Der Iran hat am Samstag nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation erstmals seit mehr als zwei Jahren eine öffentliche Hinrichtung vollzogen. «Die Wiederaufnahme dieser brutalen Bestrafung in der Öffentlichkeit soll die Menschen verängstigen und einschüchtern, damit sie nicht protestieren», erklärte der Leiter der in Norwegen ansässige NGO Iran Human Rights (IHR), Mahmood Amiry-Moghaddam.
Er verurteilte öffentliche Hinrichtungen als «mittelalterlich» und rief die internationale Gemeinschaft auf, sich entschlossen gegen die Todesstrafe einzusetzen.
Die öffentliche Hinrichtung eines wegen der Ermordung eines Polizisten verurteilten Mannes wurde nach Angaben von IHR in der Stadt Schiras im Südiran vollzogen. Das Todesurteil sei kürzlich vom Obersten Gerichtshof bestätigt worden.
Auf Bildern, die in den Onlinenetzwerken verbreitet wurden und angeblich von der Hinrichtung stammten, war ein Mann in Gefängniskleidung zu sehen, der mehrere Meter über dem Boden an einem Seil hing, das an einem Kran befestigt war.
Weitere Verurteilte warten auf Tod
Todesurteile im Iran werden in der Regel in den Gefängnissen vollstreckt. Aktivisten zufolge dienen öffentliche Hinrichtungen der Abschreckung, insbesondere wenn den Angeklagten die Tötung eines Vertreters der Sicherheitskräfte vorgeworfen wird.
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Nach Angaben von Iran Human Rights war zuletzt im Juni 2020 ein Verurteilter im Iran in der Öffentlichkeit hingerichtet worden. Vier weiteren Männern, die wegen Polizistenmorden zum Tode verurteilt wurden, drohe derzeit das gleiche Schicksal. Die Zahl der Hinrichtungen im Iran hat sich nach Angaben der NGO im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt.
Frau starb vor dem Galgen
Für Schlagzeilen sorgte ein Todesurteil Anfang 2021, als in einem Gefängnis die Leiche einer Frau, Zahra Ismaili, erhängt wurde. Die 42-jährige zweifache Mutter hatte beim Warten auf den Galgen einen tödlichen Zusammenbruch erlitten, als sie mitansehen musste, wie vor ihr im Morgengrauen 16 Männer erhängt wurden.
Die Frau hatte ihren Mann erschossen, um sich und ihre Tochter vor dem Scheusal zu schützen. Die Mutter des Getöteten bestand darauf, ihre Schwiegertochter zu erhängen, obwohl sie nicht mehr lebte. Sie war es auch, die der am Galgen hängenden Toten den Schemel unter den Füssen weg kickte, um sie baumeln zu sehen. (SDA/gf)