Der Iran sorgt in diesen Tagen für grausame Schlagzeilen: In einem Gefängnis ist eine verurteilte zweifache Mutter gehängt worden, obwohl sie schon tot war. Die 42-jährige Zahra Ismaili hatte beim Warten auf den Galgen einen tödlichen Zusammenbruch erlitten, als sie mitansehen musste, wie vor ihr im Morgengrauen 16 Männer erhängt wurden. Dennoch wurde ihr lebloser Körper an den Strick gebunden.
Grausam ist auch, wie es zum Todesurteil gekommen war. Zahra Ismaili war verurteilt worden, weil sie ihren Ehemann, den Geheimdienstmitarbeiter Alireza Zamani, erschossen hatte.
Doch ihr Anwalt Omid Moradi sowie Menschenrechtsgruppen erklären die Hintergründe: Zahra Ismaili habe ihren Mann in Notwehr getötet, weil er sie und ihre Tochter wiederholt misshandelt hatte.
Wurde gegen Ehemann ermittelt?
Es ist nicht bekannt, ob gegen Zamani wegen seiner angeblichen Übergriffe auf Familienmitglieder überhaupt ermittelt wurde.
Die in London ansässige unabhängige «International Organisation to Preserve Human Rights» schreibt jedenfalls in einer Erklärung: «Hätten die iranischen Behörden alle rechtlichen Verfahren eingehalten und der Angelegenheit und der Serie von brutalen Angriffen durch Alireza Zamani Aufmerksamkeit geschenkt, hätten sie Frau Ismaili von der Anklage des vorsätzlichen Mordes freisprechen müssen.»
Schwiegermutter kickte Schemel weg
Zahra Ismaili starb am Mittwoch vergangener Woche im Gohardasht-Gefängnis in Karadsch, westlich der Hauptstadt Teheran. Es war die Mutter des getöteten Ehemannes selber, die der am Galgen hängenden Toten den Schemel unter den Füssen wegkickte, damit sie ihre Schwiegertochter baumeln sehen konnte.
Der Iran gehört mit 251 Hinrichtungen 2019 und schon 42 Hinrichtungen in diesem Jahr zu den Ländern mit den meisten vollstreckten Todesurteilen. Seit dem Amtsantritt von Präsident Hassan Rohani (72) im Jahr 2013 wurden 114 Frauen hingerichtet. (gf)