Seit April 2018 fehlt vom ehemaligen Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub jede Spur. Ist er in einer Gletscherspalte gestorben, führte er ein Doppelleben mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst – oder ist mit seiner Geliebten durchgebrannt? Um das mysteriöse Verschwinden von Haub ranken sich zahlreiche Gerüchte.
RTL- und Stern-Investigativreporterin Liv von Boetticher hat in dem Fall recherchiert. Sie ist in Besitz von Dokumenten, die beweisen sollen, dass Haub in Moskau untergetaucht ist. Das machte unter anderem die Kölner Staatsanwaltschaft hellhörig, wie ntv berichtet.
Russen-Paar beobachtete Ermittlungen
Nachdem die Reporterin einen Einblick in Ermittlungsdokumente der Familie hatte, ist Liv von Boetticher überzeugt, dass Haub nicht verunglückt ist: «Ein internes Dokument gibt beispielsweise an, die Chance eines Bergunfalls habe eine Woche nach dem Verschwinden bei lediglich fünf Prozent gelegen.»
Laut der Reporterin ist in der Folge die «bislang umfangreichste Such- und Rettungsaktion am Matterhorn» durchgeführt worden. Gefunden worden sei aber nichts.
Dabei ereigneten sich allerdings auch mysteriöse Szenen. «In Zermatt tauchte ein dubioses Pärchen auf, das die Koordination der Rettungsmassnahmen im Hotel, wo auch die Familie und die internen Ermittler untergebracht waren, vor Ort beobachtet hat», erzählt die Journalistin. «Auch diese Personen wurden später von den internen Ermittlern dem russischen Geheimdienst zugeordnet.»
Selbst die beiden US-Geheimdienste FBI und CIA hätten sich eingeschaltet und das Gebiet gründlich abgesucht. Haub war ein US-Bürger. «Die von Tengelmann beauftragten Ermittler vermuten, dass er aufgrund seiner dubiosen Russlandkontakte ins Visier der US-Behörden geraten sein könnte», so die Reporterin. Haub soll Kontakt zu russischen Geldwäschern gehabt haben.
Moskauer wollen den Deutschen gesehen haben
Das Reporterteam hat Bilder zudem von Haub gesehen, die vom biometrischen Überwachungssystems in Moskau stammen würden. Ob es sich um Fälschungen handelt, bleibt offen. Aber: Auch Bewohner Moskaus wollen den Milliardär gesehen haben.
Zudem soll es ein weiteres Indiz für die Echtheit der Bilder geben – er kommt vom Bruder des Verschwundenen. «Christian Haub hatte den internen Ermittlern einen sehr hohen Betrag versprochen, wenn sie einen Beweis für den Tod oder das Weiterleben von Haub liefern. Einen Beweis, der auch von Dritten verifiziert werden kann und gerichtsfest ist», erklärt Boetticher. Ihren Recherchen zufolge soll eine solche Summe schon ausbezahlt worden sein. Christian Haub äussert sich nicht dazu.
Anhand der neuen Befunde will die Kölner Staatsanwaltschaft nun aber prüfen, ob die Todeserklärung für Karl-Erivan Haub aufgehoben werden soll. (lia)