Es ist ein ungewöhnlicher Fall, mit dem sich das Verwaltungsgericht München beschäftigte: Ein Student hatte einen Aufsatz geschrieben und sich damit für einen Platz für das Masterstudium an der Technischen Universität München (TUM) für das Wintersemester 2023/2024 beworben.
Doch der Mann wurde nicht mit Handkuss genommen. Die Uni lehnte die Bewerbung ab. Begründung: Der Essay war zu gut. Er wies eine «herausragende sprachliche Qualität» auf, wie ein Uni-Sprecher laut der «Süddeutschen Zeitung» erklärte. Eigentlich kein Problem, doch der Mann soll den Text nicht alleine, sondern mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) geschrieben haben.
Gericht müsste ein Gutachten erstellen lassen
Eine Prüfungssoftware kam der geheimen Hilfe auf die Schliche. Mit dem Ergebnis: Die KI soll 45 Prozent vom Text geschrieben haben, also fast die Hälfte. Gegen den Entscheid der Uni ging der Student vor Gericht. Seine Klage wurde aber abgewiesen.
Der Mann hatte sich bereits zuvor um einen Masterplatz an der TUM beworben und schon einmal einen Aufsatz geschrieben. Damals hatte er noch keinen so guten Text geschrieben und wurde abgelehnt. Wie es zu dem krassen Qualitätsanstieg kam, konnte der Student nicht erklären.
Der Fall sorgt unter Juristen für Wirbel. Insbesondere der Einsatz der Prüfungssoftware. Denn es ist nicht ganz klar, wie diese funktioniert. «In einem ordentlichen Verfahren müssten die Gerichte eigentlich Gutachten zur Software erstellen lassen. Eine Software, bei der nicht einmal klar ist, wie sie funktioniert, würde nicht mehr ausreichen», sagt Arne-Patrik Heinze, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und Experte für Klagen zum Thema Studienplatz. Zudem sei nicht einheitlich geregelt, wie und wann KI eingesetzt werden darf und wann nicht.
ETH ermutigt Studenten zum KI-Einsatz
Der Einsatz von KI hat an der Wirtschaftsuniversität in Prag schon für einen grossen Schritt gesorgt: Schriftliche Bachelorarbeiten wurden abgeschafft und durch ein sogenanntes Bachelorprojekt ersetzt.
Der Grund: der massive Anstieg der Verwendung von künstlicher Intelligenz (KI) unter den Studenten. KI würde so gut wie immer die Arbeit machen und nicht der Student. Und das Problem: KI-Arbeiten seien nur schwer bis gar nicht zu erkennen.
Auch an den Schweizer Hochschulen sind künstliche Intelligenz und Ghostwriting ein Thema. Bachelorarbeiten werden hierzulande aber nicht abgeschafft. Die ETH Zürich erklärte auf Anfrage, dass man KI nicht als Gefahr oder Schummelwerkzeug sehe, sondern die Studenten ermutige, sich dem technologischen Wandel zu öffnen. Ein Grossteil der Hochschüler nutze KI bereits. (jmh)