Meinung nach nicht genügend gegen Israel gestellt haben. Darunter schrieben sie Hashtags wie #blockout, #blockout2024 oder #celebrityblockout. Ob Beyoncé, Shakira, Selena Gomez oder Taylor Swift – niemand wird verschont. Auf fast jeder Liste sind zudem auch Influencer vertreten, die Kooperationen mit grossen Unternehmen führen. 

Die Konsequenz: Bekannte Influencer verlieren an Reichweite, an Klicks und Einfluss. Die Sperren wirken sich unter dem Strich auch auf die Lohnzahlungen der Influencer aus, indem sie die Aufmerksamkeit von deren Inhalten ablenkt.

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Wie begann die Aktion?

In den vergangenen Monaten haben die Proteste gegen den Krieg zwischen Israel und der Hamas zugenommen. Weltweit finden an Universitäten Besetzungen und Demonstrationen statt. Inmitten dieser Bewegungen fand vergangene Woche die berühmte Met-Gala statt, eine jährliche Benefizveranstaltung, die eine Vielzahl berühmter Gesichter anzieht. In diesem Jahr wurde die Gala über weite Strecken des Abends von Demonstranten umkreist.

Nach der Veranstaltung fluteten Bilder von pompösen Kleidern und auffälligen Styles die sozialen Medien. Gleichzeitig traten Bilder an die Oberfläche, die Opfer der israelischen Bodenoffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen zeigen. Vermehrt verurteilten die Aktivisten die Gala-Teilnehmer dafür, in prachtvollen Kleidern über den roten Teppich zu schreiten, anstatt sich mit dem Leid im Gazastreifen auseinanderzusetzen. «Dieser krasse Kontrast zwischen den Bildern», schreibt ein User. «Sie sollten ihre Plattform lieber dafür nutzen, auf das humanitäre Leid auf der Welt aufmerksam zu machen.»

Unter dem Bild von US-Influencerin Haley Baylee (31), die an der Gala ein Blumenkleid im Stil des 18. Jahrhunderts trug, kommentierte eine Tiktok-Nutzerin: «Jetzt ist es Zeit für die digitale Guillotine», eine Anlehnung an das Fallbeil, das in der Französischen Revolution zum Einsatz kam. 

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Wie schätzen Experten die Bewegung ein?

Seit Beginn des Blockouts fühlten sich manche Promis so stark unter Druck gesetzt, dass sie eine entsprechende Stellungnahme zum Krieg in Gaza veröffentlichten. Ob die Bewegung aber flächendeckend Auswirkungen haben wird, kann laut Beth Fossen, Assistenzprofessorin für Marketing an der Indiana University, noch nicht gesagt werden. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP erklärt sie: «Es hängt mit dem Bekanntheitsgrad des Prominenten zusammen.» Zudem spiele auch die jeweilige Branche, in der die berühmte Person arbeitet, eine Rolle. «Jemand, der sowieso mit humanitären Anliegen verbunden ist, könnte stärker vom Druck betroffen sein, als jemand, der für sein Talent bekannt ist», fügte sie hinzu. «Falls Prominente wirklich stark boykottiert werden, können die finanziellen Konsequenzen ernst sein.»

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Gibt es eine Gegenbewegung?

Unter den Aktivisten selbst gab es einige Kritik an der Blockout-Bewegung. Einige sagten, die Konzentration auf Prominente lenke die Aufmerksamkeit von den Geschehnissen in Gaza ab. Zudem wurde die Frage aufgeworfen, ob die Stellungnahme bekannter Persönlichkeiten wirklich etwas ändern würde. 

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