Die britische Regierung hat diese Woche angekündigt, die Ukraine mit panzerbrechenden Geschossen zu beliefern, die abgereichertes Uran (DU) enthalten.
Postwendend die Drohung von Kremlchef Wladimir Putin (70): Russland werde «entsprechend reagieren, da der kollektive Westen beginnt, Waffen mit einer ‹nuklearen Komponente› einzusetzen». Auch wenn abgereichertes Uran radioaktiv ist, kann man nicht direkt von einer Nuklearwaffe sprechen.
Was ist abgereichertes Uran?
Abgereichertes Uran ist eine natürlich vorkommende Art von Uran, dem ein Grossteil – aber nicht alles – seiner radioaktiven Bestandteile entzogen wurde. Es ist ein Abfallprodukt, das bei der Herstellung von Brennstäben für Kernkraftwerke und Atomwaffen entsteht.
Wieso wird DU für Waffen benutzt?
Waffen, die mit DU angereichert werden, sind leistungs- und widerstandsfähiger. Es wird auch zur Verstärkung von Panzerungen verwendet. Das US-amerikanische Militär verwendet diese Methode bei ihren Panzern des Typs Abrams M1.
Es kann auch auf die Spitzen von Geschossen, Mörsergranaten und Panzergranaten aufgebracht werden, um Panzerungen von anderen Panzern zu durchdringen. Geschosse mit abgereichertem Uran gehen zudem nach dem Aufprall in Flammen auf, was sie noch gefährlicher macht.
Welche Waffen werden an die Ukraine geliefert?
Das britische Verteidigungsministerium erklärt, dass es den ukrainischen Streitkräften Granaten mit abgereichertem Uran für die 14 Challenger-2-Panzer liefern wird, die es nach Kiew schickt.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums werden die ukrainischen Panzerbesatzungen damit in die Lage versetzt, feindliche Ziele aus grösserer Entfernung zu beschiessen und sich so weniger dem Gegenfeuer auszusetzen.
Wie problematisch ist die Lieferung?
Laut den Genfer Konventionen von 1949 können die britischen Geschosse mit abgereichertem Uran «in einem internationalen bewaffneten Konflikt rechtmässig eingesetzt werden».
Marina Miron vom Kings College London erklärt gegenüber BBC: «Der Einsatz dieser Geschosse ermöglicht es Russland, damit zu drohen, selbst atomare Waffen einzusetzen.» Heisst: Wenn die Ukraine diese Waffen einsetzt, könnte das nach hinten losgehen.
Aber sie betont auch: «Geschosse mit abgereichertem Uran werden nicht als Atomwaffen betrachtet.» Denn die Waffen seien nicht dazu gedacht, Mensch und Umwelt zu vergiften, sondern werden wegen ihrer Fähigkeit, Panzerungen zu durchschlagen, eingesetzt.
Sind DU-Waffen also ungefährlich für Mensch und Umwelt?
Jein – die leichte Strahlung hat Auswirkungen auf den menschlichen Körper und die Umwelt. Die Uno-Generalversammlung ordnete 2007 eine Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen von Waffen mit abgereichertem Uran an, und internationale Gremien haben mehrere weitere Untersuchungen durchgeführt.
In einem Bericht des Uno-Umweltprogramms (Unep) aus dem Jahr 2022 heisst es, man sei besorgt über den möglichen Einsatz von abgereichertem Uran in der Ukraine und warne davor, dass es «Hautreizungen und Nierenversagen verursachen und das Krebsrisiko erhöhen» könne. «Die chemische Toxizität von abgereichertem Uran wird als wichtigeres Problem angesehen als die möglichen Auswirkungen seiner Radioaktivität», heisst es in dem Bericht.