Gleich zwei heftige Verluste muss die Armee von Kremlchef Wladimir Putin (71) am Wochenende hinnehmen. Zuerst meldete die ukrainische Armee die Zerstörung einer seiner mächtigsten Panzer – und dann stürzten auch noch zwei russische Aufklärungsflugzeuge über dem Asowschen Meer ab. Auch hier will die Ukraine ihre Finger im Spiel haben. Was das für Russland bedeutet – und warum einige Details Fragen aufwerfen.
Russischer Wunder-Panzer verliert gegen zwei Bradley-Schützenpanzer
Drohnenaufnahmen vom Wochenende, die auf X kursieren, zeigen ein ukrainisch-russisches Panzer-Gefecht nördlich von Awdijiwka. Zwei amerikanische «Bradley»-Schützenpanzer kämpfen gegen einen russischen T-90M. Es ist der beste und modernste Panzer der russischen Armee.
Der russische T-90M ist mit seiner starken Panzerung und seiner 125 Millimeter-Kanone definitiv der Goliath, im Vergleich zu David, dem von der Ukraine verwendeten Bradley. Dieser ist «nur» mit einer 25 Millimeter-Maschinenkanone ausgerüstet. Und wie es auch in der biblischen Erzählung der Fall ist, siegt David über den übermächtigen Goliath. Den ukrainischen Soldaten gelingt es, den russischen Panzer so schwer zu beschädigen, dass dieser ausfällt. Es zeigt: Die Ukrainer wissen, wie sie ihre Waffen am besten einsetzen.
Zwei russische Flieger über Asow-Meer ausgeschaltet
Am Sonntag folgte dann die zweite Hiobsbotschaft für die russischen Truppen: Ein kostbares A-50-Flugzeug, eine Art fliegender Radar, ist offenbar abgeschossen worden. Auch ein weiteres fliegendes Kommandozentrum des Typs Il-22 wurde beschädigt. Medienberichten zufolge ist die A-50 über dem südostukrainischen Gebiet Saporischschja von den Radaren verschwunden. Die Il-22M hingegen sei nach dem Beschuss noch in der südrussischen Stadt Anapa in der Nähe der Krimbrücke notgelandet.
Es ist ein schmerzhafter Verlust für die russische Luftwaffe. Beide Flugzeuge sind von grosser strategischer Bedeutung für Russlands Angriffskrieg in der Ukraine. Kein Wunder also, dass sich die Ukraine prompt zu den Abschüssen bekennt. «Ich danke der Luftwaffe für die wunderbar geplante und durchgeführte Operation im Asow-Gebiet!», jubelt der ukrainische Armeechef Walerij Saluschny (50) auf Telegram. Auch die ukrainische Luftwaffe lobt sich direkt selbst für die erfolgreiche «Spezialoperation».
Wer hat die Flugzeuge auf dem Gewissen?
Es ist unklar, ob die ukrainische Luftwaffe tatsächlich dahintersteckt. Denn der Ukraine fehlen noch immer nötige Kampfjets und die Absturzorte sind weit von ukrainisch kontrolliertem Gebiet entfernt. Russische Militärblogger spekulierten zunächst, ob die russische Flugabwehr selbst für den Abschuss der Flugzeuge verantwortlich sei. Es habe seit Ausbruch des Krieges vor fast zwei Jahren mehrere solcher Fälle gegeben, schrieb der Blogger Rybar.
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Justin Bronk, Luftwaffen-Experte beim britischen Thinktank Rusi, vermutet auf X: Die «wahrscheinlichste Waffe» sind wohl die Patriot-Raketen, die die ukrainische Armee verwendet. Es wäre allerdings hochriskant, die Patriot-Systeme in Frontnähe aufzustellen. Und allein von der Frontlinie bis zur Küste des Asowschen Meeres sind es eine Distanz von 120 Kilometern. Womöglich gingen die Ukrainer das Wagnis bewusst ein, um den Russen ein klares Signal zur Verwundbarkeit ihrer Flugzeuge auch im vermeintlich sicheren Hinterland zu senden.
Aber auch wenn die russischen Flugzeuge nicht durch ukrainische Hand beschädigt wurden, ist es ein kleiner Sieg für die Ukraine: Wenn Russlands Aufklärungsmaschinen in ihren bisherigen Einsatzgebieten einen Abschuss fürchten müssen, könnten sie in grösseren Abstand zur Front verlegt werden. Von dort wären die Informationen aus der Luft längst nicht mehr so präzise. Taktisch relevant wäre das spätestens, wenn Kiews Truppen wie versprochen in absehbarer Zeit F-16-Kampfflugzeuge aus dem Westen erhalten sollten.