«Wir besitzen nur noch die Kleider, die wir tragen»
Palästinenser haben nach Hamas-Angriff Angst vor Rache

Nach dem Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel sind die Gefühle unter den Palästinensern gemischt: Einige feiern die Hamas für den Angriff, andere haben Angst vor Vergeltungen Israels, denn: Die Menschen im Gazastreifen können nicht weg.
Publiziert: 09.10.2023 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2023 um 21:06 Uhr
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Israel holt zum Gegenangriff auf Gaza aus. «Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln», sagte der israelische Regierungschef.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Die Ansage des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanyahu (73) nach den Angriffen auf sein Land war unmissverständlich: «Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln.»

Die Bewohner des Gazastreifens, wo die Hamas die politische Führung hat, forderte er auf, zu fliehen: «Wir werden überall und mit all unserer Kraft handeln.» Nicht ganz einfach für die Menschen vor Ort. Denn spätestens nach dem Angriff der Hamas in Israel sind sämtliche Grenzübergänge geschlossen. Einzige Ausnahme: Der streng kontrollierte Grenzübergang Rafah nach Ägypten.

«Können nirgendwo hingehen»

Einer, der nicht aus dem Gebiet fliehen kann, ist Salim Hussein (55). Gegenüber dem TV-Sender CNN sagte er, dass er und seine Familie aus Angst vor Luftangriffen die ganze Nacht über wach gewesen waren. Sein Haus sei von einer israelischen Rakete getroffen worden, warum wisse er nicht. Nur wenige Augenblicke vor dem Einschlag wurden sie von Israel gewarnt. «Wir besitzen nur noch die Kleider, die wir tragen. Wir können nirgendwo hingehen.»

Auch Hani el-Bawab (75) und seine Familie stehen auf der Strasse. Ihr Haus stürtzte ein, nachdem ein Nachbarhaus von einer israelischen Bombe getroffen wurde. «Ich weiss nicht, was ich tun soll», sagte El-Bawab. «Wir Palästinenser in Gaza leben in Panik und Angst», sagt er. Jeden Moment bereiten sie sich vor, dass gleich eine Bombe einschlagen könne. 

El-Bawabs Wunsch ist klar: «Ich möchte nur ein Haus, in dem meine Kinder leben können. Ich will einfach nur Schutz.» Trotz allem bereut er den Angriff der Hamas auf Israel nicht: «Jedes Mal ist es Israel, das uns angreift. Nun sind es unsere Kämpfer, die reingegangen sind.»

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Über 400 Palästinenser getötet, auch Kinder

Die Stimmung ist gemischt. Angst vor einer Vergeltung auf der einen Seite, Feierlaune wegen des Angriffs gegen Israel auf der anderen. Der Gazastreifen ist einer der am dichtesten bewohnten Gebiete der Welt. Auf 360 Quadratkilometern leben über zwei Millionen Menschen. Das sind über 5300 Einwohner pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es durchschnittlich gerade mal 215.

Alleine seit dem Angriff auf Israel habe die Regierung rund 800 Ziele in Gaza zerstört, darunter seien auch Abschussrampen der Hamas. Das teilen die israelischen Verteidigungskräfte mit. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Gaza seien bei den Angriffen 560 Palästinenser getötet worden, davon 78 Kinder. «Die Besatzer haben ein Massaker an einem ganzen Viertel verübt, indem sie eine Moschee ins Visier nahmen. Viele Gefallene und Verwundete wurden in die Krankenhäuser eingeliefert.»(jl)

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